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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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nicht. O welche Gnade, welch ein Spaß! Der Jesus-Jünger im Altarraum hat zur Selbstgeißelung für seine Predigt den Krieg gegen das weibliche Geschlecht gewählt.
    »Was sagt uns Papst Pius II.: ›Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel, sie ist eine Art Hölle …‹
    Ja, die Frau ist ein mit der Erde besonders verhaftetes Geschöpf. Verschlingend, heiß, schlammig und unrein.
    Nur die Jungfräulichkeit und die Muttergottes diene euch Mädchen zum Vorbild. Zu recht beschäftigt sich daher unsere heilige Kirche seit der Synode von Macon mit der Frage, ob man nicht wenigstens die löblichen Frauen am Tag der Wiederauferstehung des Fleisches zuerst in Männer verwandeln müßte, ehe sie das Paradies betreten könnten.
    Chrysostomos bringt es ans Licht, indem er uns lehrt: ›Die Frau ist das Übel über alle Übel, eine Schlange und Gift, wider das es keine Arznei gibt, dazu eine Pein und Marter. ‹
    Das alles fuhrt uns zu der Frage: Hat das Weib eigentlich eine Seele?«
    Welch einen scharfsinnigen Jünger hat die Kirche da herangezüchtet. Ich vertraue ihm. Er versteht, das Elend zu predigen. Und vor mir sitzt einer, der sich anschickt, ein Teufelein zu werden. Verhindere diese sittliche Verkrüppelung, predige ihm die Entsagung, die Zwänge, den Geschlechtshaß, die Pein der Eheschließung!
    »Lasset uns beten: In Schuld bin ich gezeugt worden, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen. Wir wollen daher die unchristliche Befleckung verhindern und untersagen den ehelichen Verkehr an allen Sonn- und Festtagen, an allen Mittwochen und Freitagen, an Büß- und Bittagen, in der Oster- und Pfingstoktav, der vierzigtägigen Fastenzeit und der Adventszeit. Sieben Tage vor und nach der Kommunion, nach der Niederkunft eines Knaben sechsunddreißig, bei der eines Mädchens sechsundfünfzig Tage. Amen!«
    »Amen!!«
    In sein Wams scheint die Kälte eingezogen zu sein, da Alexander, von zermalmenden Segnungen über die Gnade der Enthaltsamkeit, die er eben empfangen hat, ganz in sich gekrochen aus der vorderen Bankreihe geradezu herausfällt. Wie sein eigener Wallach, wenn er voll Kleie gestopft wäre, schlurft er über die Steinplatten hinweg zum Kirchenausgang.

    »Beim heiligen Gott, Ihr seid es, Herr Endorfer!«
    Der Angesprochene dreht sich hastig um. Dort wo der Kragen das Kinn erreicht, blickt ein Gesicht in die Runde, als ob es gerade siebenmal gekalbt hätte.
    »Ihr seid’s wirklich, wahrhaftig! Welch eine Freude, daß Ihr doch noch den Weg nach St. Nikolaus gefunden habt!« Dabei greift Frau Elisabeth nach seiner Hand und zieht sie an ihren Busen.
    »Gott zum Gruß, ja, doch. Es war mir vergönnt, Frau Löfflerin«, brabbelt er unsicher.
    »Sieh nur, Kathi, der Herr Kanzleischreiber selbst hat heute die Messe mit uns gemeinsam gefeiert. Eine ganz besondere Ehre, die Ihr uns damit erweist, Herr Endorfer.«
    Mit einem kleinen Schritt löst sie den Abstand zu ihm auf, blickt an ihm hoch, und mit weit aufgerissenen Augen, von einem Zwinkern gefolgt, gurrt sie: »… es gibt für uns doch nichts Wichtigeres als die Erbauungen durch die Worte unseres Herrn Pfarrers. Nicht wahr, Herr Endorfer? Wo kämen wir hin, wenn wir dem Teufel den Sieg lassen würden?«
    Die Körpernähe ist ihm lästig, seine Hand will aus der Umklammerung flüchten, wird aber unerbittlich am Busen der Herrin gewärmt.
    »Mhm, ja, nein, ganz recht; den Sieg sollte man …«
    »Kaaathiiilein! Schau doch! Komm her zu unserem Gast«, unterbricht sie ihn, ohne zuzuhören. »Kind, komm doch schon, zum Herrn Kanzleischreiber!«
    Ihre Linke hält seine Rechte fest und stellt mit der Freien die Verbindung mit der Hand Katharinas her. Mit einem tiefen Atemzug vereinigt sie die widerstrebenden Hände.
    »Denk dir nur, Kathi, der Herr Kanzleischreiber nimmt mit uns heute das Mittagsmahl ein. Ist das nicht eine feine Überraschung für dich?«
    Die Brauen Katharinas runzeln sich.
    Kupplerin! Was macht sie da? Auf der Stelle könnten alle Herumstehenden angesichts des Zusammenstöpselns gleich den Hochzeitsgesang anstimmen. Katharina soll mit diesem kastrierten Schreibknecht das Joch der Ehe umgehängt bekommen?
    Colins Zeichnung steht wieder vor meinem geistigen Auge.
    Wenn Colin recht hätte?
    Habe ich geschlafen? Bin ich ein Narr?
    Katharina und Endorfer?
    Katharina und ich!
    Schreiberling oder adeliger Gießermeister?
    Welche Verbindung mein Stiefonkel lieber sehen würde, steht wohl außer Zweifel.
    Im gleichen Moment blicke ich sie voll an.

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