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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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unter den Stoßboden gerammt werden können, wird die Rohrerhöhung oder das Absenken des Rohres bewerkstelligt, was je nach Position des Schiffes dem Kanonier das Anvisieren des feindlichen Schiffes ermöglicht. Am vorderen und hinteren Ende der Lafette sind einfache Rollen angebracht. Das vordere Rollenpaar ist in seinem Durchmesser so bemessen, daß die Krümmung des seitwärtigen Decks exakt ausgeglichen wird. Die Rohre lagern während der Reise ohne Feindberührung festgezurrt in waagrechter Position. Damit die Lafetten sich nicht selbständig machen, sind sie mit schweren Sicherungstauen an Ringen vertäut, die durch die Bordwand verbolzt sind. Dieses Brooktau bremst nach dem Abfeuern die Rückwärtsbewegung der Lafette ab und blockiert spätestens mittschiffs das Zurückrollen vollständig. Das Ausrennen des Geschützes geschieht mit dem Anziehen eines seitlich an der Lafette eingehängten Takelpaares.
    »Sir Adam!« wendet sich Hawkins an mich. »Was würdet Ihr empfehlen. Ist es ratsam, geschlossen eine Breitseite abzufeuern, oder in Gruppen zu feuern?«
    Die Frage überrascht mich, da ich ein Seegefecht noch nie erleben konnte.
    »Eine schwierige Frage für mich. Dennoch meine ich, sollte man in Gruppen feuern, um so ein ständiges Feuer auf den Gegner zu unterhalten.«
    Hawkins nickt bestätigend:
    »Genauso sehe ich das auch!«
    »Die Geschützbedienung muß sicher gut eingespielt sein«, schiebe ich nach.
    »Darauf kann ich nur antworten, mein lieber Sir Adam, daß nichts unmöglich ist, wo Disziplin und Ordnung herrschen!«
    Im nächsten Augenblick vernehme ich zum ersten Male die Kommandos der englischen Gunneries:
    »Silence!«
    Die durchdringende Kommandostimme von Job Hortop dröhnt über die Kuhl. Sofort verstummen alle Stimmen auf der Pupp. Schnell eilen wir nach vorn, um das Exerzieren zu beobachten.
    Die Geschützbedienungen legen Ansetzer, Schwamm, Zieher und Wischer neben den Rohren in Reichweite auf Deck ab.
    »Cast loose the gun!«
    Vor unseren Augen werden in Windeseile Befestigungstaue losgeworfen und die Mitte des Brooktaues über die Traube gezurrt.
    »Load with cartridge!«
    Attrappen von Pulverkartuschen werden nun in das Rohr eingeführt, danach ein Ladepfropfen und beide mit dem Ansetzer festgerammt. Die Männer führen die Handgriffe aus, als ob sie es mit einer echten Ladung zu tun hätten. Der Geschützführer sticht seinen Zündlochbohrer ins Zündloch und brüllt »Home«, sobald die Kartusche am Ende der Bohrung anstößt.
    »Shot your guns!«
    Die Matrosen heben die Eisenkugeln aus ihren hölzernen Pfannen neben der Reling und simulieren das Einführen.
    »Ram home shot and wade!«
    Kugel und Ladepfropfen werden festgerammt und mit zwei zusätzlichen Stößen mit dem Ansetzer versehen.
    »Run out your guns!«
    Mit einem Zug an den Takeln, deren Enden gleich in Buchten aufgeschlossen werden, rollen die Saker in Abschußposition.
    »Level your guns!«
    »An diesem Punkt wird sich jede Schlacht entscheiden«, bemerkt Hawkins, der direkt neben mir an der Reling der Pupp steht. »Was meint Ihr dazu, Sir Adam?«
    Im selben Augenblick wird mir klar, was er abzufragen gedenkt. Die Eigenbewegung des Schiffes muß beachtet werden. Wir befinden uns auf schwankendem Boden. Die Männer schieben die Keile unter das Bodenstück und visieren hinaus auf das Meer.
    »Das Rollen des Schiffes muß mit berücksichtigt werden!«
    »Wann würdet Ihr die Lunte senken? Während der Auf- oder der Abwärtsbewegung?«
    »Eine schwere Frage für mich, da ich mich mit diesem Problem noch nie befaßt habe.«
    »Na, denkt ein wenig nach. Doch begründet mir bitte Eure Ansicht.«
    »Point your guns!« brüllt Hortop unter mir.
    Die Männer üben durch Versetzen der Keile die Erhöhung der Rohre, wie es der Geschützführer angibt.
    Nach intensivem Betrachten der Kimm, einschließlich der Bewegung der S AMPSON und der Vorstellung, ein feindliches Schiff in Lee zu haben, entscheide ich mich:
    »In der Luvposition würde ich während der Abwärtsbewegung die Kugel lösen, weil damit die Chance, einen Rumpftreffer beim Feind zu erzielen, größer ist.«
    »Großartig! Ihr könntet Hortop sofort ersetzen.«
    »Zuviel der Ehre. Hierin fehlt mir einfach die Erfahrung.«
    »Ich habe den Eindruck, sie wächst bei Euch in diesen Momenten rasend schnell.«
    »Fire!«
    Ein Knall bricht steuerbord, genau unter uns, unerwartet los, und läßt uns zusammenfahren! Hawkins blickt Cumberland an, dieser sieht hinunter zu Hortop

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