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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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der Fallbachgasse errichtet werden? Wie oft hab’ ich das jetzt schon sagen müssen … mein ganzes Leben lang muß ich das mitmachen!«, klagt lauthals Hans Christophs Frau.
    Ich höre, ans Fenster tretend, wie in der Küche Lene zu Franz unvorsichtig laut sagt:
    »Jetzt erzählt sie uns wieder den ganzen Tag, wie sie es drüben in der Gießerei einrichten würde, obwohl sie in ihrem Leben überhaupt höchstens ein- oder zweimal den Weg dorthin gefunden hat.«
    »Aber was willst machen, wir haben’s trotzdem noch besser als anderswo«.
    »Vielleicht kennst das Anderswo nur zu wenig?«
    »Adam?!« höre ich die Stimme Hans Christophs auf dem Flur.
    Als ich die Tür zum Flur öffne, stülpt mein Stiefonkel sein Barett über die fuchsigen Haare.
    »Gut, auf in die Gießerei!«
    Der Herr will mir seine Macht und Bedeutung zeigen. Wir verlassen das Haus über die Treppe, gehen durch den Rundbogen und stehen auf der Straße, die von Hötting nach Mühlau führt und die den Ansitz Büchsenhausen vom Gießereigelände trennt.
    »Gänsbichl sagen die Leut’ zum Gelände vor uns, auf dem die Häuser stehen, weil seit jeher die Gänse von Innsbruck sich hier besonders wohl fühlen«, erzählt mir der Herr Stiefonkel.
    Die Häuser sind mit einer Mauer rundherum abgeschirmt, und das größte Gebäude, genau vor uns, mit dem qualmenden Kamin, ist durch zwei schwere Eisentore gesichert. Die Tore sind in der Mitte der Mauer eingebaut. Exakt darüber befindet sich die große Dachgaube, aus der ein Kranbalken wie ein Galgen ragt. Ich fühle die Augen von Frau Elisabeth im Rücken, die uns durch das Fenster auf unserem Weg hinüber beobachtet.
    »Ein großes Gelände«, bemerke ich.
    »Ein großes Gelände und eine große Gießerei!« antwortet Hans Christoph.
    »Seid ihr viele?« frage ich ihn.
    »Etwa vierzig.«
    Nach einigen Schritten bleibt er stehen, sieht mir in die Augen.
    »Gib acht, was du redest, Adam. Die Arbeiter müssen nicht gleich alles wissen – ganz besonders nicht von dir. Sie sind neugierig. Lasse sie besser spüren, wer du bist! Du gehörst zu uns.« Und nach einer kurzen Pause: »Laß es dir gesagt sein – hier ist es anders als im Berg.«
    Wir gehen einige Schritte auf die eisernen Tore zu, als mein Stiefonkel erneut stehenbleibt und mit seiner Hand auf die Gießerei deutet:
    »Die Lust der Erzherzöge, Könige, Kaiser und auch Päpste an der Macht, Adam, so sagte mir schon mein Vater Gregor, läßt sich mit den Mitteln des Bronzegusses immerfort steigern. Was du hier vor dir siehst, dient dem Krieg wie dem Frieden und ist doch unvereinbar wie Feuer und Wasser. Ich lasse mich davon aber nicht beengen – ich steigere eher die Lust der Mächtigen, indem ich hinter diesen Mauern sogar das Feuer mit dem Wasser verbinde.«
    Er zieht dreimal kräftig an einem dünnen Seil, kaum sichtbar rechts vom linken Tor angebracht. Schwach höre ich den hellen Ton eines Glöckleins dreimal hinter dem Tor erklingen, als ob es das Pfortenglöcklein zum Eingang des Paradieses wäre. Sofort wird das rechte Tor geöffnet, und gemeinsam betreten wir das Gußhaus, wobei wir eine kleine Rampe abwärts gehen.
    »Das ist die große Werkstatt oder das Gußhaus!« verkündet mein Stiefonkel mit Stolz in seiner Stimme. »Hast du die Stärke der Mauern bemerkt? Mehr als zwei Schuh sind sie dick. Kein Erdbeben wird sie zum Einsturz bringen. Mit 2 71 Schuh hat es von allen Gebäuden auf dem Gelände den größten Umfang, und nebenbei – ich kenne keine größere Gießerei im habsburgischen Weltreich.«
    Er bemerkt meine Bewunderung. Dazu bin ich verblüfft über die Ausmaße dieser Halle. Das Niveau des Hallenbodens liegt mindestens sechs Schuh unterhalb des Eingangs gleich einem offenen Keller, was dem Inneren zusätzlich eine ungewöhnliche Höhe verleiht. Der Boden aus gestampftem Lehm glänzt stellenweise im einfallenden Licht, das durch mehr als ein Dutzend große Kreuzfenster, versehen mit starken durchgeschobenen Eisengittern, reichlich hereinflutet. Meine Augen wandern hinauf zur offenen Dachkonstruktion. Der Qualm hängt wie ein schmutziger Nebel unter dem Dach, der auch die mannsdicken Balken, welche oben auf den Mauern aufliegen und an denen mehrere schwere Zug- und Hebevorrichtungen angebracht sind, teilweise verhüllt. Ergänzt wird das Zuggestühl durch Wellenbäume und beschlagene Räder. Aber den starken Kranbalken, der durch die Dachöffnung zum Ansitz hin auskragt, kann ich durch diesen Qualm nicht ausmachen. Es muß eine

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