Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

beträgt auf meinem Zettel die Summation der Armierung der R OSARIO exakt 41 Kanonen. Die einzige Kniffligkeit besteht darin, die spanischen Größen und Gewichte gegenüber den englischen vergleichbar zu machen. Das Problem ist jedoch kein echtes, da ich feststellen kann, daß die Geschützeinteilung letztlich die gleiche ist. Tatsächlich wäre es auch äußerst überraschend, wenn es anders wäre, denn auch die Arten der älteren englischen Bronzekanonen sind vollständig abgeleitet von den Geschützgattungen des Mittelmeerraumes sowie den Gattungen aus Tirol, Bayern oder Sachsen.
    Nur bei der Gewichtsmessung und deren Angaben gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede, was ich auch erwartet habe. Allein die Gewichtsunterschiede zwischen Venedig und Innsbruck sind schon groß genug, was bedeutet, daß bei der gesamten Beurteilung nur auf die genauen Gewichtsäquivalente zu achten ist. Meine Tabelle, in der ich schon seit Jahren die verschiedenen Maße und Gewichte notiere, hilft mir über diese Schwierigkeit hinweg. Ein unschätzbarer Vorteil gegenüber allen Gießern, Zeugmeistern, Admirälen und Kapitänen, deren Lücken diesbezüglich groß ausfallen. So hat mein Tiroler Pfund von 1573 504 Gramm, das englische Pfund dagegen wird mit 454 Gramm gemessen, die sieben iberischen Pfunde variieren von 575 Gramm von Coruna bis hinunter zu dem Pfund von Avila von nur 345 Gramm. Zwischen den Extremen Coruna und Avila reihen sich das kastilianische Pfund von Burgos und Toledo ein, welches 460 Gramm beträgt. Sehr nahe dabei liegt das Lissabonpfund mit 459 Gramm. Obwohl das kastilianische Pfund eine Spur schwerer ist als das englische, wage ich zu behaupten, daß Santa Cruz bei seiner Berechnung der Quantitäten und Kosten für die Aufstellung der Armada das kastilianische Pfund zugrunde gelegt hat. Seine Berechnungen von 1586 sind ab dem gleichen Zeitpunkt Walsingham und mir gut bekannt. Sechs Gramm Unterschied rechtfertigen also meine Annahme, daß eine gute Gleichwertigkeit hinsichtlich der Gewichte besteht. Meine Gewichtsabschätzungen und Kalibermessungen ergeben somit ein zutreffendes Bild der Armierung der R OSARIO :
    Einundvierzig Kanonen hat sie insgesamt in ihren Batteriedecks stehen. Davon drei Halbe-Kanonen als 30pfünder, sechs Cannon-pedro – eine äußerst leichte 24pfünder Version -, nur vier lange 18pfünder Feldschlangen und einen 15pfünder Basilisken. Überraschend ist für mich die Tatsache, daß die R OSARIO nur eine einzige 9pfünder Halbschlange an Bord hat. Diese Lücke hatte ich nicht erwartet. Die sechs 6pfünder Sakers und die mehr als 40 Relingsgeschütze jeder Länge und Kaliberstärke nützen nur im Enterkampf und sind für Gefechte auf Entfernung ungeeignet.
    Zwei gravierende Unterschiede entdecke ich hinsichtlich der Kampfstärke zwischen der A RK und der R OSARIO . Zum einen ist die Feuerkraft der R OSARIO sehr schwach in bezug auf weitreichende 18- und 9pfünder Feldschlangen, wo der Vorteil eindeutig bei der A RK liegt, die mit jeweils 12 Rohren bestens ausgerüstet ist. Wie radikal der Unterschied im Hinblick auf die weitreichenden Geschütze in Wirklichkeit ist, gibt die prozentuale Betrachtungsweise wesentlich besser wieder. Lassen wir die kleineren Relingsgeschütze außer acht, so ist die A RK zu 63 Prozent mit Feldschlangen bestückt, die R OSARIO dagegen nur zu 24 Prozent. Das Feldschlangenverhältnis bei B EAR , E LIZABETH J ONAS , T RIUMPH und V ICTORY liegt sogar bei 73 Prozent. Und bei den neuesten Bakerkonstruktionen, wie B ULL , T IGER oder R AINBOW , sind es volle 100 Prozent! Damit können wir weiterhin unbeschadet die Objekte des Feindes auf lange Entfernungen wirksam bekämpfen, wobei wir umgekehrt die Feuerkraft des Gegners niedrig halten können. Dieser Vorteil wird früher oder später, vorausgesetzt wir bekommen genügend Nachschub an Pulver und Kugeln, das Scheitern der Armada herbeiführen. Und die Beute an Pulver und Kugeln aus dem Bauch der R OSARIO ist ein wahrer Segen und wird den Mangel auf unseren Galeonen reduzieren helfen.
    Zum anderen ist es für mich überraschend, daß die R OSARIO mit ihren drei 30pfündern und dem völligen Fehlen von 42pfündern, wovon die A RK gleich vier Rohre an Bord hat, eindeutig schwächer armiert ist. Nur bei den schwergeschossigen Kanonen mit mittlerer Reichweite, den 24pfündern, von denen sie sechs an Bord hat, besitzt sie einen klaren Vorteil. Das bedeutet, daß die Spanier unsere Taktik, nämlich das Gefecht auf Distanz zu