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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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schreien, fuchteln in der Luft herum, feuern ihren Helden an. Max kreischt wie ein Wahnsinniger. Selbst der Dicke an unserem Tisch hat sich vom Busen seiner Hübschlerin für einen Augenblick getrennt, hopst wie ein Ball auf und ab.
    Ich fange einen spöttischen Blick aus den grauen Augen Willi Davidos auf.
    »A-lois! A-lois! A-lois!!«
    Die Menge beginnt zu zählen »15 – 16 – 17 …«.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht versucht Alois Holzhauer plötzlich den Griff zu ändern, ruckt – taumelt – kippt …
    Dröhnend poltert der Stein auf das Podium.
    Ein Entsetzensschrei aus hundert Kehlen kreischt in den Nachthimmel.
    Max ist mit einem Schlag totenblaß geworden:
    »Los, Adam! Wir verschwinden!«
    Ungeduldig, fast panisch zerrt er mich am Ärmel, pufft die Umstehenden zur Seite, zieht mich dem Ausgang zu und auf die Straße hinaus:
    »Mach schon! Los! Schnell!«
    »Was hast du denn?« Ich reiße mich ärgerlich los.
    »Ich habe eben noch mal zehn Gulden verloren«, keucht Max, während er die Gasse entlanghastet.
    Im nächsten Moment bleibt Max stehen, als sei er gegen eine Mauer gerannt.
    Um die Ecke biegen zwei Kerle. Der eine hält eine schwere Eisenstange in den Händen, eben noch hatte er mit roter Farbe beschmiert den westindischen Kaziken Fitzliputzli gespielt. Den anderen, großen, dicken hatte ich als Türken-Ali kennengelernt; er trägt immer noch seine Pluderhose.
    Max dreht auf dem Absatz um – und erstarrt.
    Am anderen Ende der Gasse erscheint der Hase, gefolgt von zwei weiteren seiner Spießgesellen.
    »Wohin denn so eilig, Mäxchen?«
    »Ich dachte … ich wollte nur … ich …«
    »Abhauen wolltest du«, stellt der Hase grinsend fest.
    »Weshalb hätte ich abhauen sollen?« versucht sich Max halbherzig zu verteidigen.
    »Weil du uns 40 schöne runde silberne Guldiner schuldest, Mäxchen!«
    »Das ist nicht wahr! Mit heute abend sind es zusammen 28!«
    »Irrtum! Ab sofort sind es 40! Und die wirst du zahlen, und zwar jetzt!«
    »Du bekommst sie morgen nacht, so lange hast du mir Zeit gegeben!«
    »Woher willst du denn bis morgen nacht 40 Gulden auftreiben?« frage ich Max leise.
    »Keine Sorge, ich hab’ da eine Quelle für den äußersten Notfall«, flüstert Max zurück.
    »Also, was ist jetzt, Mäxchen?« drängt der Hase. »Rück die Mäuse heraus, dann kannst du verschwinden.«
    »Aber ich habe das Geld jetzt noch nicht!«
    »Schade. Jammerschade! Habt Ihr gehört, Freunde? Der Löffler-Kegel hat das Geld noch nicht!
    Und morgen hat er dann das Geld vielleicht auch noch nicht. Es sei denn, wir sorgen dafür, daß er es nicht vergißt. Ich glaube, wir werden ihm erst einmal sein Näschen und seine Öhrchen abschneiden müssen. Und morgen dann die kleinen Eierchen. Und am Montag die Fingerchen. Und so lange weiter, bis er zahlt, das kleine Mäxchen.«
    Feixend zieht der Hase ein Messer heraus, wetzt es am Handballen: »Also, Mäxchen: Geld – oder Nase und Ohren!«
    Mit einem schnellen Griff grabscht der Hase nach Max.
    Der springt zurück, reißt seinen Dolch aus der Scheide.
    »Fred! Leo! Butzi!«
    Die Kerle verteilen sich um uns. Der Hase schleift weiter sein Messer am Handballen.
    Ich trete einen halben Schritt vor. Sofort richtet sich das Messer des Hasen auf mich.
    »Ich glaube, das genügt«, sage ich betont ruhig. »Max hat versprochen, morgen abend zu zahlen. Und jetzt laßt uns durch!«
    »Aber bitte, der Herr!« grinst mich der Hase an. »Mit Euch haben wir keinen Streit. Nur Mäxchen wird noch einen Augenblick dableiben, bis wir ihm Naschen und Öhrchen abgesäbelt haben. Wir versprechen dem Herrn, es wird ganz schnell gehen, und je weniger sich Mäxchen wehrt, um so rascher hat er es hinter sich.«
    »Schon gut. Ihr habt Euren Spaß gehabt.«
    »Erst den halben, Herr!«
    Ich trete noch einen Schritt vor:
    »Komm, Max!«
    Zischend gleiten Waffen aus den Scheiden.
    Fünf gegen zwei, wobei noch unklar ist, wieviel die Hilfe von Max wert sein mag.
    Direkt vor Max, schräg rechts vor mir steht der Hase, der das Messer gegen ein Raufeisen ausgetauscht hat. Links vor mir Fred, in dessen Hand ein langer Dolch blinkt. Direkt links neben mir der Kerl, den der Hase Leo genannt hat; er führt eine Dusägge, eine halblange, schwere, gebogene Klinge ohne Handschutz und Parierstange, wie sie in Böhmen beliebt ist. Hinter mir steht der Türken-Ali, ohne Waffe, er scheint sich auf seine riesigen Fäuste zu verlassen. Und den Kreis schließt hinter Max der Butzi genannte Bursche mit der

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