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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Bewegungen vor. Das UV-Licht ließ immer wieder neue Haare, Fasern und andere, undefinierbare Partikel aufleuchten. Plötzlich wurde der Boden blendend hell.
    »Der Teppich«, sagte Mick. »Ich weiß nicht, was das für Fasern sind, aber sie fluoreszieren jedenfalls tierisch stark. Vor dem Hintergrund werden wir nicht viel erkennen können.«
    »Suchen Sie ihn trotzdem genau ab.«
    »Der Couchtisch ist im Weg. Könnten Sie den mal zur Seite stellen?«
    Rizzoli streckte die Hände nach dem Tisch aus, den sie nur als geometrisches Muster vor dem fluoreszierenden weißen Hintergrund des Teppichs erkennen konnte. »Nehmen Sie das andere Ende, Korsak«, sagte sie.
    Nachdem sie den Couchtisch weggetragen hatten, erschien der Teppich als bläulich-weiß schimmerndes Oval zu ihren Füßen.
    »Wie sollen wir da irgendetwas erkennen?«, fragte Korsak.
    »Das ist ja, als ob man eine Glasscheibe sucht, die in einem Wasserbecken schwimmt.«
    »Glas schwimmt nicht«, sagte Mick.
    »Ach ja, hab ganz vergessen, dass Sie ja der Experte sind. Übrigens, wofür ist Mick eigentlich die Abkürzung? Für Micky Maus? «
    »Nehmen wir uns das Sofa vor«, schaltete Rizzoli sich ein.
    Mick richtete die Kamera neu aus. Der Sofabezug leuchtete ebenfalls unter dem UV-Licht, doch es war eine weichere Fluoreszenz, wie Schnee im Mondlicht. Langsam ließ er den Strahl über die Polster gleiten, dann über die Sofakissen, ohne jedoch irgendwelche verdächtigen Flecken zu Tage zu fördern. Nur ein paar lange Haare und Staubpartikel waren zu sehen.
    »Das waren sehr reinliche Leute«, bemerkte Mick. »Keine Flecken, und auch nur sehr wenig Staub. Ich wette, dieses Sofa ist nagelneu.«
    Korsak schnaubte verächtlich. »Muss angenehm sein, so ein Leben. Das letzte Mal, dass ich mir ein Sofa gekauft habe, war nach unserer Hochzeit.«
    »Okay, dort hinten ist noch ein Stück Fußboden. Machen wir da weiter.«
    Rizzoli kollidierte im Dunkeln mit Korsak, und sein käsiger Schweißgeruch stieg ihr in die Nase. Er atmete geräuschvoll, als ob er ein Problem mit den Nebenhöhlen hätte, und in der Dunkelheit klang sein Geschniefe noch lauter. Verärgert wich sie ihm aus und stieß prompt mit dem Schienbein gegen den Couchtisch.
    » Mist! «
    »He, passen Sie auf, wo Sie hintreten!«, sagte Korsak.
    Sie verkniff sich eine Erwiderung; die Atmosphäre in diesem Zimmer war ohnehin schon angespannt genug. Stattdessen bückte sie sich, um sich das Schienbein zu reiben, doch die plötzliche Bewegung machte sie schwindlig, und sie verlor kurz die Orientierung. Sie musste in die Hocke gehen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ein paar Sekunden lang kauerte sie so in der Dunkelheit und hoffte nur, dass Korsak nicht über sie fallen würde; er hätte sie mit seinem Gewicht schier zerquetscht. Sie konnte hören, wie die beiden Männer ein paar Schritte von ihr entfernt werkelten.
    »Das Kabel hat sich verheddert«, sagte Mick. Der Strahl des Crimescopes schwenkte plötzlich in Rizzolis Richtung, als er sich umdrehte, um die Schnur zu entwirren.
    Als der Lichtkegel direkt vor Rizzoli über den Teppich huschte, erstarrte sie. Dort, umrahmt von der Fluoreszenz der Teppichfasern, erblickte sie einen dunklen, unregelmäßig geformten Fleck, kleiner als eine Zehn-Cent-Münze.
    »Mick«, sagte sie.
    »Können Sie den Couchtisch auf Ihrer Seite mal kurz anheben? Ich glaube, das Kabel hat sich um das Bein gewickelt.«
    » Mick! «
    »Was denn?«
    »Kommen Sie mit der Kamera hierher. Leuchten Sie den Teppich an. Hier, direkt vor mir.«
    Mick kam auf sie zu. Korsak schloss sich ihm an; sie hörte seinen schnaufenden Atem näher kommen.
    »Richten Sie es auf meine Hand«, sagte sie. »Ich habe den Finger an die Stelle gelegt.«
    Im nächsten Moment war der Teppich in bläuliches Licht getaucht, und ihre Hand erschien als schwarze Silhouette vor dem fluoreszierenden Hintergrund.
    »Da«, sagte sie. »Was ist das?«
    Mick ging neben ihr in die Knie. »Irgendein Fleck. Ich mache am besten ein Foto davon.«
    »Aber dieser Fleck ist ja dunkel«, wandte Korsak ein. »Ich dachte, wir suchen nach einer fluoreszierenden Substanz.«
    »Wenn der Hintergrund stark fluoreszierend ist, so wie diese Teppichfasern, dann können im Kontrast dazu Körperflüssigkeiten tatsächlich dunkel erscheinen. Dieser Fleck könnte alles Mögliche sein. Wir werden die Laboruntersuchung abwarten müssen.«
    »Was denn – sollen wir jetzt etwa ein Stück aus diesem schönen Teppich rausschneiden, nur weil wir

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