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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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eigenen Kenntnisse von London halten sich in recht bescheidenen Grenzen.
    »Habt Ihr einen zuverlässigen Führer durch die Stadt?« frage ich deshalb Edward Alleyn. Der ruft den jungen Mann zu sich, der vorhin den Buckingham gespielt hatte: »Will, Sir Adam braucht einen Führer«, und mir erklärt er: »Will ist nicht nur ein hervorragender Schauspieler und Dichter, er hat sogar Verstand und ist zuverlässig. Ihm könnt Ihr vertrauen. Eure Lady ist bei uns hier in besten Händen.«

    Inzwischen waren die verschiedenen Schauspieler, die Alleyn ausgeschickt hatte, nach und nach wieder eingetroffen. Thibaut, Mort und Chris, die sich in der näheren Umgebung umsehen sollten, hatten nicht Verdächtiges mehr bemerkt. Gewiß, die Leute waren noch aufgescheucht, doch das reichliche Freibier in den umliegenden Kneipen beruhigte die Gemüter Zusehens. Henry und Wilfred, die zur Themse hinunter die Lage erkundet hatten, konnten vermelden, daß Sir Walter Raleigh samt den beiden maskierten Damen sicher das Boot erreicht hatten, mit dem wir von Deptford gekommen waren, und flußaufwärts davongefahren sei. Wenig später war Lord Cumberland am Ufer erschienen, hatte kurzerhand ein Ruderboot requiriert und war ebenfalls themseaufwärts entschwunden.
    Zumal die letzte Nachricht läßt mich in meiner Entscheidung schwanken. Sir Francis Walsingham würde zweifellos von Cumberland Ysabels Nachricht übermittelt bekommen. Ich würde deshalb lieber bei meiner verletzten Lebensgefährtin bleiben. Doch Ysabel will davon nichts wissen:
    »Niemand weiß, ob Clifford wirklich sein Ziel erreicht, und die Nachricht muß zu Walsingham!«
    Also werde ich mich doch auf den Weg machen. Will Shakespeare hat unterdessen in den Theaterrequisiten herumgekramt:
    »Zieht das bitte an, Sir Adam, damit man Euch nicht so leicht erkennt.«
    Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf. Was der junge Mann mir da entgegenhält, ist ein giftgrüner Mantel und ein strohgelber Hut mit langer, weißer Feder. Er selbst hat sich in einen scharlachroten Mantel gehüllt und sich eine rot-blau-karierte Mütze auf den Kopf gestülpt.
    »Gott im Himmel«, stöhne ich. »Damit sind wir so unauffällig wie zwei Papageien in einem Schwarm Tauben!«
    Doch Will überzeugt mich: »Eben deshalb! Kein Mörder und Attentäter wird sich nach uns umdrehen, wenn wir so über die London Bridge stolzieren, weil sie nach Leuten Ausschau halten, die sich dunkel gekleidet ängstlich in die Schatten von Häuserecken und Torbogen drücken.«
    Dem Argument ist eine gewisse Logik nicht abzusprechen. Trotzdem hämmert mein Herz zum Zerspringen, als wir zwanzig Minuten später mit äußerlich gelassenem, zielsicherem Schritt, die Hand verdeckt am Degengriff, die enge Straßenschlucht zwischen den hohen Häusern, mit denen die London Bridge zu beiden Seiten bebaut ist, passieren. Doch außer, daß uns Hunde nachkläffen, Kinder anbetteln, Hausierer und fliegende Händler ihre Waren aufzudrängen versuchen, Kärrner uns unflätig beschimpfen, wenn wir ihren Wagen nicht schnell genug ausweichen, schenkt uns tatsächlich niemand weiter Beachtung.
    Auf der Gracechurch Street nach Norden marschierend überqueren wir zunächst die Thames und Tower Street, biegen dann nach links in die Lombard Street ein, um an der St.-Pauls-Kirche vorbei durch das Tor entweder von Ludgate oder von Newgate die Stadt zu verlassen und über die Fleet Street am Temple vorbei zunächst nach Westminster und von dort aus durch die Themseauen weiter nach Barn Elms zu gelangen. Mein Führer hat überschlagen, daß wir für die rund acht Meilen gut drei Stunden würden tüchtig marschieren müssen.
    Wären die Umstände anders, könnte dies ein gemütlicher Spaziergang sein. Ich würde ihn mit vollen Zügen genießen, zumal in Gesellschaft meines jungen Begleiters. Von jeder Straße, jedem Platz, ja fast von jedem Haus weiß er Geschichten und Geschichtchen aus Englands Vergangenheit zu berichten, von glänzenden Festen, ritterlichen Taten und grausigen Morden. Dazwischen zitiert er Julius Caesar und Marcus Antonius, plaudert über ein junges Liebespaar aus Verona, das wegen irgendwelcher Familienzwiste, die ich nicht recht mitbekomme, einen tragischen Tod fand, über einen maurischen Admiral aus Venedig, der aus Eifersucht seine Gattin erwürgte, über einen Dänenprinzen, dessen Verlobte irrsinnig wurde und der, nachdem er aus Rache Mutter und Stiefvater erschlagen hatte, ebenfalls gewaltsam ums Leben kam …
    »Weshalb so viel

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