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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Besen unter den Arm und trat ein, mit der Tür den verwunderten Portier anstoßend. Neben dem Fahrstuhl sah sie an der Wand eine riesige schwarze Tafel, auf der mit weißen Buchstaben die Wohnungsnummern und die Namen der Mieter verzeichnet waren. Als Margarita über dem Namenverzeichnis der Inschrift "Haus der Dramatiker und Literaten" sah, stieß sie ein gedämpftes Kriegsgeheul aus. Aufwärts schwebend, las sie gierig die Namen: Ghustow, Dwubratski, Quant, Beskudnikow, Latunski ...
    "Latunski!" kreischte Margarita. "Latunski! Das ist er ... Er hat den Meister auf dem Gewissen!"
    Dem Portier an der Tür quollen die Augen aus dem Kopf, er machte kleine Luftsprünge vor Erstaunen und glotzte die schwarze Tafel an, um das Wunder zu begreifen, wieso das Mieterverzeichnis plötzlich dermaßen kreischte. Margarita flog währenddes schon die Treppe hinauf und sagte wie im Rausch vor sich hin:
    "Latunski vierundachtzig .. . Latunski vierundachtzig ..." Da links die Wohnung 82, rechts die 83, noch höher hinauf, links die 84! Da war es! Da hing auch ein Schild — "O. Latunski".
    Margarita sprang vom Besen, und ihre heißen Fußsohlen empfanden wohltuend die Kühle des steinernen Treppenabsatzes. Sie läutete einmal, noch einmal. Aber niemand öffnete'. Noch heftiger drückte sie auf den Knopf und hörte das Schrillen in La-tunskis Wohnung. Ja, bis an sein Lebensende ist der Inhaber der Wohnung Nr. 84 im achten Stock dem toten Berlioz, Vorsitzenden der Massolit, zu Dank verpflichtet, daß er unter die Straßenbahn geriet und die Trauerfeier ausgerechnet auf diesen Abend anberaumt wurde. Unter einem glücklichen Stern war er geboren, der Kritiker Latunski, und der Stern bewahrte ihn vor der Begegnung mit Margarita, die an diesem Freitag zur Hexe geworden war.
    Niemand öffnete. Da sauste Margarita, die Stockwerke zählend, wieder hinunter, stürmte hinaus auf die Straße, schaute am Hause hinauf, zählte die Stockwerke von außen ab und überlegte, welche Fenster zu Latunskis Wohnung gehörten. Da, die fünf dunklen an der Ecke im achten Stock mußten es sein. Nachdem sie sich dessen versichert hatte, flog sie hinauf und stieg durchs offene Fenster in ein dunkles Zimmer, in dem nur ein schmaler Streifen Mondlicht silbrig glänzte, über diesen Streifen lief Margarita und tastete nach dem Schalter. Bald darauf war die ganze Wohnung hell erleuchtet. Der Besen stand in der Ecke. Nachdem sich Margarita vergewissert hatte, daß niemand zu Hause war, öffnete sie die Tür zum Treppenhaus und sah am Schildchen: sie war in der richtigen Wohnung.
    Ja, man erzählt, daß der Kritiker Latunski noch heute blaß wird, wenn er sich an diesen furchtbaren Abend erinnert, und daß er den Namen Berlioz noch heute mit Andacht ausspricht. Niemand weiß, was für ein finsteres und übles Verbrechen den Abend gekrönt hätte, denn als Margarita aus der Küche kam, hatte sie einen schweren Hammer in der Hand. Die nackte und unsichtbare Fliegerin zügelte sich, doch ihre Hände flatterten vor Ungeduld. Sorgfältig zielend, führte sie einen Schlag gegen die Flügeltasten, und durch die ganze Wohnung gellte ein erstes klägliches Geheul. Wie rasend schrie das unschuldige Beckersche Saloninstrument. Die Tasten zerspell-ten, die Elfenbeinplättchen spritzten nach allen Seiten. Der Flügel heulte, klirrte, dröhnte, wimmerte. Unter einem Hammerschlag zersprang, wie ein Revolverschuß knallend, die polierte Resonanzdecke. Keuchend bearbeitete Margarita mit dem Hammer die Saiten. Endlich hielt sie ermüdet inne und ließ sich in einen Sessel plumpsen, um zu verschnaufen. Im Badezimmer rauschte schrecklich das Wasser, in der Küche ebenfalls. Ich glaube, es läuft schon über, dachte Margarita und sagte laut:
    "Aber zum Ausruhen besteht noch kein Anlaß."
    Schon fluteten Ströme aus der Küche in den Korridor. Mit bloßen Füßen durchs Wasser patschend, schleppte Margarita ganze Eimer voll aus der Küche ins Arbeitszimmer des Kritikers und goß sie in die Schreibtischschublade. Nachdem sie mit dem Hammer die Türen des Bücherschranks zertrümmert hatte, stürzte sie ins Schlafzimmer, zerschlug den Spiegelschrank, zog den Anzug des Kritikers heraus und ersäufte ihn in der Badewanne. Das volle Tintenfaß aus dem Arbeitszimmer entleerte sie über dem dick aufgeschüttelten Doppelbett. Die Verwüstung, die sie anrichtete, bereitete ihr großen Genuß, und doch schien ihr dauernd, als wären die Resultate kläglich. Darum tat sie nun, was ihr gerade in den

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