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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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du Adam uns ausgeliefert hast?«
    Ysabel antwortete mit einer Gegenfrage:
    »Genügt es dir, wenn ich dir mein Wort gebe, daß ich bis Schwaz nichts tun werde, um Adam zu helfen oder ihn gar zu befreien? Ich will nur dabei sein, egal wie es ausgeht!«
    »Nein!«
    Ysabel verstand:
    »Ich habe England verraten. Ich habe Adam verraten. Weshalb sollte ich also nicht dich verraten? Das ist es doch, was du denkst, William?«
    »Ja, das ist es«, gab ich offen zu.
    »Ich wußte das. Ich werde mir deshalb meine Reise nach Schwaz erkaufen.«
    »Das müßte schon ein Preis sein, der notfalls die Flucht Adam Dreylings aufwiegt! Kannst du solch einen Preis zahlen, Ysabel?«
    Ein spöttisches Lächeln kräuselte ihre Lippen:
    »Ja, William, ich kann!«
    Aus ihrem Mantel zog sie ein kleines, dickes Büchlein, hielt es mir hin: »Einer von mittlerweile sieben Bänden seiner Tagebücher. Er hat sie in Mogilany aufbewahrt, nicht in Krakau. Dieses erste Tagebuch sofort als Anzahlung. Die weiteren unterwegs. Das letzte in Schwaz. Bist du interessiert an dem Handel?«
    »Die Tagebücher enthalten …«
    »Alles! Sein Leben, seine Gedanken, seine Seele, seine Geheimnisse – auch die Sieben Siegel und damit das Geheimnis von ›A D‹-Schlangenbronze! Das ist das Buch, das du in Schwaz bekommen wirst.«
    Als ich nach dem Buch griff, berührten sich unsere Hände für einen Augenblick. Die ihren waren eiskalt.

Schwaz,
der 2. Februar 1590
    Über Neutra, Preßburg, Wien und Melk ritten wir nach Linz. Dann bogen wir auf die in dieser Jahreszeit weitaus unbequemere Straße nach Südwesten. Zunächst ging der Ritt nach Salzburg, weiter das Salzachtal aufwärts bis Brück, ein Stück weit die Saalach wieder abwärts bis Lofer und dann über St. Johann nach Wörgl ins Inntal. Der Ritt war beschwerlich und zeitraubend, aber niemals mußten wir dabei Habsburger Gebiet verlassen.
    Adam Dreyling pflegte allen Mühen, aller Kälte, allem Unbillen zum Trotz, die Hände auf den Rücken gefesselt, die Beine unter dem Bauch des Pferdes mit einem kräftigen Seil verbunden, hoch aufgerichtet wie ein König auf seinem Pferd zu sitzen. Während der ganzen Reise würdigte er uns keiner fünf Sätze, schien uns überhaupt nicht wahrzunehmen.
    Ebenso wenig waren wir offenbar für Ysabel vorhanden. Sie hielt sich stets am Ende unserer Kavalkade, sprach ebenfalls auf dem ganzen Ritt keine fünf Sätze, lieferte nur in Preßburg, Linz, Salzburg, Lofer und Wörgl einen weiteren Tagebuch-Band bei mir ab. Den letzten erhielt ich beim Einritt in Schwaz, als ich Adam Dreyling im Fugger-Palais ablieferte.
    Schwaz summt inzwischen wie ein Bienenstock. Auf allen Straßen und Gassen, in allen Wirtshäusern drängen sich die Menschen in gespannter Erwartung.
    Übermorgen, am Sonntag, findet in der Liebfrauenkirche vor dem Berggericht der Prozeß gegen Adam Dreyling statt.

Das Berggericht

    Schwaz
1590

Sonntag,
der 4. Februar, 12.00 Uhr
    Marx Fugger schüttelte stumm den Kopf, als Zenon Querini, der sich genußvoll über den Bart strich, zu ihm sagte:
    »Ihr dürft bemerkt haben, daß dies das Ende Eurer abenteuerlichen Strategie gewesen ist!«
    Fugger reagierte erbost: »Abenteuerlich sagt Ihr? Unsere Strategie war die einzig richtige. Aber wenn Ihr schon von Abenteuern redet, so hat Venedig deren Tausende aufzubieten. Und die meisten von diesen nagen unaufhörlich am Glanze des Palazzo Ducale!«
    »Verwechselt Venedigs glanzvolle Politik nicht mit dem drohenden Scheitern der Beseitigung eines einzigen Verräters!« antwortete Querini gelassen.
    Dagegen schwoll die Lautstärke von Fugger deutlich an:
    »Dann frage ich mich, warum Venedig seine Beseitigung Vorjahren so erfolgreich verhindert hat?«
    Querini lächelte breit. »Wir haben einfach eine Schwäche für Künstler und geniale Kanonengießer!«
    »Schwäche! Schwäche!« höhnte Fugger zurück. Dann faßte er mich ins Auge und deutete herüber. »Die Engländer haben Euch wie Maulwürfe untergraben, und sie haben die Republik auf eine Art und Weise aufs Kreuz gelegt, wie es in Eurer Geschichte nicht einmal den Türken gelang!«
    »In Venedig gibt es naturae causa keinen einzigen Maulwurf, Verehrtester!« winkte der Venezianer verächtlich ab.
    »Dann eben Ratten …!«
    »Die Herren sollten sich beruhigen, man hört den Disput bis hinab in die Chöre«, versuchte der Geheimrat Moser mit stockender Stimme zu schlichten.
    Löffler, der sich mit dem Rest der anderen Herren unschlüssig zwischen den Stühlen

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