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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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herumdrückte, goß Öl ins Feuer:
    »Aber Ihr habt recht, Messer Querini. Wenn meine Vorschläge befolgt worden wären, so hätte es sein können, daß … Aber lassen wir das …« Der Blick von Marx Fugger hatte ihn gestoppt.
    Freiherr von Wolkenstein erlöste die Runde mit dem Hinweis: »Drüben im Katzbeckhaus ist die Tafel gedeckt! Ich schlage vor, wir gehen direkt hinüber.«
    »Dem stimme ich gern zu«, ließ sich Münzmeister Pertolph vernehmen und rieb sich seinen Wanst. Die Damen taten sich tuschelnd zusammen, um als erste Gruppe über den Bogengang, der die Liebfrauenkirche mit dem Hause der Katzbeck verband, hinüberzuwechseln. Der gewaltige Gebäudekomplex wurde vom Bergherrn Veit Jakob Tänzel vor 75 Jahren erbaut, der als besonderes Privileg den Verbindungsgang zur Empore hinüberschlagen durfte. Tänzel ging, wie so viele Herren, 1552 am Berg bankrott. Gekauft wurde das Palais danach von den Katzbecks. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, hatten die neuen Besitzer, die Gebrüder Abraham und Michael Katzbeck, eine der großen Augsburger Handelsfirmen, in den Jahren 1566 bis 1574 als Teilhaber der Firma Haug-Langenauer durch den Quecksilberhandel von Idra riesige Gewinne erzielt. Die Katzbecks trieben zwar die Firma Haug-Langenauer 1574 in den Bankrott, doch wurden sie damals neben Hans Dreyling, dem Vater von Adam, und den Fuggern die einzigen Überlebenden am Falkensteiner Bergbau. Das stattliche, im gotischen Stil erbaute Haus war ein Beweis ihres Reichtums.
    Monsignore Umberto d’Angelis, Kugel mit Kegelkopf, der eng neben mir ging und sehr an Atemnot litt, versuchte mühsam einen Satz herauszupressen:
    »Es mußte so kommen! Vergreift sich der Ankläger doch tatsächlich an dem Todgeweihten. Das war doch ein Geschenk an den Bergrichter. Was meint England dazu?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Monsignore, ob der Bergrichter nicht lieber einen anderen Wegvorgezogen hätte. Ich vermag die Vor- und Nachteile, die sich für den weiteren Verlauf des Prozesses ergeben, nicht vorherzusehen.«
    Nach ein paar Augenblicken des Hustens und des Japsens brachte er mühsam stockend hervor:
    »Eine … eine … Antwort, die … die … keine … ist!«
    Er war einer von jener Sorte guter Prediger, der Anschauungen aufsaugte und seine sofort darauf spuckte. Ich konnte daher der Versuchung nicht widerstehen, ihn zu reizen:
    »Ihr habt schon recht! Die Zeiten für Schwaz sind so traurig wie die für Rom!«
    »Aber … aber … immer noch besser … als die, die für England … erst noch kommen!«
    Um einen unsinnigen, langatmigen Disput im Keim abzuwürgen, antwortete ich ihm: »Ihr habt’s erraten.«
    Damit versiegte zunächst unsere Unterhaltung.
    An der Tafel angekommen, befanden wir uns in einem Saal, der mit absonderlichen Möbeln ausgestattet war. Außer kostbaren Sesseln, die um eine ovale Tafel in ausreichender Menge gruppiert waren, stand an allen vier Wänden Kommode an Kommode. Jede in der Form zwar unterschiedlich und von feinster handwerklicher Qualität, doch war dem Saal der Eindruck einer Abstellkammer nicht zu nehmen.
    Die Plätze an der Tafel wurden zugewiesen. Fugger und d’Angelis nahmen ihre Plätze genau an den beiden Hauptscheitelpunkten der Ellipse ein. Zusehends verstrickten sich die Damen in Einzelgespräche über Mode, Witterung und Reisestrapazen entlang der Strecke Innsbruck-Schwaz, um dem sonst zusammenhanglosen Gerede etwas Glanz zu verleihen, während sich zwischen den hohen Herren entlang der Ellipse unsichtbare Linien der gegenseitigen Anziehung, Abneigung und Interessenslagen ausbildeten.
    Während das Essen schnell aufgetragen wurde, galt meine Aufmerksamkeit dem linken Flügel. Dort begannen sich dicht gedrängt unsere Mitverschworenen die geringen Aussichten für eine erfolgreiche Verurteilung des Angeklagten schönzureden.
    Hans Christoph Löffler war der massive Zweifel am Zustandekommen eines Todesurteils deutlich im Gesicht abzulesen. Und Marx Fugger, der besonders in Tirol dazu beitrug, daß der Bergmann zu den Elendsten und zu den Ärmsten der Armen zählte, begann nervös mit dem rechten Arm mehrmals weit ausholend über den Tisch zu scheuern, als wollte er aus diesem Abenteuer schon den Gewinn einstreichen. Die Gebärde täuschte, denn es war unverkennbar, daß auch er den dunklen Horizont eines möglichen Fehlschlages nicht übersah. Die klaglose Hinnahme einer erneuten Erhöhung der Pfennwerte durch die Knappen wäre mit einer Verurteilung Adam Dreylings für ihn so

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