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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Obwohl nur die Hälfte der Segel gesetzt sind, schießt die S AMPSON der Medwaymündung entgegen.
    »Brecher in Luv voraus! Kein Schiff in Sicht!« hören wir vereinzelt Meldungen zur Pupp heraufschallen. Cumberland und auch Hawkins prüfen mit aller Sorgfalt die Windrichtung. Sollte der Wind wider Erwarten nach Passieren der Mündung umspringen, kann das jederzeit zur Folge haben, daß die S AMPSON unversehens auf Legerwall driftet. Ein mächtiger Schwell steht auf der Einfahrt, der die Wellen gleich um mehr als zwei Meter höher wachsen läßt. Die S AMPSON schneidet die hohen Wellen, ohne an Fahrt zu verlieren.
    Cumberland sieht sich nach dem Wachoffizier um:
    »Master Winfield, bitte Kurs Ost!«
    Pfeifen schrillen, Befehle werden ausgesungen. Die Männer eilen an die Brassen, da das Ruder zum Abfallen gelegt wird. Der Horizont weitet sich von Minute zu Minute – wir haben den Kanal direkt voraus. Etwa zwei Meilen querab backbordbug versuchen einige Küstensegler in die Themse einzusickern. Da sie direkt gegen den Wind ankämpfen müssen, bedeutet daß für die kleinen Schiffe stundenlanges Ankreuzen. Cumberland wendet sich erneut an seinen Ersten Offizier:
    »Lieutenant Winfield. Lassen Sie alle Segel setzen!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Ein Segel nach dem anderen bläht sich im achterlich einfallenden Wind. Die S AMPSON beginnt, vor dem Wind laufend, ihre höchste Fahrt zu erreichen.
    »Aufbrassen!« ergeht Befehl an die Männer.
    Matthew beginnt vor Begeisterung mit den Fäusten auf die Reling zu trommeln:
    »Sie fliegt! Ja, wahrhaftig, sie fliegt!«
    Ich spüre, wie die Verbände anfangen zu vibrieren. Nur Hawkins behält seine Begeisterung für sich.
    »Laßt bitte Klarschiff zum Gefecht befehlen«, wendet er sich an Cumberland.
    »Klarschiff zum Gefecht!« ergeht die Weisung an die Offiziere. »Geschützführer an Deck!«
    Männer mit roten Schals um die Taillen nehmen Aufstellung. Um sie herum gruppieren sich jeweils zwei Maate und zwei Matrosen, die aufgrund ihrer Geräte, die sie in den Händen halten, erkennen lassen, welche Aufgabe sie am Geschütz zu erfüllen haben. Die Zusammenstellung der Geschützbedienung ist dieselbe wie auf den Spitalfields. 28 Fünfergruppen zähle ich am Ende. 28 Geschütze trägt die S AMPSON , auf jeder Seite 14 Rohre. Für ein 300-Tonnen-Schiff eine äußerst starke Armierung. Mit jedem Tonnagenzuwachs wird sich jedoch nicht nur die numerische Aufstellung von Kanonen erhöhen, sondern es erhöht sich auch gleichzeitig die Aufstellung von Rohren mit größeren Kaliberstärken auf den Decks und somit die Feuerkraft der Breitseiten. Die S AMPSON bildet mit ihrer Größe ein ideales Beispiel für zukünftige Neubauten. Ein 600-Tonnen-Schiff würde somit mühelos 48 Geschütze von mehrheitlich 18- und 24pfünder Culverinen tragen können.
    Das Risiko von Fehlplanungen ist dadurch erheblich reduziert. Somit haben wir im Geschützdeck der S AMPSON zehn 9pfünder Halbschlangen und vier 18pfünder Feldschlangen aufgestellt. Auf dem Großdeck acht 6pfünder Saker, dazu vier kleine 4pfünder Minions in den Aufbauten und zwei Saker im Heck. Allesamt in Mayfield Furnace geboren.
    Hawkins steht bei Cumberland und schätzt die Zeit, die uns noch verbleibt, bis wir bei Margate auf eine Hulk treffen werden, die in diesen Stunden für uns aufs Meer geschleppt wird, damit wir sie mit unseren Batterien versenken können.
    »Job Hortop!« ruft Hawkins zu seinem obersten Stückmeister in die Kuhl hinunter. »Beginnt mit dem Geschützexerzieren!«
    Sofort kommt der Befehl an die Geschützbedienungen:
    »An die Rohre!«
    In weniger als zehn Sekunden stehen auf der Kuhl die Männer an den Rohren. Der Rest eilt, wie mit dem Messer geteilt, einmal unter die Back, zum anderen unter die Pupp, wo sich die Niedergänge zum Geschützdeck befinden.
    Meine Geschütze liegen auf hölzernen Wagen, die aus Ulmenholz gearbeitet sind. Die Schildzapfen der Rohre ruhen in halbrunden Vertiefungen, die in den seitlichen Teilen der Lafette eingearbeitet sind. Darüber sind ebenfalls halbrunde Eisenbänder geschlagen, die verhindern, daß sowohl beim Abfeuern als auch bei schwerem Seegang die Rohre aus den Lafetten herausspringen können. Die seitlichen Wangen fallen nach hinten stufenförmig ab.
    Die Stufen erfüllen einen besonderen Zweck. Normal liegen die Rohre mit dem Stoßboden auf einem hölzernen Querbalken, der über die vorletzte Stufe gelegt ist und das Rohr in waagerechter Position fixiert. Mit Keilen, die

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