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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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bedrängen den König, verfluchen ihn:
    »Denk in der Schlacht an uns und fallen laß
dein abgestumpftes Schwert! Verzweifl’ und stirb!«
    »Ihr müßt sofort weg! Rettet Euch! Die Katholischen haben auch Mörder ausgeschickt gegen alle Gießer, Schiffsbauer und Kapitäne des Landes! Adam, du mußt an einem sicheren Ort Zuflucht suchen!« drängt mich Ysabel.
    Und Raleigh zetert entsetzt:
    »Die Damen, sie müssen unerkannt zurück nach Hampton Court! Lord Cumberland, Sir Adam, Ihr müßt alles tun …«
    »Ihr müßt alles tun, daß Walsingham die Nachricht aus Paris so schnell wie möglich erhält!« unterbricht ihn Ysabel heftig.
    »Wir müssen hier raus!« quiekt Raleigh. Doch George Clifford widerspricht energisch:
    »Wenn vor dem Theater tatsächlich Mörder auf uns warten sollten, dann laufen wir ihnen jetzt direkt in die Arme. Wir müssen bis zum Ende der Vorstellung warten und dann versuchen, gedeckt vom Schwall der Zuschauer zu entkommen. Das ist unsere beste Chance! Sir Walter: Ihr seid für die Damen verantwortlich. Ihr geht als erster. Nehmt vier unserer Leibwächter, und versucht mit unserem Boot nach Hampton Court zu kommen.
    Ihr, Ysabel, Sir Adam und ich mit den restlichen Leibwächtern versuchen, Barn Elms zu erreichen. Falls wir getrennt werden sollten: jeder für sich allein und ohne Rücksicht auf die anderen!«
    »Und was wird aus mir?« läßt sich Phineas Pett aus dem Hintergrund vernehmen.
    »Euch mag der Teufel holen. Seht, wie Ihr allein zurechtkommt«, zischt ihn Cumberland an.
    Zum Glück brauchen wir nicht mehr lange zu warten. Drunten auf der Bühne geht das Spiel zu Ende.
    »Ein Pferd, ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd!«
    Dann fällt Richard III. unter den Schwertern seiner Gegner. Earl Richmond und das Gute haben gesiegt.

    Donnernder Applaus der Groundlings, in dem die letzten Sätze Richmonds untergehen, begleitet den Tod des schurkischen Königs. Die Schauspieler treten an die Rampe, verneigen sich. Richard III. steht auf, wird begeistert gefeiert. Aus dem Hintergrund kommen all die »Toten« hervor, gesellen sich zu ihm und den »Überlebenden«. Würste, Brötchen, ein paar Blumen fliegen auf die Bühne, aus den oberen Rängen von den besseren Zuschauern prasseln Münzen auf das Podest hinab. Auch wir klatschen begeistert, werfen Münzen. Doch dann ziehen wir uns rasch zurück.
    »Also, wie besprochen«, kommandiert George Clifford leise. »Sir Walter, Ihr geht zuerst und schafft die Damen sicher nach Hampton Court zurück. Sir Adam, Ysabel und ich schlagen uns nach Barn Elms durch, entweder auf dem Fluß oder zu Fuß.«
    Raleigh verschwindet mit Susan und Bess Throckmorton, gefolgt von vier der Leibwächter, die enge Treppe hinunter zum Ausgang.
    Cumberland schaut Ysabel und mir noch einmal fest in die Augen:
    »Keine Rücksicht auf die andere Gruppe! Und keine Rücksicht untereinander! Wenn einer zurückbleibt – dann bleibt er eben zurück. Einer von uns muß durchkommen zu Walsingham! Also, los!«
    Voran zwei Waliser, dann Cumberland, ich und Ysabel. Die Rechte am Degengriff, die Mäntel locker um den linken Arm geschlungen, beginnen wir den Abstieg. Wir tauchen in die lachende, schwatzende, gestikulierende Menge der Theaterbesucher ein, die aus dem Tor hinausströmt, lassen uns mittreiben.
    »Raleigh müßte es eigentlich bereits geschafft haben«, beruhigt mich George Clifford.
    Jetzt sind wir unter dem Tor, versuchen draußen im nächtlichen, nur von tanzenden Fackeln und Laternen erhellten Dunkel etwas zu erkennen. Eine dicke Marktfrau und ein Würstchenverkäufer mit seinem leeren Kessel drängeln sich zwischen Cumberland und mich.
    Dann sehe ich in meinem rechten Augenwinkel eine kleine Stichflamme zucken, der Schuß eines Pistols knallt. Menschen kreischen auf, drängeln in Panik vorwärts und rückwärts. Ich reiße meinen Passauer Wolf aus der Scheide. Der Wurstkessel rollt mir fast zwischen die Beine. Mit einem Tritt stoße ich ihn weg. Vor mir geht ein Mann, von Cliffords Degen getroffen, zu Boden.
    Eine blanke Klinge fährt auf mich zu. Ich will parieren – werde zur Seite gestoßen. Ysabel wirft sich dem Angreifer entgegen, versucht die Waffe mit bloßen Händen abzufangen.
    Zwei weitere Männer dringen gleichzeitig auf uns ein. »Jesus-Maria!«, ertönt der alte katholische Schlachtruf.
    Ich sehe Cumberland vorne zögern, sich umdrehen.
    »Weiter, George!« rufe ich aus Leibeskräften.
    Ysabel und der erste Angreifer sind zu Boden gestürzt.
    Zwei

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