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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Ihre Augen ersetzen jede Antwort.
    »Antonia! Was stehst du so aufgeputzt herum? Mach daß du rauf in die Küche kommst zu deiner Arbeit! Wegen dir warten wir womöglich noch und hungern dabei – oder sollen wir von der Luft leben? Franz! Nimm das Roß und füll ihm den Wanst.«
    Am Tor zum Ansitz angekommen, flüstere ich Katharina zu:
    »Tu es nicht! Paß auf!«
    Ihre leise Antwort, begleitet von einem Aufblitzen ihrer lebhaften grüngrauen Augen, läßt mich für einen Augenblick versteinern: »Du Unschuldiger! Dann hör du endlich auf, dir von Antonia ständig den nackten Hintern zeigen zu lassen, und vielleicht kannst du es auch vermeiden, daß sie täglich dein Ding zu fassen kriegt!«
    »Was hast du denn, Adam! Was machst du nur für ein Gesicht!« ruft mir Max aus dem Gang entgegen, als im gleichen Moment Katharina an mir vorbei die Treppe hinaufeilt.
    »Komm rauf ins Empfangszimmer, die Krüge werden gerade gefüllt …«
    Meine Lähmung löst sich langsam; dafür meine ich, ich hätte kochendes Wasser im Kopf.
    Sie weiß alles, sonst hätte sie so etwas nie über ihre Lippen gebracht. Wie hat sie das nur herausgefunden, wo wir doch so vorsichtig die Jahre über waren und viele Gelegenheiten ungenutzt ließen? Wir haben es im Haus nie miteinander getrieben – aus Rücksicht, obwohl wir viele Gelegenheiten dazu hatten.
    Während ich die Schuhe wechsle, wetteifern die Gedanken: Frau Elisabeth? Mein Stiefonkel? Wissen sie es?
    Nein, nein. Das kann nicht sein.
    Frau Elisabeth würde mich ganz anders behandeln, wenn das Kathilein über mich und Antonia berichtet hätte. Und wenn schon, was ist dabei? Nach den neuesten Auflagen wäre jedenfalls der Kirchgang für Jahre hinaus gestrichen.
    Wie war das, was hat sie gesagt? Wenn ich genau überlege, schwang da in ihrer Stimme noch ein ganz anderer Ton mit. »… dann hör du endlich auf …«, zischte sie wie eine Lunte. Bietet sie mir damit einen Handel an? Wenn du aufhörst, dann fang ich nichts an?
    Oder soll ich verstehen, daß sie diejenige ist, die Anspruch auf Antonias Platz erhebt?
    Ach, Weibergefasel! Dennoch hat sie mir ein dickes Seil zugeworfen, dessen eines Ende sie in der Hand hält, während sie mir das andere ins Gesicht schlägt. Soll ich es greifen? Soll ich Colins Rat befolgen?
    Das wäre die Lösung für die Zukunft …
    Die Schwierigkeiten in der Gießerei nehmen zu, so daß es fraglich wird, ob in den nächsten Monaten die großen Geschützgußaufträge aus Wien ausgeführt werden können. Auf mich kann der Herr nie und nimmer verzichten …

    Als erstes muß da wohl der Kanzleischreiber entfernt werden.
    Die Treppe hinauf in den ersten Stock auf dem Weg ins Empfangszimmer nehme ich einen Duft aus der Küche auf, der mir den Appetit nimmt. Das müssen die Nieren vom Wild sein. Nieren für die Mägde und Knechte, denn heute ist Freßtag. Hasen, Rehe, ein gut gemästetes Rind wurden geschlachtet, ein Dutzend Brathühner sind vorbereitet, Forellen hängen über dem Feuer, Bleche von Fleischpasteten spuckt der Backofen aus, Käseteller werden angerichtet, das berühmte Triset und Unmengen von Brandküchlein sind bis in die Morgenstunden hinein gebacken worden; Berge von Grünzeug wurden aus dem Herbstgarten geerntet, geputzt und zubereitet. Franz leistete schwere Arbeit, indem er Bier und Wein bis spät in die Nacht hinein die Treppe hochschleppte. Mein Gott, was für ein Trubel, und alles wegen dem Taufbeckenpisser.
    »Na, Herr Endorfer, Ihr habt, nach Eurem Wams zu urteilen, sicher die meiste Zeit gehungert, was?« wendet sich Hans Christoph an unseren Gast und bläst den Schaum vom Bier, der knapp an Endorfers dürren, dünnbestrumpften Beinen vorbei zum Teppich fliegt.
    »Ihr scherzt, verehrter Herr, wir haben ebenso reichlich wie ihr. Doch ich bin überzeugt, Ihr seid nur deshalb dreimal so kräftig wie ich, da Ihr dreimal so kräftig Eure gute Küche probiert.«
    »Dreimal nur Vater? Mit fünfmal läge er schon besser«, schmäht ihn Max frech, der neben mir steht.
    »Was gibt es Neues im Auslande?« ermuntere ich ihn, ein anderes Gespräch zu beginnen.
    »Das Ausland, ach ja …« Endorfer ist mit seinen Gedanken noch ganz in den Kochtöpfen versunken, und es scheint, als ob er Mühe hätte, davon loszukommen. Ist schon eine Tortur, herabzusteigen von jenen verheißungsvollen leiblichen Genüssen, die ihm Büchsenhausen heute bieten wird, hinunter in sein entrücktes Kanzleischreibergewerbe. »Das Ausland, natürlich. Das, was uns Sorge

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