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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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achteraus liegt. Schnell gehe ich zu ihm:
    »Wie beurteilt Ihr die Wirkung?«
    »Hervorragend! Jedes Geschütz hat getroffen! Das war die erste wichtige Probe. Die meisten Kugeln Eurer Geschütze haben den Rumpf völlig durchschlagen, obwohl ich angeordnet hatte, daß drüben auf der Hulk der Rumpf verstärkt werden soll. Die Splitterwirkung war klar an der Wolke von Sägemehl zu erkennen, die das Wrack einhüllte!«
    Kaum hat er seine Ausführungen beendet, wendet er sich direkt an Winter:
    »Ich bestehe darauf, daß unsere Beobachtungen von Euch bestätigt werden. Ansonsten setzen wir sofort über!«
    Winter würdigt Hawkins mit keinem Blick:
    »Ich sehe, daß sie immer noch schwimmt!«
    »Die Beobachtungen, Sir William!« kommt es agressiv zurück.
    »Ich lasse mir von Euch nicht vorschreiben, was ich zu sehen habe.«
    »Gut, dann notieren wir es eben. Fähnrich!«
    Kurz darauf läßt Hawkins die gemachten Beobachtungen schriftlich festhalten.
    »Wir werden später alle unterzeichnen! So! Und nun versenken wir sie.«
    Durch den Vorfall auf der Pupp hat die S AMPSON sich ein wenig weiter von der Hulk entfernt als beabsichtigt. Die Kanoniere werden die Verschnaufpause begrüßt haben.
    »Klar zur Wende!«
    »Zielt auf die Wasserlinie!«
    Kurz darauf Donnern die Salven zum zweiten Male an Steuerbord.
    Ich sehe neben kleineren Wassersäulen zwei dicke Wasserfontänen direkt am Rumpf emporsteigen.
    »Das waren die beiden 18pfünder!« reagiere ich spontan.
    »Das war der Todesstoß für das Wrack!« bestätigt Hawkins.
    »Sie beginnt zu sinken!« vernehme ich Cumberland freudig. »Ein schönes Erlebnis, Adam, nicht wahr?«
    »Bei der heiligen Barbara, ein wunderbares Erlebnis!«
    »Ihr Schicksal ist endgültig besiegelt!« bemerkt Matthew.
    »Klar zur Wende!«
    Die S AMPSON läuft zum vierten und letzten Male an.
    »Feuer einstellen! Sie sinkt!«
    Ehrfürchtig blicken wir hinüber. Matthew hat feuchte Augen, als ich ihn ansehe:
    »Immer wenn ich ein Schiff sinken sehe, und sei es auch noch so verrottet, fühle ich, wie mir der Brechreiz bis zu den Zähnen steigt.«
    »Ich kann dich verstehen. Da du sie erbaust, mußt du gegen ihre Henker sein.«
    »In etwa hast du es erfaßt, mein Freund. Trotzdem, wir haben unsere Aufgaben mehr als erfüllt. Darauf können wir stolz sein.«
    »Ich bin es, Matthew!«
    »Keine Verletzten! Kein Schaden am Schiff!« meldet der Erste Offizier.
    Der Schiffskopf hat den Wellen das Blut verweigert und den eigenen Kanonieren der S AMPSON keine einzige Wunde zugefügt. Die neue Galeone ist geboren …
    Gegen vier Uhr nachmittag liegt die Mündung des Medway River querab, den wir von Norden her ansteuern. Der Wind hat etwas abgeflaut, bläst aber immer noch stetig aus West.
    »Achtung! Schiff kreuzt Kurs Backbordbug!« kommt es vom Fockmast herunter. Matthew späht nach dem schlanken Schiff, das gerade voraus unseren Kurs kreuzt.
    »Das gibt es doch nicht!« schreit er erregt. »Das ist doch meine P ELICAN ! Seht nur, wie schön sie wieder ist …«
    Alles blickt zum Bug vor.
    »Es ist die G OLDEN H IND !« bestätigt Hawkins.
    »P ELICAN !« korrigiert Matthew, der sich wohl nie an den neuen Namen gewöhnen wird.
    »Sie fährt in die Themse ein!« bestätigt Cumberland.
    Nur Winter bleibt stumm wie ein Fisch, den Abschlußbericht der Erprobung der S AMPSON , mit unseren Unterschriften darunter, der Not gehorchend in seinem Wams tragend.
    Hawkins wischt sich über seinen Bart und nickt ahnungsvoll mit dem Kopf.
    »Ist Drake auf dem Schiff?« frage ich ihn.
    »Er ist sicher darauf.«
    »Dann wißt Ihr mehr darüber?«
    Im selben Moment, fällt ein schräger Strahl der Sonne durch die Wolken auf die G OLDEN H IND und läßt ihre frischen Farben leuchten.
    »Er segelt mit ihr zu einem persönlichen Höhepunkt. Der Schlag, den er erwartet, wird ihn weit aufrichten …«
    Die Deutung seiner Worte bleiben mir ein Rätsel.

Dienstag,
der 4. April
    Im Morgengrauen waren wir von Chatham aufgebrochen.
    Selbst beim Stapellauf der S AMPSON habe ich Matthew Baker noch nie so elegant gesehen: Wams und Hosen aus mitternachtsblauem Samt, dessen schneeweißes Seidenfutter durch die Schlitze an Ärmeln und Hosen hervorpluderte, weiße Seidenstrümpfe, eine kleine, sorgsam gefältelte Halskrause, fransenbesetzte Stulphandschuhe, einen kurzen, silberbestickten Mantel, fein ziseliertes Silber an den Schuhschnallen und dem Degengefäß, eine Diamantagraffe am Samtbarett mit einer wallenden weißen

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