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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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einer der maskierten Damen in den Hintergrund verzogen hat und Phineas Pett sich ungeniert über Wein und Essen hermacht.
    Edward Alleyn tritt auf die Bühne. Sein dröhnender Baß schafft sich schnell Gehör:
    »Ladies und Gentlemen, die Schauspieltruppe des Admirals, unterstützt von der Truppe des Earl of Pembroke, hat heute abend das Vergnügen, Euch ein neues Stück präsentieren zu dürfen! Geschrieben hat das Stück unser junger Kollege Will Shakespeare aus Stratford-on-Avon, der heute abend den Buckingham spielen wird.«
    Auf einen Wink Alleyn tritt ein junger, schlanker Mann kurz auf die Bühne, verneigt sich knapp und zieht sich wieder zurück.
    »Das Stück, das wir spielen, handelt von Aufstieg und Untergang des letzten der Plantagenet-Könige auf Englands Thron, dem schurkischen RICHARD III.!«
    Erneute Fanfarenstöße übertönen den noch recht verhaltenen Applaus.
    Edward Alleyn hat die Bühne nicht mehr verlassen, doch als er jetzt wieder an die Rampe tritt, hat er sich völlig verändert: er hinkt deutlich, sein linker Arm scheint verkrüppelt, seinen Rücken verunziert ein Buckel:
    »Nun ward der Winter unsers Mißvergnügens
Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks;
Die Wolken all, die unser Haus bedräut,
Sind in des Weltmeers tiefem Schoß begraben.
Nun zieren unsre Brauen Siegeskränze,
Aus rauhem Feldlärm wurden muntre Feste.
Der grimmige Krieg hat seine Stirn entrunzelt,
Und statt zu reiten das geharn’schte Roß,
Hüpft er behend in einer Dame Zimmer
Nach üppigem Gefallen einer Laute.
Doch ich, zu Possenspielen nicht gemacht,
Noch um zu buhlen mit verliebten Spiegeln;
Ich, roh geprägt, entblößt von Liebesmajestät,
Ich, um dies schöne Ebenmaß verkürzt,
Entstellt, verwahrlost, vor der Zeit gesandt
In diese Welt des Atmens, halb kaum fertig
Gemacht, und zwar so lahm und ungeziemend,
Daß Hunde belln, hink’ ich vorbei:
Ich nun, in dieser schlaffen Friedenszeit,
Weiß keine Lust, die Zeit mir zu vertreiben.
Und darum, weil ich nicht als Verliebter
Kann kürzen diese fein beredten Tage,
Bin ich gewillt ein Bösewicht zu werden …«
    Ein schrilles Pfeifkonzert der Groundlings quittiert seinen letzten Satz. Ich lehne mich in meinem Sessel zurück. O ja, die Sprache dieses jungen Mannes hat Kraft und Klang. Aber wie die Handlung weitergehen wird, das weiß ich jetzt schon, hab sie dutzendmal bei halb kirchlichen, halb weltlichen Theateraufführungen gesehen. Gleich wird der Teufel mit Pferdefuß, Hörnern und Bocksschwanz mit einer Rauchwolke aus der Versenkung geschossen kommen und dem Bösewicht seine Schurkereien einblasen. Dann wird auf der anderen Seite eine edle Jungfrau oder ein weiser Eremit erscheinen, von Engeln umgeben, um ihm Widerpart zu bieten. Erbauliche und moralisch belehrende Gespräche werden hin und her gehen, der Schurke wird allerlei Ränke spinnen, der Teufel grunzen und blöken, die Engel Halleluja singen, und schließlich wird der Bösewicht vom Teufel in die Hölle hinuntergeschleppt.
    Mein Interesse an dem Geschehen auf der Bühne erlahmt schlagartig, erwacht freilich sogleich wieder, wenn auch in anderer Richtung, denn eine schmale Hand hat sich auf mein Knie gestohlen. Ich wende mich um. Hinter mir ist eine der maskierten Gestalten nahe herangerückt, und als ich in die Schlitze ihres Visiers blicke, blitzen mich die vergnügten Augen Susan Pocklingtons an.
    »Ihr hier? Ich dachte die Königin wache so eifersüchtig über die Tugend ihrer Hofdamen, daß sie diese allein kaum unter normale Sterbliche läßt?«
    »Ich bin ja auch nur als Tugendwächterin für Bess Throckmorton hier«, kichert sie. »Sie ist ebenfalls Hofdame, nur ahnt die Königin nicht, daß sie über beide Ohren in Sir Walter verliebt ist.«
    »Wie schade«, seufze ich übertrieben, »daß Ihr nur als Wächterin für Eure Freundin hier seid, Mylady!«
    »Ja, wirklich schade!« kichert Susan und blinzelt mir zu.
    Drunten auf der Bühne ist der Teufel noch nicht erschienen. Der schurkische Richard, Herzog von Gloucester, hat nur seinen Bruder Clarence ins Gefängnis intrigiert:
    »Und wenn mein tiefer Plan mir nicht mißlingt,
Hat Clarence weiter keinen Tag zu leben.
Dann nehme Gott in Gnaden König Edward
Und lasse mir die Welt, zu hausen drin.«
    Aber die reine Jungfrau ist jetzt zu Stelle. Nun, nicht gerade eine Jungfrau, eine Witwe hinter dem Sarg ihres von Richard ermordeten Gatten – immerhin eine Variante des Themas:
    »Setzt nieder Eure ehrenwerte Last,
Indessen ich zur Leichenfeier

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