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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Klage gegen uns vorzubringen wünscht, dann mögt Ihr das beim Hofgericht oder besser noch beim Erzherzog persönlich tun.
    Und nun gute Nacht. Wir sind lange genug aufgehalten worden dank der lückenhaften Sicherheit, die in dieser Stadt durch Eure Wachen jedem Bürger zuteil wird.«
    »Verzeiht, Herr … ich, ich meine, wir … wir sind so schnell herbeigeeilt, wie wir konnten, kaum daß wir hörten …«
    Ich antworte kalt:
    »Ich mache Euch keinen persönlichen Vorwurf daraus, daß Ihr mit Eurer Aufgabe sichtlich überfordert seid.«
    Die Wachen weichen ehrerbietig auseinander, als ich mit langen, ruhigen Schritten, gefolgt von Max, die Gasse hinabschreite.
    »Und wenn Ihr mit dem Erzherzog sprecht, Herr, dann habt die Güte, Seiner Gnaden bitte zu sagen …«, verklingt die Stimme des Hauptmanns hinter uns.
    Während wir dem Inn zuschreiten, atme ich tief durch.
    »Das hätte verdammt in die Hose gehen können«, meldet sich Max. »Erst mit dem Hasen und dann noch mehr mit der Wache.«
    »Halt den Mund, Max!«
    Während ich die Tritte auf dem Pflaster spüre, die kühle Nachtluft in meine Lungen pumpe, beginnt mein Verstand langsam das Geschehene zu begreifen.
    Plötzlich taucht das Gesicht des Hasen vor meinem geistigen Auge auf. Ich sehe wieder das starre Augenpaar, sehe sie blicklos werden, sehe das Blut aus seinem Mund quellen, sehe meine Klinge in seiner Kehle stecken …
    Ich habe einen Menschen getötet!
    Erst als wir die Fallbach-Gasse hinaufschreiten rückt Max, der still hinter mir hergetrottet war, wieder etwas näher auf:
    »Adam. Du hast heute abend gleich zweimal meinen Arsch gerettet!«
    »Vergiß es.«
    »Nein, Adam! Ich werd’s nicht vergessen! Ich weiß, daß ich ein menschlicher Dreck bin, für den man sich nicht einsetzen sollte.«
    Ich bleibe stehen, fasse Max an den Schultern:
    »Jetzt höre mir einmal ganz genau zu: Du bist stinkfaul, du bist ein Taugenichts, du bist leichtsinnig bis zur Gewissenlosigkeit, du bist ein Lügner, ein Betrüger, vielleicht sogar ein Dieb.
    Aber das alles heißt noch lange nicht, daß du nichts wert bist. Und wenn du es ganz genau wissen willst: Wenn ich wieder vor der Entscheidung stünde, dich dem Schicksal zu überlassen oder dich herauszuhauen – selbst mit der Sicherheit, wieder einen Menschen töten zu müssen -, ich würde mich genauso entscheiden wie eben! Du aber laß es nie mehr soweit kommen!«

Sonntag,
der 14. September
    »… a oarmer Sünder bittet um a kloane Gab’ …«, klingt es wehklagend aus mindestens 25 Mündern, nachdem wir den Torbogen von Büchsenhausen keine drei Schritte hinter uns gelassen haben.
    Vorneweg, wie immer am Sonntagmorgen, die schwebende Barmherzigkeit: Frau Elisabeth mit Hausknecht Franz als Korbträger. Ihr Gehabe verrät, daß sie das flammende Herz ebenso gern sichtbar in der Hand halten würde, wie’s auf dem heiligen Bild dargestellt ist, das gleich neben dem Hausaltar prangt. Vielleicht sogar mit dem abgebildeten Pelikan auf dem Haupt, wenn er in den Innauen heimisch wäre. Dahinter folgt die anmutige kleine Prozession im besseren Gewand: Die Kinder Katharina, Barbara, Alexander, dahinter, mit Abstand, Antonia und einen Schritt hinter ihr – ich selbst. Wer fehlt, ist unser Herr, der zur Besserung seines Harnabgangs die Sonntagsmesse wieder einmal hat ausfallen lassen. Er war mit seinen vier Körpersäften nicht zufrieden.
    »… a oarmer Sünder wui glei a kloane Gab! Gib mas sofort, wost für mia in deiner Daschn host, sonst triffst auf’m Kirchhof no an Sparifankerl seum – und auf’m Ruckweg trifft di glei no da Schlog …!« klingt es bedrohlich um uns herum, begleitet vom tumultartigen Chor der Bettlergilde, die sich vor der Kirche mit den Kranken aus dem nahe gelegenen Siechenhaus mischt.
    Der Geruch von Aussatz hängt heute noch in dieser Umgebung. Erst vor fünf Jahren wurde hier in den Häusern am Fallbach, dessen braune, stinkende Flut wir gerade überqueren, heftig gestorben. Wenigstens hat die erzherzogliche Regierung die Ausgießung der Unsauberkeit für die Dauer des Kirchganges und der heiligen Messfeier abgestellt.
    Wie dem auch sei, für das Gemüt unserer Frau Elisabeth wie für das leibliche Ungeziefer ist dieser Zustand geradezu eine Gnade. Ich sehe die Flöhe auf der Suche nach unserem Blut ungeduldig vom Bettlervolk zum Siechenadel hin und her springen, bis einige von ihnen endlich in unseren Wamsen, Röcken und Pelzen die juckende Abwechslung gefunden haben, was sich bei der

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