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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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durch die Luft segelten und überall verstreut zu Boden gingen.
    Nur knapp zehn Schritte entfernt überlegte Josh, was er tun sollte: aus dem Stollen springen, den Kerl überrumpeln, attackieren und ihm seine Beute entreißen.
    Hand vor.
    Knie vor.
    Hand vor.
    Knie vor.
    Rudolfo stemmte sich taumelnd hoch, schwankend und offensichtlich benommen. Der Posten eilte schon auf die Leiter zu.
    Vor sich bloß noch die letzten Meter, schob Josh sich Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Der Blick aus dem Tunnel war direkt auf die Szene vor sich gerichtet, und so verfolgte Josh voller Entsetzen, wie der Professor auf den Eingang zur Grabkammer zustürzte.
    Der Räuber stand bereits auf der Leiter. Rudolfo versuchte, ihn an der Jacke zu packen, nach unten zu zerren, am Weiterklettern zu hindern. Doch der Mann stieß die Hand mit Leichtigkeit fort und nahm die nächste Sprosse in Angriff.
    Rudolfo ließ sich nicht entmutigen. Er rüttelte an den Seitenholmen der Leiter, verzweifelt bemüht, den Wachtposten herunterzuschütteln.
    Josh hatte noch zwei, vielleicht drei Meter vor sich.
    Etwa auf halber Höhe der Leiter verharrte der Räuber plötzlich regungslos und starrte auf den Professor hinunter. Dann griff er in die Innentasche seiner Uniform und zog einen Revolver heraus.
    Rudolfo stellte den Fuß auf eine Leitersprosse.
    Der Wachmann krümmte den Finger am Abzug.
    Josh war so gut wie am Stollenzugang angelangt, und gerade als er ein gequältes “Nein!” schrie, löste sich der Schuss. Ein gewaltiger Knall hallte durch die kleine Kammer und übertönte Joshs Warnruf. Hinter sich vernahm Josh ein dumpfes Prasseln, als ginge ein heftiger Regenschauer nieder. Nein. Nicht Regen. Geröll. Teile der Stollenwand stürzten ein. Und vor sich sah er, wie der Professor hintenüber auf den harten, kalten, antiken Mosaikfußboden kippte.

7. KAPITEL
    D er Mann saß in dem Ledersessel. Die Hände auf die gepolsterten Armlehnen gestützt, ließ er die Fingerspitzen um die glatten Köpfe der Polsternägel kreisen, immer wieder rund herum um die kalten Metallknöpfe, als könne er sich mit dieser Bewegung stundenlang beschäftigen. Seine Augen waren geschlossen, die golddurchwirkten Brokatvorhänge vorgezogen. Das verschwenderisch ausgestattete Zimmer lag in Dunkelheit gehüllt.
    Es machte ihm nichts aus, dazusitzen und nichts anderes zu tun, als zu warten. Längere Unterbrechungen im Plan störten ihn schon lange nicht mehr. Von dem Zeitpunkt an, als er zum ersten Mal von den magischen Memory Stones gehört hatte, wusste er, dass sie und die ihnen nachgesagten Zauberkräfte einmal in seinen Besitz übergehen würden. Übergehen
mussten
! Er scheute weder Kosten noch Mühen, wenn es um die Ergründung der Vergangenheit ging.
    Seiner Vergangenheit.
    Seiner Gegenwart.
    Und seiner Zukunft gleichermaßen.
    Die Vorstellung, der Zauber der Edelsteine könnte tatsächlich wirken und Menschen in die Lage versetzen, sich an ihre früheren Leben zu erinnern, versetzte ihn in einen unerträglichen Freudenrausch. Die magischen Steine erregten seine Fantasie auf eine Weise, wie es bei anderen Männern nur Frauen taten. Seine Tagträumereien über die Möglichkeiten, die der Besitz des Schatzes ihm verschaffen würde, ließen seinen Blutdruck ansteigen, verschlugen ihm den Atem und verliehen ihm ein ungeheuer befriedigendes Gefühl von Macht und Schwäche zugleich. Und da man ihn Disziplin gelehrt hatte, gab er der Verlockung dieser Fantastereien nur dann nach, wenn er der Ansicht war, dass er sich den kleinen Luxus verdient hatte.
    Und diesen gönnte er sich nun.
    Waren es Smaragde? Saphire von der Farbe des Nachthimmels? Lapislazuli? Obsidiane? Waren die Steine roh? Geschliffen? Wie mochten sie sich anfühlen? Klein und glatt? Groß? Wie Glas? Ob sie wohl im Dunkeln leuchteten? Oder waren sie matt und stumpf wie billiger Tand, sodass man ihre Macht nicht einmal ansatzweise erahnte?
    Das Warten störte ihn zwar nicht, doch mittlerweile, so schien es ihm, hätte er etwas hören müssen.
    Er hatte einen Termin, den er unbedingt einhalten musste. Nein, es war verfrüht, sich Sorgen zu machen. Mit einem Misserfolg wollte er sich gar nicht erst befassen. Dass er Außenstehende in seinen Plan hatte mit aufnehmen müssen, gefiel ihm nicht. Man konnte sie noch so fürstlich bezahlen: Absolut zuverlässig war keiner. Mochte er sich auch noch so gut auf etwaige Fehlschläge eingestellt haben – ein paar Dinge hatte er mit Sicherheit übersehen, das stand für

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