Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
Vom Netzwerk:
Schwindel erregenden Genauigkeit die Weissagungen des Rabbi Isaak Silbermantel aus dem Ghetto Venedigs zu erfüllen.
    »Jeder Mensch stirbt seinen eigenverschuldeten Tod. Ihr werdet sterben an Euren Illusionen und Wunschträumen! Ihr werdet dem Wasser des Gefühls erlauben, das Feuer der Energie zu löschen, der Erde des materiellen Erfolges gestatten, das Schwert der Klugheit zu vergessen. Euer Griff nach den Sternen macht Euren Tod zur Notwendigkeit …!«
    Nichts wird von ihm übrig bleiben, nicht einmal sein Kind. Der Bote aus Krakau hatte mir berichtet, daß bei der Nachricht der Entführung ihres Gatten Klementyna das Kind verloren hatte. Ysabel, die arme Ysabel, würde es nie erfahren.
    Inzwischen hatte Nicklas Findler mit größter Eile Äxte und Säge, die pflichtgemäß an der Rückseite einer jeden Kutsche mitgeführt wurden, abgenommen.
    Mit einem dumpfen Tritt gegen die Verkleidung schickte Löffler die Kutsche auf die weitere Reise.
    Wir beschleunigten unsere Schritte. Als wir herankamen, stieß Franz Adam gerade einen vorbereiteten harten Knebel in den schmerzverzerrten Mund.
    »Pflockt ihn! Macht schnell!« trieb Löffler die Männer zur Eile. Der dampfende Atem gefror in den Barten der Männer.
    Adams Augen weiteten sich, als er uns erkannte. Sein Leib bog sich heftig, als hätte er Hilfe von uns erwartet.
    An Händen und Füßen schleiften sie den inzwischen halbnackten zu der tiefen Grube, die sich neben der riesigen, senkrecht stehenden Erdplatte der umgestürzten Fichte gebildet hatte. Beides paßte wie der Schlüssel zum Schloß.
    Der gefrorene, tonnenschwere Schmutz drohte erbarmungslos herunter, als sie ihn in das Zentrum, dort wo der Grund etwas flacher verlief, aber eine kleine kegelförmige Steinspitze hervorragte, ablegten. Sie knieten auf seinen Armen und Beinen, während Franz einen Sack herbeischleppte, aus dem er flink vier angespitzte eiserne Rundeisen entnahm und ebenso flink vier tuchumwickelte schwere eiserne Fäustlinge an die anderen verteilte. Das kiesige Erdreich war hart gefroren, doch ohne Gnade trieben sie die Eisenpflöcke mit wuchtigen Schlägen in den frostigen Boden. Schnell waren Adams Hand- und Fußgelenke mit Lederbändern daran fixiert.
    »Jetzt der Baum!« kommandierte Löffler mit einer plötzlich völlig veränderten Stimme.
    »England und Tirol zugleich!« hörte ich hinter der Erdplatte erneut seine fremd gewordene Stimme.
    Als die mächtig geübten Axthiebe in den trockenen Stamm fuhren, sprangen die ersten Erdbrocken von der Platte. Für einen Augenblick fühlte ich mich völlig furchtlos, ermutigt dadurch, daß ich dem Verräter angesichts seines Todes zeigen konnte, daß Ihr, Sir Walsingham, und England über ihn gesiegt hattet.
    Ich fürchtete, meine Beine würden mir nicht gehorchen, aber ich trat nahe an die Grube heran, sah in die Senke; der eisige Wind schlug mir auf die Augenlider. Ich wagte einen Blick in sein Gesicht und sah für einen Moment seine herausquellenden Augen – dann wandte ich mich ab.
    »Ablösung!« drang ein weiteres Kommando an mein Ohr.
    Einige Fuß entfernt drehte ich mich wieder um. Von dieser Position konnte ich die letzten Arbeiten gut beobachten, ohne Einblick in die Grube zu haben.
    Als die Einkerbungen am Stamm tief genug waren, ließ Löffler zur Säge wechseln. Findler und Bell waren wieder an der Reihe. Das erste Knacken kündigte den endgültigen Bruch des Stammes von der Erdplatte an.
    Ysabel sprang zum Grubenrand. Ich wollte schon nachsetzen, als ich sah, daß sie eine Kette – sie war aus Glas – in die Grube warf. Schnell wandte sie sich ab und lief davon.
    Mit einem gewaltigen dumpfen Grollen trennten sich wenige Augenblicke danach Stamm und Wurzelstock. Holzsplitter flogen durch die Luft, und die Erde bebte, als die gewaltige Erdplatte mit außerordentlicher Wucht die Grube verschloß! Sie mußte unter einer großen Spannung gestanden haben, da im Moment des Zurückschnellens der riesige Baumstamm weit nach oben geschleudert wurde.
    Löffler umkreiste die Erdplatte und stocherte ab und zu mit einem Stab in der Erdfuge herum, als wollte er deren Dichtigkeit prüfen.
    Scheinbar sehr zufrieden mit sich, stellte er sich am Ende seines Rundganges auf den Baumstumpf, stemmte wie so oft seine Fäuste in die Taille und rief triumphierend zu mir herüber:
    »Sein Dünger wird einen neuen Baum wachsen lassen …!«
    Ich gab ihm zur Antwort:
    »Sein Dünger? Nie!
    Eher schon hätte ihm irgend jemand irgendwann ein Denkmal

Weitere Kostenlose Bücher