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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Gribojedow! Zweifellos ist er dort."
    Die Stadt lebte bereits ihr abendliches Leben. In Staub gehüllt, sausten kettenklirrend Lastautos vorbei, darauf lagen auf Säcken rücklings ein paar Männer. Sämtliche Fenster standen offen. Hinter jedem Fenster brannte eine Lampe mit orangefarbenem Schirm, und aus allen Fenstern, aus allen Türen, aus allen Torwegen, von Dächern und Böden, aus Kellern und Höfen schallte heiser brüllend die Polonaise aus der Oper "Eugen Onegin".
    Des Lyrikers Befürchtungen waren nur zu berechtigt gewesen, denn er erregte Aufsehen, und die Passanten drehten sich nach ihm um. Demzufolge faßte er den Entschluß, die großen Straßen zu meiden und sich durch die Seitengäßchen zu schlagen, wo die Leute nicht so zudringlich waren und weniger Aussicht bestand, daß man dem barfüßigen Mann mit Fragen nach seinen Unterhosen zusetzte, die sich hartnäckig weigerten, wie Sommerhosen auszusehen.
    Gedacht, getan — Iwan tauchte in das geheimnisvolle Netz der Seitengäßchen am Arbat und schlich sich an den Häusern entlang, furchtsam um sich und hinter sich schielend, ab und zu in einem Hausflur sich versteckend und die Ampelkreuzungen sowie die eleganten Türen der Gesandtschaftsvillen meidend.
    Und auf seinem ganzen beschwerlichen Weg quälte ihn unsagbar das allgegenwärtige Orchester, zu dessen Begleitung ein tiefer Baß von seiner Liebe zu Tatjana sang.
5 Der Vorfall im Gribojedow
    Das altertümliche zweigeschossige cremefarbene Haus lag am Boulevardring hinter einem kümmerlichen Vorgarten, den ein schmiedeeisernes Gitter vom Gehsteig abschloß. Eine kleine Fläche vor dem Haus war asphaltiert; winters ragte hier ein Schneehaufen, in dem ein Spaten stak, im Sommer aber verwandelte sie sich, von einer Markise überspannt, in ein vorzügliches Gartenrestaurant.
    Das Haus hieß "Gribojedowhaus", weil es angeblich früher einer Tante des Schriftstellers Alexander Sergejewitsch Gribojedow gehört hatte. Ob das stimmt, wissen wir nicht genau. Mir ist, als ob Gribojedow keine Hausbesitzerin zur Tante hatte ... Wie dem auch sei, das Haus hieß so. Ja, ein Moskauer Lügenbold erzählte sogar, im runden Säulengang des Obergeschosses habe der berühmte Schriftsteller der auf ein Sofa hingelagerten Tante Auszüge aus seinem Stück "Verstand schafft Leiden" vorgelesen. Hol's der Teufel, vielleicht stimmt es auch, unwichtig! Wichtig ist, daß dieses Haus gegenwärtig jener Massolit gehörte, welcher der unglückliche. Michail Alexandrowitsch Ber-lioz bis zu seinem Erscheinen an den Patriarchenteichen vorgesessen hatte.
    Dem Beispiel der nachlässigen Massolit -Mitglieder folgend, sagte alle Welt nicht "Gribojedowhaus", sondern einfach "Gri-bojedow": "Ich hab mich gestern zwei Stunden im Gribojedow rumgedrückt." — "Na und?" — "Einen Monat Jalta hab ich ergattert." — "Großartig!" Oder: "Geh zu Berlioz, er empfangt heute von vier bis fünf im Gribojedow" . .. und so weiter. Die Massolit war im Gribojedow denkbar gut und behaglich untergebracht. Jedem, der das Gribojedow betrat, fielen als erstes die Mitteilungen diverser Sportgemeinschaften ins Auge sowie Gruppenaufnahmen, aber auch Einzelfotos von Mitgliedern der Massolit , mit denen (den Fotos) die Wände der Treppe zum ersten Stock behängt waren.
    An der Tür des ersten Zimmers im Obergeschoß prangte eine große Inschrift "Angler- und Datschensektion", darunter war eine Karausche an der Angel abgebildet.
    An der Tür des Zimmers Nr. 2 stand etwas völlig Unverständliches: "Schöpferische Eintagsreisen bei M. W. Podloshnaja". Die nächste Tür trug die kurze, aber noch unverständlichere Aufschrift "Perelygino". Dann flimmerte es dem zufalligen Besucher des Gribojedow vor den Augen von all den bunten Aufschriften auf den Nußbaumtüren der Tante: "Eintragung in die Papierzuteilungsliste bei Pokljowkina", "Kasse", "Persönliche Abrechnung der Sketchisten".
    Wer sich durch die endlose Schlange drängte, die schon unten bei der Pförtnerloge anfing, konnte die Aufschrift einer Tür lesen, deren Klinke einer dem andern in die Hand gab: "Wohnungsangelegenheiten".
    Hinter den Wohnungsangelegenheiten bot sich der Blick auf ein prächtiges Plakat: Über einen Felsen ritt ein Reiter, in eine Burka gehüllt, die Flinte auf der Schulter. Unten sah man Palmen und einen Balkon, darauf saß ein junger Mann mit Haartolle, der sehr, sehr keck in die Höhe blickte und einen Füllhalter in der Hand hielt. Text: "Schöpferischer Urlaub mit Vollpension von zwei

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