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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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und tat auch noch, als müsse das so sein!
    Die Frau hatte inzwischen, ohne daß sich ihr gutmütiges Gesicht veränderte, durch einen Knopfdruck den Vorhang hochgezogen. Durch das großmaschige, leichte Gitter, das bis zum Fußboden reichte, flutete Sonne ins Zimmer. Vor dem Gitter sah Iwan einen Balkon, das Ufer eines sich schlängelnden Flusses und am anderen Ufer einen fröhlichen Kiefernwald. "Wollen Sie bitte ein Bad nehmen", sagte die Frau einladend. Unter ihren Händen schob sich die Seitenwand auseinander, und dahinter kam ein Badezimmer nebst vorzüglich ausgestatteter Toilette zum Vorschein.
    Iwan, der entschlossen war, nicht mit der Frau zu reden, gönnte sich beim Anblick des aus glänzendem Hahn breit in die Wanne strömenden Wassers den ironischen Ausruf nicht verkneifen: "Donnerwetter! Wie im ,Metropol'!"
    "O nein", sagte die Frau stolz, "viel besser. Eine solche Einrichtung gibt es auch im Ausland nicht. Ärzte und Wissenschaftler kommen eigens her, um unsere Klinik zu besichtigen. Täglich besuchen uns Touristen."
    Das Wort "Touristen" erinnerte Iwan an den Konsultanten. Seine Gedanken trübten sich, er blickte unter gesenkten Brauen hervor und sagte:
    "Die Touristen ... wie ihr die vergöttert! Dabei gibt's unter ihnen die verschiedensten Typen. Ich zum Beispiel hab gestern einen kennengelernt, reizend, sag ich Ihnen!" Iwan war drauf und dran, von Pontius Pilatus zu erzählen, doch er hielt sich zurück, denn er begriff, das wäre hier fehl am Platze, und sie konnte ihm ohnehin nicht helfen.
    Der frisch gebadete Lyriker erhielt alles, was ein Mann nach dem Baden braucht: ein gebügeltes Hemd, Unterhosen, Strümpfe. Damit nicht genug, öffnete die Frau eine Schranktür, wies hinein und fragte:
    "Was möchten Sie anziehen, Kittel oder Pyjama?" Der gewaltsam in seiner neuen Behausung festgehaltene Iwan hätte fast die Hände zusammengeschlagen ob der Unbekümmertheit dieser Frau. Schweigend stieß er den Finger gegen einen Pyjama aus leuchtend roter Baumwolle. Sodann führte sie ihn durch einen leeren, stillen Korridor in ein riesiges Behandlungszimmer. Entschlossen, in diesem so wundersam ausgestatteten Institut alles mit Ironie aufzunehmen, taufte er den Raum für sich "Betriebsküche". Der Name paßte. Hier standen Schränke und Vitrinen mit blitzenden Nickelinstrumenten. Da gab es Sessel von komplizierter Konstruktion, bauchige Glühlampen mit glänzenden Schirmen, viele Fläschchen, Gasbrenner, elektrische Leitungen und gänzlich unbekanntes Gerät.
    Drei Personen nahmen sich Iwans an — zwei Frauen und ein Mann, alle in Weiß. Als erstes wurde Iwan zu einem Tisch in der Ecke geführt, wo man ihn offenbar ausfragen wollte. Er überdachte seine Situation. Drei Wege standen ihm offen. Der erste war am verlockendsten: sich auf die Lampen und all die sinnreichen Sächelchen zu stürzen, sie kurz und klein zu schlagen und dadurch seinen Protest gegen die sinnlose Einsperrung auszudrücken. Aber der heutige Iwan unterschied sich schon erheblich vom gestrigen Iwan, so daß ihn der erste Weg zweifelhaft dünkte: am Ende verstärkte das die hier in der Meinung, daß er ein gewalttätiger Geisteskranker sei. Darum verwarf er den ersten Weg. Es gab einen zweiten: von dem Konsultanten und von Pontius Pilatus zu erzählen. Die gestrige Erfahrung hatte jedoch erwiesen, daß man seinen Worten nicht glaubte oder sie verzerrt aufnahm. Darum verzichtete Iwan auch auf diesen Weg und entschloß sich, den dritten zu wählen und sich in stolzes Schweigen zu hüllen.
    Das gelang ihm jedoch nicht ganz, denn er mußte nolens volens eine Reihe Fragen beantworten, was er allerdings kurz und mürrisch tat.
    Man fragte ihn nach seinem bisherigen Leben aus, sogar danach, wie sein Scharlach vor fünfzehn Jahren verlaufen sei. Nachdem ein ganzes Blatt mit Iwans Antworten vollgeschrieben war, wurde es umgedreht, und eine der weißbekittelten Frauen befragte Iwan nach seinen Verwandten. Es wurde eine langweilige Ausfragerei: Wer wann und woran gestorben sei, ob er getrunken, an Geschlechtskrankheiten gelitten habe und alles in dieser Art. Anschließend wurde Iwan gebeten, den gestrigen Vorfall an den Patriarchenteichen zu schildern, doch man setzte ihm nicht zu und wunderte sich nicht, als er von Pontius Pilatus berichtete.
    Nunmehr trat die Frau Iwan an den Mann ab, der sich auf ganz andere Weise mit ihm beschäftigte und ihm keinerlei Fragen stellte. Er maß Iwans Temperatur, fühlte ihm den Puls, blickte ihm mit Hilfe einer

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