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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gibt es ein ganz besonders widerliches Ekelpaket, und Korsak war so ein Typ: der Junge, der immer ungehemmt rülpst und in der Nase bohrt; dem man schon am Hemd ansehen kann, was er zum Frühstück gegessen hat. Der Junge, dessen feuchte Wurstfinger man um keinen Preis anrührt, aus Angst, sich seine Läuse einzufangen. Er stieß sie ab, doch zugleich empfand sie so etwas wie Mitleid für ihn. Sie warf einen Blick auf den Kaffee, den er ihr eingeschenkt hatte, und kippte den Rest aus dem Fenster.
    Das Funkgerät begann wieder zu plärren, und sie zuckte zusammen.
    »Wir haben ein Fahrzeug, das in östlicher Richtung auf dem Dedham Parkway fährt. Sieht aus wie ein Taxi.«
    Rizzoli antwortete: »Ein Taxi um drei Uhr morgens?«
    »So ist es.«
    »Wohin fährt es?«
    »Ist gerade in den Enneking Parkway eingebogen, Richtung Norden.«
    »Posten zwei?«, rief Rizzoli den nächsten Wagen an der Strecke.
    »Posten zwei«, meldete sich Frost. »Ja, wir können ihn sehen. Ist gerade an uns vorbei …« Es war kurz still. Dann fuhr Frost mit angespannter Stimme fort: »Er wird langsamer …«
    »Was?«
    »Er bremst ab. Sieht aus, als wollte er anhalten …«
    »Position?«, fuhr Rizzoli ungeduldig dazwischen.
    »Der Parkplatz. Er ist gerade auf den Parkplatz eingebogen.«
    Dasist er.
    »Korsak, wir sind an ihm dran!«, zischte sie durch das offene Fenster. Als sie den Kopfhörer aufsetzte und hastig zurechtrückte, hatte sie das Gefühl, dass sämtliche Nerven in ihrem Körper vor Erregung summten.
    Korsak zog seinen Reißverschluss hoch und kletterte rasch wieder auf seinen Sitz. »Was? Was?«
    »Der Wagen ist gerade eben vom Enneking auf einen Parkplatz abgebogen – Posten zwei, was macht er jetzt?«
    »Steht einfach nur da. Hat das Licht ausgemacht.«
    Sie beugte sich vor und drückte voller Konzentration den Hörer ans Ohr. Die Sekunden verstrichen. Funkstille – alles wartete auf den nächsten Schritt des Verdächtigen.
    Er checkt die Lage. Er will sicher sein, dass die Luft rein ist, bevor er weitermacht.
    »Wir warten auf Ihren Befehl, Rizzoli«, sagte Frost. »Sollen wir zugreifen?«
    Sie zögerte, ging die Alternativen durch. Sie durfte die Falle nicht zu früh zuschnappen lassen.
    »Moment mal«, sagte Frost. »Jetzt hat er die Scheinwerfer wieder eingeschaltet. Ach, Mist, er setzt zurück. Er hat es sich anders überlegt.«
    »Hat er Sie gesehen? Frost, hat er Sie gesehen?«
    »Ich weiß es nicht! Er ist wieder auf der Straße. Fährt auf dem Enneking Richtung Norden…«
    »Wir haben ihn verschreckt!« In diesem Sekundenbruchteil stand ihr die einzig mögliche Entscheidung glasklar vor Augen. »An alle: los, los, los! «,schrie sie in ihr Mikro.
    »Schneiden Sie ihm den Weg ab! Schnell!«
    Sie ließ den Wagen an, rammte den Schalthebel in die Drive-Stellung. Als sie auf das Gas stieg, drehten die Reifen durch, gruben tiefe Furchen in den weichen, mit Laub bedeckten Waldboden. Zweige knallten gegen die Windschutzscheibe. Aus dem Funkgerät knatterten die hastigen Meldungen ihres Teams, und in der Ferne hörte sie vielstimmiges Sirenengeheul.
    »Posten drei. Wir haben den Enneking Richtung Norden gesperrt …«
    »Posten zwei. Haben Verfolgung aufgenommen …«
    »Fahrzeug kommt näher! Er bremst …«
    »Nehmt ihn in die Zange! Nehmt ihn in die Zange!«
    »Greifen Sie nicht ohne Verstärkung zu!«, befahl Rizzoli. »Warten Sie auf Verstärkung!«
    »Verstanden. Fahrzeug ist stehen geblieben. Wir halten unsere Position.«
    Als Rizzoli mit quietschenden Reifen am Ort des Geschehens ankam, war der Enneking Parkway bereits ein Wirrwarr aus kreuz und quer geparkten Streifenwagen mit blitzendem Blaulicht. Rizzoli war für einen Moment geblendet, als sie aus dem Wagen stieg. Der Adrenalinschub hatte sie alle in eine fieberhafte Erregung versetzt, sie konnte es an ihren Stimmen hören – die knisternde Anspannung einer Gruppe von gewaltbereiten Männern.
    Frost riss die Fahrertür des verdächtigen Wagens auf, und sofort richteten sich ein halbes Dutzend Waffen auf den Kopf des Mannes am Steuer. Der Taxifahrer saß blinzelnd und desorientiert da, während das Blaulicht über sein Gesicht flackerte.
    »Aussteigen!«, befahl Frost.
    »Was – was hab ich denn getan?«
    » Aussteigen, habe ich gesagt!« In dieser Nacht, in der die Nerven aller Beteiligten zum Zerreißen gespannt waren, hatte selbst Barry Frost sich in eine Furcht einflößende Erscheinung verwandelt.
    Langsam und mit erhobenen Händen stieg der Taxifahrer

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