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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Bewegungen über die Zeichnung.
    »Die Form des Rohres bedingt die Schußweite und Durchschlagskraft. Optisch haben wir die Gliederung der Rohre in drei Abschnitte beibehalten: Vorder-, Mittel- und Hinterstück sind klar durch die Verstärkungsbänder erkennbar. Doch jedes Rohr ist konisch gestaltet und gegossen. Schau dir die plumpen Kartaunen von 1520 an. Wie häßlich die Verstärkungen der Mittelstücke heute wirken. Unsere Mittelstücke sind dagegen nur noch durch die Dekorationsgliederung angedeutet. Dafür haben wir den Stoßboden und das Hinterstück verstärkt. Damit können die Pulverladungen größer und reißender sein. Das Rohr wird nicht bersten. Durch das alles ergibt sich zwingend die konische Gestalt, die sich nun ohne stufenweise Verdickung zur Mündung hin verjüngt. Durch die schlanke Form bekommen wir zwangsläufig eine Verlängerung der Rohre, was wiederum bedeutet, daß der Pulverdruck länger auf die Kugeln einwirken kann.
    Ich sage dir, das Meisterstück kann sich sehen lassen: Erhöhung der Durchschlagskraft, treffsicherer und daher kampfentscheidender. Ganz zu schweigen von der Gewichtsersparnis, was die Beweglichkeit im Feld wesentlich steigert. Unverkennbar ist auch das Dekor auf unseren Rohren.
    Ein Löfflerrohr ist von daher unverwechselbar.
    Der Tod kommt mit Eleganz daher!«

    »Meister! Meister Löffler!«
    Der Schrei drunten vor dem Haus unterbricht unser Gespräch. Es muß schon fast Mitternacht sein.
    »Meister Löffler! Zeig dich! Mach dein Fenster auf! Frau Meisterin! Ihr Gesellen und Lehrlinge! Kommt! Kommt heraus!«
    »Das ist doch die Stimme von diesem Toni Hebsteller«, fährt Hans Christoph aus seinem Sessel. »Was will denn der Saukerl noch hier?«
    Mit zwei großen Schritten steht mein Onkel vor dem Fenster und reißt es brutal auf, so daß ich für den Moment glaube, das Glas fällt aus dem Rahmen.
    Ich trete hinter ihn, blicke hinunter.
    Mir stockt der Atem.
    Im Licht einiger Fackeln, die in den Wandringen stecken, sehe ich das Giebeltor der Gießerei weit offen stehen.
    Oben im Giebeltor, die Hände nach beiden Seiten waagerecht abgestützt, steht der unglückliche Altgeselle Toni, wie ein lebendes Kreuz.
    Am vorderen Ende des herausragenden Kranbalkens ist ein Seil verknotet, und dieses Seil endete in einer Schlinge um den Hals Toni Hebstellers.
    Jetzt sehe ich auch die Gesellen, Lehrlinge und Handlanger aus ihren Unterkünften herbeieilen. Im Haus werden Fenster aufgerissen.
    »Michl, renn hinauf und schneid den Strick durch!« schreit einer der Handlanger einem Gesellen zu.
    »Keiner kommt mir nah!« kreischt Toni Hebsteller.
    »Dann häng dich gefälligst gleich auf und mach keinen solchen Lärm!« ruft Hans Christoph kalt hinüber.
    »Ich tu’s schon – Meister! Wollt’ Euch nur noch einen frommen Wunsch sagen.«
    »Toni! Toni! Bitte! Tu’s nicht!« Nur ein Tuch um die bloßen Schultern geworfen, stürzt Antonia auf die Gasse, bleibt unter dem Giebeltor stehen.
    »So, und jetzt ist Schluß mit diesem Unfug!« befiehlt Hans Christoph scharf. »Holt den Narren herunter.«
    »Ich werd’ gleich kommen!« bellt der Altgeselle zurück. »Will Euch nur noch etwas wünschen, Meister.
    Und das ist’s, was ich Euch wünsche: Daß Ihr den Toni Hebsteller nicht so bald vergeßt!
    Den Toni, der Euch gedient hat, der für Euch gerackert und geschuftet hat!
    Den Toni, der Euch immer treu gewesen ist!
    Den Toni, den Ihr aus Macht, Gier und Eigensucht umgebracht habt, weil Ihr keinen Menschen und keinen Gott neben Euch duldet!
    Und auch das wünsche ich Euch, Meister: Daß eines Tages einer kommt, der es wagt, zurückzuschlagen! Einer, der nicht so brav und treu und dumm ist wie der Toni, der sich nun aufhängt, weil Ihr ihn ruiniert habt!
    Lebt wohl, Mörder-Meister! Und vergeßt den Toni nicht!«
    »Bist du endlich fertig?« reizt ihn Hans Christoph, unbeeindruckt von seiner Entschlossenheit.
    Statt einer Antwort tritt Toni Hebsteller einen Schritt vor, einen Schritt ins Leere – fällt – baumelt – drei-, viermal zucken noch seine Beine.
    Dann hängt er still.
    »Schneidet das da ab und schafft es auf den Schindanger«, ruft mein Stiefonkel seinen Gesellen zu, ehe er das Fenster zuschmettert.
    »Was für ein Narr!« Mein Stiefonkel schüttelt ärgerlich den Kopf. »Hängt sich auf, der Schwächling. Und so was wollte Meister werden!«
    »Es war das Zeugnis, das du ihm geschrieben hast …«, wage ich einzuwerfen.
    Mein Stiefonkel bricht in schallendes Gelächter

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