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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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    »Das Zeugnis? Bub! Was hab ich dir gerade in den vielen Stunden versucht beizubringen. Na, so schnell vergessen? Die Augsburger wie die Nürnberger, die Venezianer wie die Spanier, ebenso die Franzosen und Türken alle ohne Ausnahme, wären auf den Knien angekrochen, um Toni zu bekommen. Auf dem Bauch wären sie angerutscht, denn er hatte tatsächlich ein winziges Eckchen meiner Geheimnisse ergattert!«
    Vom Innsbrucker Stadtturm höre ich das Zwölfuhrschlagen und beim Hinausgehen höre ich den Meister sagen:
    »Höre den reinen Klang! Höre den Klang der Löfflerglocke!«
    Ich drehe mich noch mal kurz um und sehe in das breit grinsende Gesicht des Meisters:
    »Immerhin! Ab heute, bei Anbeginn des Tages werden wir gemeinsam den Verrat aus unseren Mauern drüben tilgen! Schlaf gut, mein Bub!«
    Der folgende Eintrag im Tagebuch des Adam Dreyling, obwohl drei Jahre später entstanden, ist hier angefügt, weil er in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Vorangegangenen steht. W. D.

Mittwoch,
der 1. Mai 1577
    Jene zweite Nacht, damals vor genau drei Jahren!
    Schemenhaft sehe ich das grinsende Gesicht meines Stiefonkels noch vor mir, wie er mich aus dem Arbeitszimmer in mein Bett entließ. Sein säuselndes: Gute Nacht mein Bub!
    Obwohl er den Selbstmord Tonis auf dem Gewissen hatte, war er in jener Nacht, da bin ich mir heute noch sicher, nur noch an einer geregelten Verdauung interessiert. Ich habe bei ihm in den ganzen Monaten und Jahren, die ich seitdem hier verbracht habe, nie so etwas wie Gewissen festgestellt. Er hat einfach keines.
    In der siebten Stunde des Tages danach sagte er mir damals am Morgentisch, daß der Anfang alles Großen auf Erden, schon immer wenn nicht mit einem glückbringenden Opfertod begonnen, so doch wenigstens mit reichlich Blut begossen wurde. Worauf Frau Elisabeth meinte, sie hätte alles schon vorher gewußt als sie den langen Hals von Toni bemerkte. Als sie auch noch die schmalen Füße am Leichnam Tonis wahrgenommen hatte, waren die Neigungen des Toten für sie nachträglich offen abzulesen:
    »… wer einen langen Hals und lange schmale Füße hat, ist verlogen, betrügerisch, neidisch, hoffärtig, einigermaßen gefällig aber dafür wetterwendisch!« hörten wir sie durch die Küchentür.
    Nur Antonia hatte, ihrem Gesicht nach, lange in ihr Kissen geweint. Danach sahen noch monatelang feuchte, traurige Augen aus ihrem Gesicht. Ihr war es auch zu verdanken, daß Tonis Leiche statt auf dem Schindanger verscharrt, doch noch christlich beerdigt wurde.
    Damals ahnte ich noch nicht, daß ein gutes Jahr später die Zeit anbrechen sollte, wo wir beide zitternd vor Begierde alle Fesseln ablegten, um die Stunden, Tage und Nächte auszuschöpfen, damit unsere Sinne aneinander satt wurden.
    Für mich jedenfalls war der schreckliche Tod des Gießergesellen zugleich der Anfang meiner Arbeit für den Herrn auf Büchsenhausen.

3
Die sieben Siegel,

    Innsbruck
1578



Samstag,
der 13. September
    Darnach sähe ich, und siehe, eine Thür ward aufgethan im Himmel; und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden, die sprach: Steige her, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.
    Und alsobald war ich im Geiste. Und siehe, ein Stuhl ward gesetzt im Himmel, und auf dem Stuhl saß Einer.
    Und der da saß, war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und Sardis; und ein Regenbogen war um den Stuhl, gleich anzusehen wie ein Smaragd.
    Und um den Stuhl waren vier und zwanzig Stühle, und auf den Stühlen sahßen vier und zwanzig Aeltesten mit weißen Kleidern angethan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen.
    Und von dem Stuhl gingen aus Blitze, Donner und Stimmen; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Stuhl, welche sind die sieben Geister Gottes.
    Und vor dem Stuhl war ein gläsernes Meer, gleich dem Crystall, und mitten im Stuhl und um den Stuhl vier Thiere, voll Augen vorne und hinten.
    Und das erste Thier war gleich einem Löwen, und das andere Thier war gleich einem Kalbe, und das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte Thier glich einem fliegenden Adler.
    Und jedes der vier Thiere hatte sechs Flügel umher, und waren inwendig voller Augen, und hatten keine Ruhe Tag und Nacht, und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und der da kommt.
    Und ich sah in der rechten Hand deß, der auf dem Stuhle saß, ein Buch, geschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln.
    Und ich sah einen

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