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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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mein Gefühl sagt mir ebenso: Widersprich jetzt bloß nicht!
    »Gewiß, Onkel. Auch wir hatten welche«, erwidere ich ihm mit einer Stimme, die mir selbst fremd ist.
    »Gut so, Adam. Endlich sprichst du es aus. Ich mag es überhaupt nicht, wenn mir einer widerspricht oder mir gar zu gescheit etwas anderes und Besseres über Arbeit und Menschen einzureden versucht. Du mußt nur die Wahrheit erkennen!« Dabei pocht er mit seinem Zeigefinger auf mein Brustbein, als ob er es durchbohren wollte. »Du kannst das Glück selbst schaffen, wenn du Tag und Nacht darauf achtest, daß jeder fleißig seine Pflicht tut und jede Einzelheit gut gemacht wird. Der Erfolg wird dir dann nie zweifelhaft erscheinen. Merk dir das!«
    In diesem Moment eilen drei Menschen vom Innenhof herbei, die Holz ablegen und gleichzeitig mit großer Eile die Scheite vom Stapel Bartlmes wieder mit hinausschleppen.
    »So ist’s recht«, grinst der Meister; knackt mit seinen Handknöcheln, schaut mich zufrieden an. »Es genügt nicht, daß der Ofen gut gebaut dasteht. Wir brauchen geeignetes junges, trockenes Holz, damit die Flammen, die Seele und die Triebfeder des Ganzen, heiß werden. Jetzt wirst du meinen Ärger verstehen: Wir brauchen Unmengen von Holz, das mehr zur Flammenbildung als zum Verkohlen neigt. Es darf keine überflüssige Feuchtigkeit enthalten. Von solchem Holz können wir nicht genug vorrätig haben. Ja wir müssen soviel aufgestapelt haben, daß wir Serien von Kanonen gießen können, ohne Mangel an Holz zu leiden. Aber zum Vorbrennen des Ofens genügt normal auch etwas feuchtes Holz.«
    »Alles andere wäre wohl Verschwendung.«
    »Verschwendung ist noch zahm ausgedrückt! Einem Verbrechen kommt es gleich, so gedankenlos drauflos zu feuern. Die weichen, porösen, leichten Hölzer wie Hagebuche, Weide, Pappel, Nuß und Tanne sind im Inntal rar geworden und immer schwerer zu bekommen. Euer Bergbau und die Sudhäuser in Hall fressen das meiste. Nur der Erzherzog selbst sichert mir da draußen den allzeit vollen Stapelplatz. Aber laß gut sein; sehen wir weiter.«
    Zwei Dinge fallen mir besonders auf: Für die eine Beobachtung habe ich die Erklärung, zumindest zum Teil, für die andere nicht. Auffällig sind einmal die tiefen Gruben vor den Schmelzöfen, an deren tiefsten Punkt, so schätze ich, sich fünf Menschen bewegen können. Es könnten aber leicht drei Menschen in ihr übereinander stehen. Wie ein Pestgrab, in dem sie die Leichen stapeln.
    Gleich beim Anstichloch des Ofens beginnt eine kurze, metallverkrustete Rinne, die sich verzweigt und vor jeder Grube endet. In diesen Rinnen lief das flüssige Metall nach dem letzten Abstich. Aber warum sind die Gruben so tief?
    Die andere Besonderheit ist ein Balken, gut 15 Fuß über dem Boden, der die Halle etwa halbiert. An diesem Balken ist ein schwarzer, vor Schmutz starrender Vorhang aufgehängt, der zu lang geraten scheint, da er am Boden schleift. Die eine Hälfte ist jetzt zur Seite geschoben. Zu was eigentlich der riesige Vorhang in dieser Halle?
    Jenseits des Vorhangs, im östlichen Teil der Halle, zeigt mir der Herr zwei begehbare Brennöfen, die der Trocknung von Lehmformen dienen.
    »Drei Lehmformen von unseren größten und schwersten Kanonen haben in einem Ofen Platz; keine Gießerei hat mehr Kapazität!« erklärt Löffler, als ich ihm in einen der Brennöfen hinein folge. Die Längswand beträgt mindestens 25 Schuh und ebensoviel die Länge der Querwände, die aus Backsteinen und Kalkmörtel gemauert sind. Zusätzlich ist das Mauerwerk auf allen Seiten mit fettem Lehm bekleidet, damit es gegen die zerstörende Hitze des Feuers geschützt bleibt. Die Herdsohle ist ebenso gemauert wie über uns der Gewölbebogen, der in der Mitte die Abzugshaube trägt.
    Mein Stiefonkel deutet auf einige Löcher in der Wand: »Die Besonderheit ist die Zuführung der Luft durch die fünf seitlichen Löcher dort in Bodennähe. Tag und Nacht wird der Brand von meinen Formern beobachtet.« Dabei ballt er seine Hand zur Faust, steigert seine Lautstärke, so daß die drei anwesenden Arbeiter, die Bartlme jetzt ersetzen, es deutlich mitbekommen. »Und wehe, es schläft einer dabei ein! Keine Minute länger hat er – weder hier, noch in Innsbruck, noch in Tirol – sein Auskommen! Tag und Nacht, sage ich, da sonst die Form schlecht gerät und der Guß womöglich gar mißlingt!«
    Er legt eine kleine Pause ein, fährt dann leiser fort: »Das Dumme dabei ist nur, daß gute Former erst nach Jahren der

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