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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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einen alten Kaffeefleck oder so was gefunden haben?«
    Mick schwieg einen Moment. »Es gibt noch einen Trick, den wir ausprobieren könnten.«
    »Welchen?«
    »Ich werde die Wellenlänge des Geräts verändern. Ich reduziere sie auf kurzwelliges UV-Licht.«
    »Und was bewirkt das?«
    »Das ist echt cool – wenn es funktioniert.«
    Mick nahm die entsprechenden Einstellungen vor und richtete den Lichtstrahl dann auf die Stelle mit dem Fleck.
    »Jetzt passen Sie mal auf«, sagte er und schaltete das Crimescope aus.
    Es wurde stockdunkel im Zimmer. Bis auf einen hellen Fleck, der zu ihren Füßen schimmerte.
    »Was zum Teufel ist denn das? « , fragte Korsak.
    Rizzoli traute ihren Augen nicht. Sie starrte auf die geisterhafte Erscheinung, das flackernde grüne Leuchten. Doch schon begann das gespenstische Glimmen vor ihren Augen zu verblassen. Sekunden später waren sie wieder von völliger Dunkelheit umgeben.
    »Phosphoreszenz«, erklärte Mick. »Das ist eine Art verzögerter Fluoreszenz. Dazu kommt es, wenn UV-Strahlen die Elektronen in bestimmten Substanzen anregen. Diese Teilchen brauchen ein bisschen länger, um in ihren ursprünglichen Energiezustand zurückzukehren. Dabei strahlen sie Lichtquanten ab, und das ist es, was wir vorhin gesehen haben. Wir haben es hier mit einem Fleck zu tun, der leuchtend grün phosphoresziert, nachdem er kurzwelligem UV-Licht ausgesetzt wurde. Das ist ein sehr interessanter Hinweis.« Er stand auf und schaltete die Deckenlampe wieder ein.
    In der plötzlichen Helligkeit wirkte der Teppich, den sie so fasziniert angestarrt hatten, wieder vollkommen gewöhnlich. Aber jetzt konnte Rizzoli ihn nicht mehr ohne ein Gefühl des Abscheus betrachten, denn sie wusste genau, was sich hier abgespielt hatte – die Spuren von Gail Yeagers Martyrium klebten noch an diesen beigefarbenen Fasern.
    »Es ist Sperma«, sagte sie.
    »Das ist sehr gut möglich«, erwiderte Mick, während er das Stativ in Stellung brachte und den Kodak-Wratten-Filter für die UV-Fotografie aufsetzte. »Sobald ich die Aufnahme im Kasten habe, schneiden wir das Stück aus dem Teppich raus. Das Labor wird die Probe noch auf saure Phosphatase testen und mikroskopisch analysieren müssen.«
    Aber Rizzoli brauchte diese letzte Gewissheit nicht. Sie wandte sich zu der blutbespritzten Wand um, und sie erinnerte sich an die Position, in der Dr. Yeagers Leiche gefunden worden war, an die Teetasse, die von seinem Schoß gefallen und auf dem Holzfußboden zerbrochen war. Der grün phosphoreszierende Fleck auf dem Teppich bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. Sie wusste genau, was passiert war – so sicher, wie wenn die Szene sich vor ihren Augen abgespielt hätte.
    Du hast sie aus ihren Betten gezerrt und in dieses Zimmer mit dem Holzfußboden gebracht. Dann hast du den Arzt an Händen und Füßen gefesselt und ihm den Mund mit Klebeband verschlossen, damit er dich nicht mit seinen Schreien ablenken konnte. Du hast ihn dort an die Wand gesetzt, hast ihm die Rolle des stummen Zuschauers aufgezwungen. Richard Yeager ist noch am Leben und bei vollem Bewusstsein; er weiß ganz genau, was du vorhast. Aber er kann sich nicht wehren. Er kann seine Frau nicht beschützen. Und für den Fall, dass er sich bewegen sollte, dass er versuchen sollte, sich zu befreien, stellst du ihm eine Teetasse mit Untertasse auf den Schoß – als Frühwarnsystem. Sie wird mit lautem Klirren auf die Holzdielen fallen, sollte es ihm gelingen, sich zu erheben. Wenn du dich deiner Lust hingibst, kannst du nicht auch noch ein Auge auf Dr. Yeager haben, und du willst schließlich keine unangenehme Überraschung erleben.
    Aber du willst, dass er dir dabei zusieht.
    Sie blickte auf die Stelle herab, die vor wenigen Augenblicken noch leuchtend grün geschimmert hatte. Hätten sie den Couchtisch nicht zur Seite gerückt, hätten sie nicht gezielt nach solchen für das bloße Auge nicht erkennbaren Spuren gesucht, dann hätten sie ihn wahrscheinlich nie gefunden.
    Du hast deinen Besitzanspruch demonstriert, hier auf diesem Teppich. Hast sie vergewaltigt vor den Augen ihres Mannes, der sie nicht retten konnte, der nicht einmal sich selbst retten konnte. Und als es vorbei war, als du deinen Triumph ausgelebt hattest, blieb ein kleiner Tropfen Sperma auf diesem Stoff zurück und trocknete zu einem unsichtbaren Film.
    War das Töten des Ehemanns ein Teil des Vergnügens? Hatte der Täter mit dem Messer in der Hand kurz innegehalten, um den Augenblick voll

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