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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Herr Dreyling. – Kathi!« ruft der Hase der Bedienung zu. »Einen Krug vom Besten des Hauses!«
    »Ich habe Euch noch nie hier gesehen«, plaudert Willi Davido inzwischen weiter. »Im Gegensatz zu Eurem Vetter Max ist das hier wohl auch nicht so ganz die rechte Umgebung für Euch …«
    »Und für Euch, Herr Davido?«
    Der Kupferhändler kichert vergnügt.
    »Ich bin überall zu Hause, in Palästen und Hütten, in Bürgerheimen und Hurenhäusern, in Kaufmannskontoren und eben auch hier. In einem Nest wie Innsbruck gibt es nicht viele Möglichkeiten, mich ungestört mit meiner Begleiterin zu treffen.«
    Die Dame an seiner Seite ist in einen weiten, schwarzen Mantel gehüllt, hat die Kapuze über den Kopf gezogen und trägt zudem eine venezianische Maske, hinter der zwei dunkle Augen herausblinken und die sonst nur einen üppigen Mund freiläßt. Eine schmale, schwarz behandschuhte Hand hebt mir kurz grüßend den Weinkelch entgegen.
    Unterdessen hat man um das Podest an der Rückwand des S TANGELREITERS weitere Fackeln aufgestellt.
    Unter dem johlenden Beifall der Zuschauer besteigt der Hase das Podest, bleckt seine mächtigen Schneidezähne, winkt um Ruhe:
    »Hochverehrte Damen, hochgestrenge Herren …«, eine Verbeugung in die Richtung unserer kleineren Tische. »Meister und Meisterinnen! Liebe Freunde und Gäste!
    Der heutige Abend, der Abend dieses 13. Septembers im Jahr des Herrn 1578, wird eingehen in die Geschichte!
    Ein Schauspiel, wie es Euch erwartet, hat es seit Erschaffung der Erde nicht gegeben! Und es wird solch ein Schauspiel nicht wieder geben bis zum Tag des Jüngsten Gerichtes!
    Nicht in Innsbruck! Nicht in Tirol! Nicht in Österreich! Nicht auf der ganzen Welt!«
    Brüllender Applaus unterbricht den Hasen.
    »Freunde! Nichts Geringeres erwartet uns heute – als der Wettstreit der stärksten Männer dieser Erde!
    Aus Nord und Süd, aus Ost und West sind sie gekommen, um zu erfahren, wer von ihnen der Stärkste der Starken, der Gewaltigste der Gewaltigen sei!«
    Der Hase macht eine kurze Pause, um den Applaus entgegenzunehmen, ehe er fortfährt:
    »Hier, meine Freunde, liegen drei Steine, an die eiserne Ringe geschmiedet wurden – einen Zentner, zwei Zentner und – drei Zentner schwer! Wer wird diesen Stein noch heben? Wer wird ihn am längsten halten können?«
    Der Hase stolziert einmal das Podium auf und ab:
    »Und nun, verehrte Gäste, liebe Freunde: Unsere starken Männer, die aus aller Herren Länder dieser Erde hierher nach Innsbruck geeilt sind, um vor unseren Augen den Stärksten der Starken, den Gewaltigsten der Gewaltigen zu ermitteln!
    Beginnen wir mit: Giuseppe! Giuseppe aus Rom, der Stadt der Gladiatoren und Päpste!«
    Breitbeinig stapft ein kleiner, viereckiger Mann auf das Podium, angetan mit einem kurzen Rock und einem Helm – sichtlich aus Leder – auf dem Kopf, auf dessen Kamm ein paar Straußenfedern wippen, wie auf dem Helm St. Florians in den Bauernkirchen.
    »Der nächste ist der Schrecken des Nordens: Olav der Wikinger!«
    Ein Riese von einem Mann, gehüllt in ein mottenzerfressenes Fell, mit einem struppigen Bart, der ihm fast bis zum Gürtel wallt, und hellblauen Kinderaugen.
    »Und schon naht der dritte: der Leibwächter des Zaren aus dem fernen Rußland – Igor der Moskowiter!«
    Ein Bursche, durch Pelze und Bauch fast breiter als hoch, poltert auf die Bühne, läßt furchterregend die Augen rollen und brummt wie ein Bär.
    Die Menge, die bislang eher höflich Beifall geklatscht hatte, beginnt sich zu erwärmen.
    »Aus dem tiefsten Afrika der Häuptlingssohn: Olumba aus Hubamba!«
    Ein Neger springt auf das Podest, fuchtelt mit den Armen, rasselt mit einer Knochenkette, die er um den Hals trägt. Beim Anblick seines winzigen Lendentüchleins geht ein leises Aufstöhnen durch die Reihen der anwesenden Weiblichkeit.
    »Diesmal hat sich der Hase aber mächtig ins Zeug gelegt«, flüstert mir Max zu. »Der Neger ist echt!«
    »Der Stärkste aus den Reihen der gefürchteten Janitscharen des Sultans: Ali der Türke!« tönt der Hase weiter.
    Ein Koloß in weiten Pluderhosen, mit nacktem Oberkörper und bis auf ein Haarschwänzchen kahlrasiertem Schädel, walzt auf das Podium. »Dafür heißt der wahrscheinlich Ferdinand oder Leopold und kommt aus der Wiener Neustadt«, raune ich Max zurück.
    Der Hase bleckt zufrieden seine mächtigen Schneidezähne.
    »Als vorletzter aus dem fernen, von Christoph Kolumbus entdeckten Indien der Kazike Fitzliputzli, dessen Vater noch ein

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