Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
Vom Netzwerk:
Degenklingen zischen auf mich zu, die eine tief auf den Unterleib, die andere auf meine Brust gerichtet. Ich weiche der ersten mit einer Passata sotto nach unten aus, fange die zweite mit einer einfachen Terzparade auf und wirble sie dem Angreifer mit einer Schleuderbattuta aus der Hand.
    Ich sehe die Klingenspitze des ersten Angreifers von unten herauf auf meine Kehle zustoßen. Ich sehe meinen eigenen Passauer Wolf, statt in einer Primparade nach unten zu schlagen, durch den Schwung der Battuta noch nach oben steigen.
    »Wie lächerlich, im Dreck vor dem Tor eines Theaters zu verrecken«, schießt es mir durch den Kopf.
    Ein schmaler, gebogener Stahl zischt an meiner Rechten empor, fegt die tödliche Klingenspitze weg, schlägt quer ins Gesicht des Angreifers. Fäuste reißen mich an den Schultern zurück in die Sicherheit des Theatereingangs.
    Neben meinem Ohr knallt ein Pistolenschuß. Mein Retter springt an mir vorbei, reißt Ysabel hoch; er muß seine Waffe fallen lassen, um ihre wild mit einem schmalen Dolch um sich stechende Hand festzuhalten, zieht sie ebenfalls zurück in die Sicherheit. Hinter uns kommen Schauspieler angestürmt, die ihre Theaterwaffen schwingen. Edward Alleyn, noch im Harnisch des dritten Richards, schreit entsetzt:
    »Was, in Gottes verdammtem Namen, ist passiert? Sir Adam, seid Ihr verletzt? Wo ist Lord Cumberland und wo Sir Walter Raleigh?«
    Hoffentlich in Sicherheit und auf dem Weg nach Hampton Court und zu Walsingham, bete ich innerlich und sehe mich hastig um. Mein Retter hält im linken Arm noch immer meine totenblasse Ysabel fest und redet schnell in einer mir unbekannten Sprache auf zwei kräftige Männer ein, von denen einer seine Waffe zurückgeholt hat, während der andere gerade ein Pistol nachlädt. Cumberland und Raleigh sind verschwunden. Zwischen dem Unrat draußen drei reglose Körper. Der eine, nahe beim Eingang, starrt mit blicklosen Augen in den nächtlichen Himmel, Blut sickert noch immer aus seiner Kehle – es ist der Mann, auf den sich Ysabel gestürzt hatte. Weiter entfernt sehe ich jenen, den Clifford niedergestochen hatte, und nahe dabei erkenne ich die Leiche eines unserer Leibwächter. Die restlichen Angreifer, auch der, den der Degenhieb ins Gesicht getroffen hatte, sind verschwunden.
    »Es scheint wieder ruhig zu sein«, stellt mein Retter, angestrengt in die Dunkelheit spähend, fest. »Trotzdem solltet Ihr jetzt da nicht hinausgehen. Gibt es einen Hinterausgang des Theaters?« wendet er sich fragend an Alleyn.
    Der schwarzbärtige Direktor der Theatertruppe scheint nur auf sein Stichwort gewartet zu haben. Er beginnt, mit seinem weit tragenden Baß Befehle zu geben:
    »Will, Pitt, Jamy, ihr bringt die Herrschaften in den tiring room. Polly soll sich um die Dame kümmern. Rick, Philipp, Johnny, Dago, ihr schafft die Leute, die noch im Theater sind, hinaus und schließt dann ab. Thibaut, Mort, Chris, ihr schaut euch draußen in der Umgebung um. Henry und Wilfred, ihr rennt zum Fluß hinunter und haltet Ausschau nach Mylord Cumberland und Sir Walter Raleigh. Patrick, Odo, Jack, Norman, Andy, ihr lauft in alle Kneipen der Umgebung: Beruhigt die Leute! Bier, Wein, Schnaps auf meine Rechnung für alle Theaterbesucher – verdammt, solche Zwischenfälle sind nichts fürs Geschäft!«
    Mit einer tiefen Verneigung trete ich vor meinen Retter, einen kleinen, schlanken Herrn mit hohen Backenknochen, schmalen Augen und lang über die Mundwinkel herabhängendem Schnurrbart:
    »Ich möchte mich bei Euch bedanken, daß Ihr …«
    »Nicht doch, Sir Adam, es war mir eine Ehre, Euch und Doña Ysabel behilflich sein zu dürfen!«
    »Ihr wißt meinen Namen?«
    »Wer würde den größten Geschützgießer Europas nicht kennen, Sir Adam? Allzumal ich die Absicht hatte, Euch in den nächsten Tagen ohnehin aufzusuchen.«
    »Wie das?«
    »Ich wollte Euch einen Brief Eures Bruders Ulrich überbringen - er ist ein bedeutender Mann in meiner Heimat geworden. Erlaubt, daß ich mich vorstelle: Vladyslav Graf Rzeszówski aus Krakau, Gesandter Seiner Majestät des Königs von Polen. Aber wir reden und vergessen Doña Ysabel!«
    Als ich sie in meinen Arm ziehen will, verzerrt sich ihr Gesicht.
    »Hast du Schmerzen?«
    »Es ist nichts«, versucht sie tapfer zu antworten, während Tränen in ihre Augen steigen.
    Vorsichtig nehme ich sie auf die Arme.
    »Kümmere dich nicht um mich, du mußt zu Walsingham!« kommt es schwach über ihre Lippen.
    »Einen Teufel muß ich! Erst will ich wissen,

Weitere Kostenlose Bücher