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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gesehen, dass Ihr Fenster eingeschlagen war. Sie hat sofort die 911 angerufen. Und der erste Kollege vor Ort hat gleich erkannt, dass es Ihre Wohnung ist, und mich benachrichtigt.«
    Dean fasste ihren Arm und sah sie fragend an. Sie ignorierte ihn. Sie musste sich räuspern, bevor es ihr gelang, mit trügerisch ruhiger Stimme zu fragen: »Hat er irgendetwas mitgenommen?« Schon jetzt sagte sie wie selbstverständlich er. Sie musste seinen Namen nicht nennen; sie wussten beide, wessen Werk dieser Einbruch war.
    »Das müssen Sie uns sagen, wenn Sie wieder hier sind«, meinte Frost.
    »Sind Sie jetzt gerade dort?«
    »Ich stehe in Ihrem Wohnzimmer.«
    Sie schloss die Augen. Bei dem Gedanken an all die fremden Menschen, die in ihre Festung eingedrungen waren, wurde ihr fast schlecht vor Wut. Sie sah sie vor sich, wie sie ihre Schränke öffneten, ihre Kleider anfassten. Ungeniert in ihren persönlichen Gegenständen herumwühlten.
    »Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass nicht viel verändert ist«, sagte Frost. »Ihr Fernseher und Ihr CD-Player sind noch da. Und auf der Anrichte in der Küche steht noch ein großes Glas mit Münzen. Gibt es sonst noch irgendetwas, worauf er es abgesehen haben könnte?«
    Meinen Seelenfrieden. Meinen Verstand.
    »Rizzoli?«
    »Mir fällt nichts ein.«
    Eine Pause trat ein. Dann sagte er in beschwichtigendem Ton: »Ich werde alles mit Ihnen durchgehen, Zentimeter für Zentimeter. Das machen wir zusammen, sobald Sie wieder hier sind. Der Vermieter hat schon das Fenster mit Brettern vernageln lassen, damit es nicht reinregnet. Falls Sie gerne vorläufig bei uns schlafen würden – ich bin sicher, Alice hätte nichts dagegen. Wir haben ein Gästeschlafzimmer, das wird so gut wie nie benutzt…«
    »Ich komme schon klar«, sagte sie.
    »Es ist wirklich kein Problem …«
    » Ich komme schon klar. «
    Es lag Zorn in ihrer Stimme – und Stolz. Vor allem Stolz.
    Frost war so klug, nicht weiter zu insistieren, und er war auch nicht beleidigt. Ruhig und gelassen fuhr er fort: »Rufen Sie mich an, sobald Sie wieder in Boston sind.«
    Dean beobachtete sie, als sie das Gespräch beendete und das Handy weglegte. Plötzlich konnte sie es nicht mehr ertragen, seinen Blicken so schutzlos ausgesetzt zu sein, so nackt und verängstigt, wie sie war, in ihrer ganzen Verletzlichkeit. Sie stieg aus dem Bett, ging ins Bad und schloss die Tür hinter sich zu.
    Einen Augenblick später hörte sie ihn anklopfen. »Jane?«
    »Ich gehe noch mal duschen.«
    »Sperr dich doch nicht ein.« Er klopfte erneut. »Komm raus und sprich mit mir.«
    »Wenn ich fertig bin.« Sie drehte die Brause auf und stieg hinein – nicht, weil sie sich waschen wollte, sondern weil das laufende Wasser jede Unterhaltung unmöglich machte. Es war ein rauschender Vorhang, hinter dem sie sich verbergen konnte. Das Wasser prasselte auf sie herab, und sie stand da mit gesenktem Kopf, stützte sich mit beiden Händen an den Fliesen ab und rang mit ihrer Angst. Sie stellte sich vor, dass sie wie Schmutz von ihrer Haut heruntergespült wurde und gurgelnd im Abfluss versickerte. Dass sie Schicht für Schicht von ihr abfiel. Als sie endlich das Wasser abdrehte, fühlte sie sich ruhiger. Geläutert. Sie trocknete sich ab, und in dem beschlagenen Spiegel erblickte sie undeutlich ihr Gesicht – nicht mehr blass, sondern von der Hitze gerötet. Jetzt war sie wieder bereit, für die Welt dort draußen die Rolle der Jane Rizzoli zu spielen.
    Sie kam aus dem Bad heraus. Dean saß im Sessel am Fenster. Er sagte kein Wort, sondern sah ihr nur zu, wie sie sich ankleidete, wie sie ihre Sachen auflas und dabei um das Bett herumging, in dem die zerknüllten Laken noch von ihrer Leidenschaft kündeten. Ein einziger Anruf hatte alles verändert, und nun ging sie mit spröder Entschlossenheit im Zimmer umher, knöpfte ihre Bluse zu, zog den Reißverschluss an ihrer Hose hoch. Draußen war es noch dunkel, doch für sie war die Nacht vorbei.
    »Willst du es mir nicht sagen?«, fragte er.
    »Hoyt war in meiner Wohnung.«
    »Wissen sie schon, dass er es war?«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Wer soll es denn sonst gewesen sein?«
    Die Worte klangen schriller, als sie beabsichtigt hatte. Errötend bückte sie sich, um ihre Schuhe unter dem Bett hervorzuholen. »Ich muss nach Hause.«
    »Es ist fünf Uhr früh. Deine Maschine geht erst um halb zehn.«
    »Erwartest du ernsthaft, dass ich jetzt noch schlafen kann? Nach diesem Anruf?«
    »Du wirst ganz erschöpft in

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