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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Eisenstange. Der Hase, Fred und Leo haben ihre Mäntel abgenommen und als eine Art provisorischen Schild um den linken Arm gewickelt – deutsche Fechttechnik, schießt es mir durch den Kopf.
    Auch ich habe meinen Mantel gelöst, halte ihn aber offen am Kragen mit der linken Faust zusammengerafft – der italienische Fechtstil ist schneller, eleganter als der deutsche, bedarf freilich auch weit mehr Technik. Nun, diese hatte mir Enzio Corradi, der Fechtmeister meines Vaters von Jugend an gründlich eingebleut …
    Noch ruht mein Passauer Wolf in der Scheide.
    Wenn ich ihn ziehe, bin ich in eine üble Straßenschlägerei verwickelt. Wenn ich ihn stecken lasse, dann ist Max dran – und daß es die Burschen ernst meinen, daran gibt es keinen Zweifel mehr. Langsam beginne ich zu ahnen, warum er auf meine Begleitung gedrängt hatte.
    Ich sehe den entsetzt flehenden Blick von Max zwischen dem Hasen und mir hin und her hetzen.
    Der Hase hat die Spitze seines Raufeisens auf Max gerichtet. Fred und Leo halten mich im Auge. Türken-Ali und Butzi stellen offenbar die Reserve dar. Die Gefährlichsten sind zweifellos der Hase und Leo. Türken-Ali ist stark, aber langsam. Fred hat auf der rechten Backe drei Narben – offensichtlich deckt er rechts schlecht. Und Butzi scheint ein ziemlicher Anfänger zu sein.
    »Wenn ich ›jetzt‹ sage, drehst du dich um und greifst Butzi an«, flüstere ich Max zu. »Weich seinem ersten Schlag aus. Er hat die Eisenstange ganz am Ende gepackt, wird also zwei, drei Sekunden brauchen, bis er sie wieder hochbringt. Versuche ihn am Arm zu erwischen!«
    Max nickt.
    »Schluß jetzt!« erkläre ich laut. »Wir gehen. Komm, Max!«
    »Fangt sie ab!« schreit der Hase.
    Mein Passauer Wolf fliegt aus der Scheide:
    »Jetzt!«
    Ich lasse meinen Mantel hochwirbeln, so daß er wie ein großer Fächer zu meiner Linken steht, Fred und Leo die Sicht raubt.
    Ich selbst falle weit nach rechts aus, ziele auf den Arm des Hasen.
    Dessen Angriff auf Max stößt ins Leere, denn Max hatte sich folgsam auf Butzi hinter sich geworfen. Der Hase sieht meine Klinge herankommen, versucht sich herumzuwerfen, die Klinge hochzuschlagen, schafft es nur halb.
    Der Stahl streift über seine Schulter – und bohrt sich in seine Kehle.
    Die Lippen weit über die mächtigen Hasenzähne zurückgezogen, starrt mich ein weit aufgerissenes Augenpaar an, ehe sein Blick bricht. Blut quillt aus seinem Mund.
    »Adam!!«
    Ich reiße den Stahl zurück, der Hase sackt zu Boden, und ich wirble herum.
    Mein Mantel peitscht flach nach links, klatscht gegen die Beine Freds, bringt ihn zum Stolpern. Mein Passauer Wolf knirscht an der Dusägge Leos entlang, trifft seine ungeschützte Hand. Mit einem Aufschrei läßt er die Klinge fallen, während mein Wolf nach rechts zischt und eine blutige Furche über die rechte Backe Freds bis zum Kinn reißt.
    »Runter die Waffen! Runter!«
    Im Laufschritt, die Hellebarden halb gefällt, stürmen ein halbes Dutzend Stadtwächter in die Gasse.
    »Auf den Boden mit den Waffen!« donnert ihr Anführer.
    Die Dolche von Max und Fred und die Eisenstange von Butzi klappern auf das Pflaster. Grobe Fäuste packen zu, drehen Arme auf den Rücken.
    »Die Waffe runter, Kerl!« schreit mich der Anführer an, als er sieht, daß ich meine Klinge noch immer in der Hand habe.
    Langsam lasse ich meinen Wolf in die Scheide zurückgleiten.
    »Einer ist tot«, meldet ein Wächter.
    »Nehm das ganze Gesindel fest und steckt sie in den Karzer. Morgen kann sich dann das Blutgericht mit ihnen beschäftigen«, befiehlt der Hauptmann.
    Mein Puls rast. Doch ich zwing meinen Atem zur Ruhe.
    Bewaffneter Aufruhr. Totschlag. Das Tiroler Malefizgericht hat sehr wenig Verständnis für dergleichen.
    Die Spitzen von zwei Hellebarden sind auf meine Brust gerichtet:
    »Die Waffe her, du Arschloch!«
    »Ich glaube, Ihr vergreift Euch im Ton, Hauptmann!«
    »He?«
    »Ich bin Adam Dreyling, Herr zu Wagrain, Ebbs, Oberdorf und Stumm, und das ist mein Vetter, Herr Maximilian Löffler.
    Hauptmann! Wenn Eure vortrefflichen Wachen schon nicht in der Lage sind, ehrbare und hochgestellte Persönlichkeiten vor den Angriffen von derartigem Gesindel zu schützen, dann könnt Ihr nicht auch noch erwarten, daß wir uns berauben oder gar ohne Gegenwehr ermorden lassen?«
    »Herr Löffler …«, stottert der Hauptmann verwirrt.
    »Herr Hans Christoph Löffler von Büchsenhausen«, bestätige ich, »ist der Vater von Herrn Maximilian und mein Oheim. Wenn Ihr eine

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