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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Knobi-Souffleur. Und von sich selbst. Er konnte es kaum abwarten, den umwerfenden Erfolg seiner Erfindung zu bewundern.
    Der Eau de Knobi-Souffleur lief auf Hochtouren. Bestimmt war die Knoblauchwolke im Zelt schon ausreichend, um den Gast der Tepes' vom Schlaf direkt ins Koma zu befördern. Der Vampirjäger wartete noch fünf Sekunden. Dann hielt er es vor Neugierde nicht mehr aus. Er trat an den Jurteneingang und hob das Handtuch.
    Doch bevor er auch nur irgendetwas erkennen konnte, hörte er einen bestialischen Schrei hinter sich. Er ließ das Handtuch fallen, fuhr herum und sah ein Mädchen auf sich zufliegen. Es hatte ein Bein ausgestreckt, die Fäuste erhoben und blitzte ihn mit glühend hellroten Augen und stechend weißen, spitzen Eckzähnen an.

Knoblauchknebel
des Grauens
    K erul stand auf dem Rücken eines ausgewachsenen Maralhirsches. Er hatte die Arme ausgebreitet, federte in den Knien und der mongolische Steppenwind blies ihm ins Gesicht. Allerdings roch er etwas ungewöhnlich streng.
    Auf einmal hörte Kerul einen Schrei. Er fuhr hoch. Erst da merkte er, dass er nicht auf dem Rücken eines Maralhirsches stand, sondern in seinen Schlafteppich eingewickelt war. Um ihn herum waren nicht die endlosen Weiten der mongolischen Steppe, sondern die Tischdecken, Handtücher und Vorhänge von Elvira Tepes. Es war auch nicht der Steppenwind, der ihm ins Gesicht blies, sondern irgendeine dicke Luft aus einem komischen Schlauch mit einem Trichter am Ende.
    Mit einem Satz war Kerul auf den Beinen. Mit zwei Pirouetten hatte er sich aus dem Schlafteppich geschält. Er trat schnell aus der Jurte und stieß dabei den Schlauch mit dem Trichter hinaus. Als er sah, was sich vor der Jurte abspielte, erstarrte er in seinen Bewegungen.
    Ein Mädchen flog mit blitzenden Eckzähnen voran vom Dach des Nachbarhauses auf einen großen, schlanken Mann mit welligem blonden Haar zu. Das Mädchen trug einen engen grünen Anzug, hatte kurze, stachelige hellblonde Haare und hellrote Augen. Es sah aus wie Nara-Venja, die Schwester von Bajar. Aber Nara-Venja wohnte in Ulan-Vampor. Tausende Kilometer von Bindburg entfernt. Was machte sie im Garten der Tepes'?
    Der Mann sah aus wie der Nachbar, den Kerul erst vor einigen Tagen auf der Terrasse bei seiner Yogaübung beobachtet hatte. Jetzt hatte er allerdings eine Körperhaltung eingenommen, die eher an Kung-Fu als an Yoga erinnerte.
    Nara-Venja stieß mit einem Schrei auf den Mann herab. Der Mann machte aus dem Stand heraus eine Drehung und schleuderte Nara-Venja sein ausgestrecktes Bein entgegen. Die Vampgolin wich in letzter Sekunde aus. Beinahe wäre sie vor die Hauswand geflogen. Sie klammerte sich kurz an die Dachrinne, dann ging sie zum nächsten Angriff über.
    Kerul war klar, dass ein Mensch gegen eine Drakung-Fu-Meisterin keine Chance hatte. Hätte Nara-Venja es gewollt, hätte sie den Menschen längst beißen, aussaugen und seine leblose Hülle zurücklassen können. Doch die Regeln des Drakung-Fu besagten, dass man den Gegner schätzen, ehren und in Würde aus dem Kampf gehen lassen soll.
    Allerdings musste Kerul zugeben, dass sich der Nachbar gar nicht so schlecht schlug. Zumindest für einen Menschen. Anscheinend beherrschte er ein paar Kung-Fu-Techniken. Er wirbelte herum, sprang in die Höhe, trat kraftvoll mit den Beinen und fuchtelte blitzschnell mit den Armen, wie man es bei seiner Größe und seinen Genen nicht erwartet hätte.
    Nara-Venja hingegen bewegte sich immer langsamer und schwerfälliger. Einmal flog sie komplett an ihrem Gegner vorbei, ein anderes Mal stieß sie mit der Handkante nur gegen den Gartenstuhl, hinter dem sich der Nachbar versteckte. Bald flog sie gar nicht mehr, sondern taumelte nur noch durch den Garten. Die Arme hingen wie zwei Waschlappen herab, die Beine knickten immer wieder ein. Ihre hellroten Augen waren verschwommen.
    Was war nur mit ihr los? Sie war eine der besten Drakung-Fu-Kämpferinnen von Ulan-Vampor. Und jetzt ließ sie sich von einem Menschen in die Knie zwingen? Es schien fast so, als hätte der Mensch ihr die Sinne geraubt, sie vollkommen benebelt.
    Erst da bemerkte Kerul den markanten Geruch. Seine Nasenflügel bebten, als er ihn tief in sich aufnahm. Knoblauch! Kein Zweifel. Frischer, stinkender Knoblauch. Eine riesengroße Wolke davon nebelte den ganzen Garten ein. Und sie kam von ...
    Kerul griff nach dem Schlauch mit dem Trichter. In dem Moment taumelte Nara-Venja auf Kerul zu. Sie hielt sich eine Hand vor die Nase, ihre

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