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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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wird die grausige Wirklichkeit mehr und mehr zu einer Geschichte, meiner Geschichte zwar, aber doch einer Geschichte, die ich im Erzählen mit den Ohren eines Fremden höre …
    Und Hans Christoph Löffler ist ein hervorragender Zuhörer. Hie und da nickt er, knurrt einen Kommentar, läßt mich reden, hilft mir mit vorsichtigen Fragen, wenn ich den Faden zu verlieren drohe.
    Als ich ende, schnellt mein Stiefonkel hoch, geht vor mir auf und ab, während die Dienstboten erneut Platten, Schüsseln und Teller heranschleppen. Mit ungeduldiger Handbewegung scheucht sie der Hausherr wieder aus dem Raum, kaum, daß sie ihre Last abgestellt haben.
    Als wieder Ruhe eingekehrt ist, baut sich Hans Christoph vor mir auf und zählt mir an den Fingern vor:
    »Erstens! Du bist mein Neffe.
    Zweitens! Du hast richtig gehandelt.
    Drittens! Du wirst für die nächsten Jahre Schwaz meiden. Schwaz ist ein tückischer Sumpf von Armut, Gewalt und Ungerechtigkeiten, der von den Fuggern ständig umgerührt wird.
    Viertens! Ich werde in der Kammer dafür sorgen, daß man dich unbehelligt läßt …«
    »… und die Schuldigen bestraft werden!« ergänze ich den Satz.
    »Nein! Das nicht. Jetzt noch nicht! Würde ich das morgen angehen, so müßtest du umgehend in den Schwazer Sumpf zurück. Du wärest im Augenblick damit schlecht beraten. Die Macht sitzt unten in Innsbruck, nicht in Schwaz. Laß mich das mit den Herren regeln …«
    Frau Elisabeth, die auf leisen Sohlen den Raum betreten hat, wird wiederum verjagt:
    »Sorge dafür, daß das Westzimmer für unseren Gast bereit ist!«
    »Das Fürstenzimmer?« fragt Frau Elisabeth leicht entgeistert.
    »Welches sonst?« blafft Löffler zurück.
    Eigenhändig belädt er meinen Teller wieder und wieder mit Forelle und Fasan, mit Hirschgulasch und Knödeln, mit Blaukraut und Schweinebraten, läßt meinen Weinbecher nicht leer werden. Schenkt uns schließlich ein gutes halbes dutzendmal die Becher mit einem scharfen, jedoch aromatischen Schnaps aus Italien voll.
    Wir sind wohl beide ziemlich betrunken, als ich am Arm meines Stiefonkels die Treppe hinauf ins »Fürstenzimmer« wanke und auf das überweiche Bett falle. Noch während er mir die Stiefel auszieht und die Decke über mich breitet, versinke ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Samstag,
der 1. Mai
    Das Knallen einer Tür, die wutdröhnende Stimme meines Stiefonkels und das gehässige Zischen Frau Elisabeths reißen mich aus dem Schlaf.
    »Verdammt! Ich mache dieses Schwein fertig, daß es nie wieder auch nur den Posten eines Handlangers in irgendeiner Gießerei bekommt! Was bildet sich dieser Gimpel eigentlich ein, wer oder was er ist oder was er schon groß kann? Meister will er werden! Selbständig will er sich machen! In Nürnberg, in Augsburg – der Teufel weiß wo.«
    »So ist das eben nun einmal. Wer will schon sein Leben lang Geselle und Handlanger zu einem Hungerlohn bleiben? Du warst auch einmal Geselle und wolltest Meister werden.«
    »Ich! Ich war der Sohn und der Enkel eines Gießermeisters! Natürlich wollte, mußte ich Meister werden!« fährt mein Stiefonkel dazwischen. »Wer ist er denn, dieser Toni? Ein Nichts, ein Niemand!«
    Schwere Schritte poltern die Treppe hinab.
    »Aber ich werde es diesem Saukerl schon zeigen, dieser Schlange, die ich an meinem Busen genährt habe, die sich vollgesogen hat mit meinem Wissen und Können, um es nun anderswo zu meinem Schaden – hörst du, Weib -, zu meinem Schaden verwenden zu können!«
    Wieder schmettert eine Tür, die Stimmen verklingen.
    Ich strecke mich, lasse meinen Blick durch das Fürstenzimmer schweifen. Ja, es verdient schon seinen Namen: Die Wände sind mit Nußbaumholz getäfelt. Ein Erker und zwei große Fenster bieten einen herrlichen Rundblick über das Gelände der Gießerei, hinüber zur Stadt und auf die Berge, die zum Brennerpaß hinaufsteigen. Das Bett, in dem ich liege, hat geschnitzte Pfosten, die den hölzernen Himmel tragen, von welchem grün-rote Samtvorhänge herabwallen. Den schweren Dielenboden bedeckt ein dicker Schafwollteppich, und an der Schmalwand ragt ein breiter, offener Kamin in die Höhe. Auf der eingebauten Bank im Erker liegen farbenfrohe Kissen, davor steht ein mächtiger Tisch mit zwei geschnitzten Stühlen. Meine Habseligkeiten liegen auf einer mit wuchtigen Eisenbändern beschlagenen, ebenfalls reich geschnitzten Truhe. Alles ist schwer, wuchtig, massiv, ganz und gar dazu angetan, einen vornehmen Gast von Reichtum und Bedeutung des Hauses

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