Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
Vom Netzwerk:
saufen, benutzen seine Stellung, um Frauen herumzukriegen, der Herr arbeiten nichts und können auch gar nichts arbei-, ten, weil der Herr keine Ahnung von seinen Pflichten haben. Den Vorgesetzten streuen der Herr Sand in die Augen!" "Er treibt Mißbrauch mit dem Dienstwagen!" petzte der Kater und kaute den Pilz.
    In diesem Moment ereignete sich die vierte und letzte Erscheinung, als Stjopa, der gänzlich zu Boden gesunken war, schon mit schwacher Hand am Türrahmen kratzte.
    Direkt aus dem großen Spiegel trat ein kleiner, aber ungewöhnlich breitschultriger Mann mit einer Melone auf dem Kopf. Aus seinem Mund ragte ein Eckzahn, der das ohnehin einmalig fiese Gesicht vollends verunstaltete. Obendrein hatte er feuerrotes Haar.
    "Ich verstehe überhaupt nicht", mischte er sich ins Gespräch, "wie der Kerl Direktor werden konnte." Der Rothaarige näselte immer stärker. "Er ist ebenso ein Direktor, wie ich ein Erz-bischof bin."
    "Du siehst nicht wie ein Erzbischof aus, Asasello", bemerkte der Kater und legte sich Würstchen auf den Teller.
    "Das ist ja meine Rede", näselte der Rothaarige und fügte, an Voland gewandt, ehrerbietig hinzu: "Gestattet Ihr, Messere, ihn zu sämtlichen Teufeln zu befördern?"
    "Husch!" kläffte plötzlich der Kater und sträubte das Fell.
    Da begann das Schlafzimmer rund um Stjopa zu rotieren, er prallte mit dem Kopf gegen den Türrahmen, dachte: Ich sterbe, und verlor das Bewußtsein.
    Aber er starb nicht. Ein wenig die Augen öffnend, fand er sich auf etwas Steinernem sitzen. Ringsum rauschte es. Als er die Augen richtig offen hatte, erkannte er, daß es ein Meer war, was da rauschte, ja, eine Welle rollte bis dicht vor seine Füße, kurz und gut, er saß an der Spitze einer Mole, über ihm funkelte ein blauer Himmel, und hinter ihm stieg eine schöne Stadt bergan.
    Stjopa, der nicht wußte, wie man sich in solchen Fällen verhält, erhob sich mit schlotternden Knien und ging die Mole entlang zum Ufer.
    Auf der Mole stand ein Mann, rauchte und spuckte ins Meer. Als er Stjopa bemerkte, starjte er ihn mit wilden Augen an und hörte auf zu spucken. Da leistete sich Stjopa folgendes Ding: kniete vor dem unbekannten Raucher nieder und sprach: "Ich flehe Sie an, sagen Sir mir, was ist das für eine Stadt?" "Das ist doch die Höhe!" sagte der Raucher herzlos. "Ich bin nicht betrunken", antwortete Stjopa heiser, "mit mir ist etwas passiert... Ich bin krank .. . Wo bin ich? Was ist das für eine Stadt?" "Na, Jalta doch ..."
    Stjopa stieß einen leisen Seufzer aus, sank zur Seite und prallte mit dem Kopf gegen die erwärmten Steine der Mole.
8 Duell zwischen Arzt und Poet
    Genau in dem Moment, als in Jalta das Bewußtsein Stjopa verließ, das heißt etwa um halb zwölf mittags, kehrte es zu Iwan Ni-kolajewitsch Besdomny zurück, der aus langem und tiefem Schlaf erwachte. Einige Zeit überlegte er, wie er in das unbekannte Zimmer mit den weißen Wänden gekommen sei, wo er einen sonderbaren Nachttisch aus hellem Metall und einen weißen Vorhang sah, hinter dem er die Sonne spürte. Iwan schüttelte den Kopf, der nicht schmerzte, und nun fiel ihm ein, daß er sich in der Heilanstalt befand. Dieser Gedanke zog die Erinnerung an den Tod von Berlioz nach sich, doch erschütterte ihn das Unglück heute nicht mehr so heftig. Nachdem er sich ausgeschlafen hatte, war er ruhiger und dachte klarer. Eine Zeitlang lag er still in dem blitzsauberen, weichen und bequemen Bett mit Sprungfederboden, dann entdeckte er neben sich einen Klingelknopf. Gewohnt, Gegenstände sinnlos zu berühren, drückte Iwan darauf. Er erwartete, daß es läutete oder jemand kam, doch etwas anderes geschah. Am Fußende leuchtete ein Mattglaszylinder auf mit der Schrift "Trinken". Ein paar Augenblicke stand der Zylinder still, dann drehte er sich, bis die Schrift "Pflegerin" erschien. Versteht sich, daß der sinnreiche Zylinder Iwan beeindruckte. An Stelle von "Pflegerin" erschien die Schrift "Rufen Sie den Arzt".
    "Hm", brummte Iwan, der nicht wußte, was er mit dem Zylinder anfangen sollte. Aber durch Zufall hatte er Glück. Er drückte ein zweites Mal auf den Knopf, als eben das Wort,Arztgehilfin" zu lesen war. Leise klirrend blieb der Zylinder stehen und erlosch. Ins Zimmer trat eine rundliche, sympathische Frau in sauberem weißem Kittel und sagte zu Iwan: "Guten Morgen!" 'Iwan antwortete nicht, denn er hielt den Gruß unter den gegebenen Umständen für unangebracht. Wirklich, man sperrte einen gesunden Menschen in die Klapsmühle

Weitere Kostenlose Bücher