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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Haut, die sich über ihre hohen Backenknochen spannt. Die vollen Lippen benetzt sie gerade mit ihrer Zunge, als ihre lustigen Augen beim Abstellen des Brettes länger als nötig meine eigenen suchen.
    »Hierher mit den Sachen! Paß doch auf! Sei vorsichtig! Verschütte nichts. Nein, so stellt man das nicht hin. Schau her, so geht das. Schau hin, damit du es lernst! Am besten man macht alles gleich selber!«
    Als ob eine Sense unvermutet in ein Blumenbeet gerät, fällt durch die lauten Bemerkungen der Herrin die freundliche Stimmung schnell in sich zusammen.
    »So, jetzt mach, daß du wieder rauskommst, und geh an deine andere Arbeit!« fährt sie fort, die weibliche Frohnatur mit großer Wichtigkeit herumzukommandieren.
    Antonia scheint das gar nicht zu hören, da sie weiterhin intensiv aber verstohlen fröhlich zu mir blickt. Dann wendet sie sich um, und mit einem Hüftschwung geht sie hinaus.
    »So, mein Adam, probier erst mal das Dottersüpple, mein eigenes Rezept … hab’ ich ganz allein ausprobiert!« blickt Frau Elisabeth stolz zu mir und reicht mir einen vollen Teller mit einem leuchtend gelben See darin.
    »Die würden sich umsehen, wenn ich mich nicht um alles kümmern würde« fährt sie fort zu erzählen, während sie sich selber einen zweiten Teller füllt. »Siehst du, ohne meine Arbeit hier, würde vieles quer laufen. Nur zu dir gesagt.«
    Unvermutet reckt sie ihren Hals, lauscht zu beiden Türen und beugt sich, gleich dem Kopf einer Schildkröte, der dazu aus dem Panzer herauskommen muß, weit über ihren Teller zu mir herüber. Mit flüsternder Stimme zischelt sie:
    »Ich muß vorsichtig sein, denn Er kann jeden Moment rüber kommen … Er schleicht sich manchmal richtig heran, damit Er nur alles mitbekommt. Dann ist Er wieder beleidigt, wenn Er merkt das man über Ihn spricht. Bssssst …, da hab’ ich doch was gehört!« steht auf, huscht an die Tür und blickt hinaus auf den Flur.
    »Hab’ mich doch getäuscht …«, reibt sich auf dem Weg zurück an den Tisch kurz und schnell die Hände.
    Ich merke, daß sie sich diebisch darüber freut, daß alle Mitmenschen – aber ganz sicher ihr Mann – ihre Umsicht unterschätzen.
    »Weißt du, ich darf ja gar nicht darüber reden, aber wenn ich nicht wäre, ging hier alles drunter und drüber. Was muß ich mich nicht um alles kümmern. Vom Dachboden bis zum Keller. Und wenn ich schon mal was sage, dann bin ich die Böse. Zeit meines Lebens nichts anderes als Arbeit, Ärger und keinen Dank!«
    Dabei schlürft sie genußvoll ihre Suppe, während ich die meine am liebsten stehenlassen würde.
    »Horch mal her, Adam«, beginnt sie aufs neue in verschwörerischem Ton. »Weißt du, allein das Haus, der Garten, das Gesinde - ist das wohl gar nichts? Sogar um die Gießerei könnt ich mich kümmern. Was ich da so alles sehe und mitbekomme! Schöne Zustände sind das da drüben.«
    Die Stimme klingt nun fast schrill:
    »Da würde Er sich aber umsehen! Ja dann würde Er es endlich merken, was Er an mir hat. Eine zweite Dumme wie mich, findet Er garantiert nirgends. Das nennt man ausnutzen! Mhm ja, ja!« bedauert sie sich in wahrhaftiger Vollendung.
    »Von einer Sache muß ich dir unbedingt noch erzählen, und zwar, wie es damals war, als der Hochwohlgeborne Kaiser Maximilian II. meinen Mann vor – warte mal -, das war ’67, also vor gut sieben Jahren, als Gießer nach Wien locken wollte. Das mußt du aber streng für dich behalten, hörst du?! Das mußt du mir versprechen.«
    Sie zieht ihren Stuhl noch näher an den Tisch und beginnt im Flüsterton:
    »Ich war es, die ihm die Entscheidung abgenommen hat. Ich und mein Geld!
    Unser Erzherzog Ferdinand wollte ihn keinesfalls ziehen lassen, weil es keinen besseren weit und breit gab. Ich wußte gleich, daß er ihn nicht entbehren konnte. Aber was macht mein Mann daraus? Nichts! Adam, ich sage dir – nichts!
    Hör zu! Schafft es doch Ferdinand mit seiner Regierung glatt, gleichzeitig mit der Befreiung von der Reise nach Wien einen Verweis an Hans Christoph auszusprechen, daß er in Zukunft ohne Wissen des Erzherzogs keine auswärtigen Aufträge mehr annehmen dürfe! Getrieben habe ich ihn Tag und Nacht, er soll sich ein Beispiel an seinem Vater Gregor nehmen, der sich das nie und nimmer hätte bieten lassen.«
    Da sie in ihrem Eifer kaum zu bremsen ist, frage ich beiläufig: »Und, was ist daraus geworden?«
    »Den Brief hab’ ich ihm einblasen müssen – sonst war’ er die Hälfte seines Geschäftes los

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