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Der Meisterdieb

Der Meisterdieb

Titel: Der Meisterdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schleuderte er ein Seil um Arrufs Oberkörper. Die Arme wurden Arruf schmerzhaft hart gegen die Seiten gepresst .
    »Komm!« sagte der Fänger und zerrte ihn in die Richtung einer Pforte davon. Er sprach leise weiter. »Sei gewarnt!« flüsterte er. »Halte dich fern von den Schergen des Shallad Hadamur. Du bist alt genug, um einen Teil der Wahrheit zu erfahren. Höre gut zu, Arruf! Der Meuchelmörder, der Chamor tötete, sollte dich umbringen. Der Shallad gab den Auftrag, dich umzubringen. Auch andere sind, ohne dass du es weißt, an deiner Stelle gestorben.«
    Inmitten des Lärmens schob und zerrte der Wilde Fänger den Jungen weiter. Langsam breitete sich in dem dunklen Haus wieder etwas Ruhe aus. Die wuchtigen Tritte der Fänger, die mit ihrer Beute abzogen, hallten unter den Torbögen wider.
    »Ich kann nicht glauben, was du sagst!« sagte Arruf gepresst. »Kann das die Wahrheit sein?«
    »Du musst es glauben! Es ist die reine Wahrheit, Arruf. Die Opfer waren groß, aber ich meine, sie waren es wert. Noch etwas!«
    Seine Stimme wurde wieder hart und drängend. »Such den Magier Echtamor! Er ist ein Eingeweihter. Ich werde versuchen, den einen oder anderen deiner Jungen zu befreien. Nehmt euch in acht – die Stadt ist voller Feinde! Und jetzt unternimm einen schnellen Fluchtversuch! Ich werde dich verfolgen, denn die anderen Fänger würden mich töten, wenn sie wüssten… Schnell!«
    Er riss an dem Seil, die Schlingen lockerten sich. Im selben Moment erreichten sie das Eingangstor, das ein wuchtiger Fußtritt des Fängers aufsprengte. Zwei Seilschlingen fielen von Arrufs Körper, und er machte einen Satz nach vorn. Der Fänger stolperte und warf im Fallen seinen Spieß nach Arruf. Das Geschoß streifte seine Schulter und krachte gegen die Mauer. Arruf schlug einen Haken und rannte nach rechts. Der Fänger raste hinter ihm her und stieß schauerliche Flüche aus, die aus den Schlitzen und Löchern der Maske hervordrangen. Arruf kannte seinen Fluchtweg sehr genau und hetzte auf seinen dünnen Sohlen über das glitschige Pflaster der Gasse.
    Seine Gedanken wirbelten in seinem Kopf. Er verstand nur die Hälfte von dem, was ihm der Wilde Fänger zugeflüstert hatte.
    Einige Mannslängen in Richtung auf das Versteck zu entdeckte Arruf vor sich zwei Gestalten. Die Dunkelheit war fast vollkommen; er sah nur einen kleinen und einen wuchtigen Schatten, die vor ihm durch die Gasse schwankten.
    Arruf bückte sich und hob einen Stein auf.
    Mit einem Satz sprang er auf die Mauer zu, stützte sich ab und rannte hinter dem Fänger und dessen Opfer her. Hinter ihm erschollen noch immer die Schreie des Mannes, der ihn freigelassen hatte.
    Arruf blieb kurz stehen, zielte und schleuderte den Stein.
    Mit einem trockenen Geräusch traf er den Schädel des Fängers und prallte vom Leder oder von einer Versteifung der Kopfmaske ab.
    Als der Mann taumelte, zog Arruf seinen Dolch, packte das Seil und schnitt es durch. Mit einem weiteren Schnitt durchtrennte er die Handfesseln des Jungen und riss ihn mit sich. Sie rannten mit nachtwandlerischer Sicherheit auf das Versteck zu, tauchten zwischen den stinkenden Büschen in den Mauerspalt hinein und tasteten sich, auf allen vieren kriechend, vorwärts.
    Als sie die kleine Höhle erreichten, fand Arruf den Feuerstein, den Schwamm und die winzige Öllampe.
    Im zitternden Flammenschein sah er schweigend zu, wie sein Kamerad das schmierige Tuch zwischen den Zähnen heraus riss, ausspuckte und sich aufrichtete.
    »Dieser Aagolf«, sagte er wütend, aber noch unter dem ausgestandenen Schrecken zitternd, »hat vier von uns erwischt. Sie werden nach… Logghard gebracht.«
    »Wir werden uns rächen!« versprach Arruf.
    »Nur wir beide konnten fliehen… Danke, dass du mich befreit hast, Arruf.«
    »Schon gut. Sag, kennst du einen Magier, der sich Echtamor nennt?«
    Der andere überlegte und antwortete schließlich: »Ja. Ein alter, verwahrloster Zausel. Er wohnt irgendwo im Schatten der Palastmauern, dort oben.«
    »Du weist mir den Weg dorthin«, bestimmte Arruf.
    »Selbstverständlich.«
    Arruf hob die Lampe hoch, schob einige Planken zur Seite und stolperte durch einen vielfach gewundenen Felsspalt weiter in den anderen Teil des Höhlensystems. Hier lebten Teile der Diebesbande. Einige Jungen schliefen entlang den Wänden auf Lagern aus Laub und Zweigen, über die sie gestohlene Decken und Felle gebreitet hatten. Einer wachte auf, blinzelte Arruf zu und drehte sich wieder zur Wand.
    Arruf warf

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