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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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gut wie gewährleistet. Bei einem Freispruch müßte allerdings die Angelegenheit völlig neu überdacht werden …
    Der als Sieger angetreten war, um dies alles zu verhindern, saß zur gleichen Stunde schon als Opferlamm drei Plätze weiter links von mir. Wenn Bilder oft die Spiegelungen der Wirklichkeit sind, dann spiegelte sich im Gesicht Leoman von Schiller-Herderns das ganze Versagen seiner Anklagestrategie wider. Er hatte vor den Augen Fuggers, des Herrn auf Büchsenhausen, der Herren Venedigs, Roms und den meinen keinen einzigen Anklagepunkt durchgebracht. Die Ziele, die ihm gesteckt waren, hatte er nicht erreicht. Starr wie ein Fischbein saß er auf seinem Stuhl. Marx Fugger begann ohne Umschweife, die Schuld an ihm festzunageln:
    »Man mag noch soviel nachdenken und man mag noch so viele juristische Schriften durchstudiert haben, man bleibt dennoch nichts als ein Stümper, wenn man übersehen hat, im großen Buch darüber nachzulesen, wie man die Gesetze entsprechend der Zweckmäßigkeit auszulegen hat … Leoman! Wir verlieren unser ganzes Ansehen allein dadurch, weil Ihr vergessen habt, dem Bergrichter rechtzeitig beizubringen, wann er der Obrigkeit Gehorsam zu leisten hat. Wir haben uns darauf verlassen, daß Euch dies gelingen würde. Es ist doch ein Gebot der Vernunft, daß ohne diese Voraussetzung ein Fall wie der von Dreyling sonst kaum zu meistern ist.«
    Mit zitternder Stimme versuchte sich Schiller-Herdern zu rechtfertigen:
    »Wie sollte ich Einfluß nehmen auf den Bergrichter? Und was soll eine Übereinkunft bei den vorliegenden Anklagepunkten, wenn die Berggerichtsbarkeit …«
    Fugger schnitt ihm schonungslos das Wort ab: »Wenn der Hahn weder frißt noch säuft, dann hat es eben keinen Zweck, ihn nur mit Zuversicht am Leben halten zu wollen. Von Eurer falschen Zuversicht haben wir uns leiten lassen, mit dem Ausblick, daß unser Opfertier quicklebendig noch vom Altar herunterspringen wird.«
    »Der letzte Anklagepunkt wird dies verhindern!« klinkte sich Geheimrat Moser ein.
    Leoman faßte wieder etwas Mut und platzte hinein: »Der Bergrichter wird sich bei diesem Punkt selbst ein Bein stellen. Beim Verrat von Bergwerksgeheimnissen wird er nun von sich aus alles unternehmen müssen, um das feierliche Opfer selbst zu vollbringen! Wenn nicht, wäre endgültig erkennbar, daß er sich ebenfalls gegen Tirol verschworen hätte. Folgerichtig muß er in der nächsten Stunde Dreyling verurteilen. Die Geschworenen, wie ich schon andeutete …«
    »Nichts wird er!« meldete sich lauthals Hans Christoph Löffler. »Knappen schlagen Knappen auf diese Art und Weise keine Wunden. Warum ist mein Rat nicht befolgt worden? Ich habe es kommen sehen. Wir hätten ihm spätestens auf dem Weg zwischen Neusohl und Wien das Messer …«
    »Löffler! Kein Wort weiter«, zwang ihn Fugger zum Schweigen.
    »Wenn das heute nicht klappt«, warf Landrichter Strobele ein, »dann eben nächste Woche beim Malefizgericht. Wir haben noch jedes Geständnis bekommen.«
    Marx Fugger warf sein Messer gereizt auf den Zinnteller zurück:
    »Berggericht, Malefizgericht, Femegericht, Dorfgericht, Kammergericht, Schiedsgericht, Halsgericht!? Wie viele Gerichte haben wir denn sonst noch? Soll er bis zum Überdruß jede Woche auf ein neues geschleppt werden?«
    »Im Laufe der Jahre wird sich dabei schon etwas ergeben«, warf Zenon Querini spöttisch ein.
    »Im Lauf der Jahre?« fragte Dr. Moser irritiert nach.
    »Man hat ja offenbar Zeit«, stichelte Querini. »Tirol brauchte ein Jahrzehnt und England immerhin ein Jahr, um einen Verräter, Aufrührer oder was immer Dreyling denn nun sein soll, vor ein Gericht zu bringen. Venedig pflegt seine entlaufenen Glasbläser aus Murano binnen einer Woche unschädlich zu machen – ohne Gericht allerdings.«
    »Wir haben aber keine Zeit!« warf Landrichter Strobele ein, und der Freiherr von Wolkenstein fügte hinzu: »Wir müssen den Fall abgeschlossen haben, ehe sich Polen einmischt. Seit bekannt ist, wohin Dreyling verschwand, ist zweifellos ein Eilkurier von Krakau unterwegs, mit dem scharfen Einspruch König Sigismunds samt der Aufforderung, seinen Mann unverzüglich wieder herauszugeben.«
    Dr. Johann Dreyling versuchte sich und uns zu beruhigen: »Nein! Leoman wird recht behalten. Der Bergrichter wird nicht anders können. Er muß seine Zunft von diesem Verräter reinigen, er wird ihn zum Tode verurteilen!«
    »Auf seinen Tod im Schacht!« rief Wolkenstein und hob den Becher.
    »Auf den Tod

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