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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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habe mit Dr. Samuels gesprochen, während die Leiter herangeschafft wurde. Er sagte mir, Sie seien beide aus New York und hätten eine Verabredung mit der
Professoressa
gehabt. Im Hotel, um acht. Sie sind aber nicht gekommen.”
    “Bin ich nicht. Ich war hier.”
    “Und genau das verstehe ich nicht. Wieso kommen Sie kurz vor Ihrer Verabredung hierher? Obwohl Professor Chase Sie hätte fahren können? Gab es hier etwas, das keinen Aufschub duldete?”
    Gabriella hörte ebenso gespannt zu wie Tatti; schließlich wusste sie ja auch nicht, was eigentlich genau vorgefallen war.
    “Ich konnte nicht schlafen. Jetlag, zu viel Kaffee, was weiß ich? Da habe ich einen Spaziergang gemacht.”
    “Einen Spaziergang. So, so. Aber warum ausgerechnet hierher? Warum nicht woandershin? Warum haben Sie nicht gewartet? Wieso sind Sie allein hierher marschiert, ohne Ihren Kollegen und ohne Professor Chase?”
    “Da sagte ich bereits. Ich konnte nicht schlafen.”
    “Und da sind Sie hierher marschiert. Von wo denn?”
    Irgendetwas kam Josh an dem Commissario bekannt vor. Was war es bloß?
    “Vom Hotel. Dem Eden. Wir wohnen dort.”
    Gabriella unterbrach den Schlagabtausch. “Jetzt muss ich aber wirklich ins Krankenhaus.”
    “Professor Chase, bitte! Ich sagte doch, die Ärzte werden mich telefonisch unterrichten, sobald man etwas weiß. Dies hier ist der Tatort eines Mordversuchs, und Sie kennen das Opfer, möglicherweise auch den Täter. Ferner könnte es sein, dass sich hier Kulturobjekte von unschätzbarem Wert befinden. Sie wissen als Einzige, um was es sich handelt, wo alles war, was bewegt oder entwendet wurde,
falls
etwas gestohlen sein sollte. Ihre Anwesenheit ist uns von größerem Nutzen als Ihrem Kollegen. Vorerst zumindest.”
    Er wandte sich erneut Josh zu und nahm den Faden wieder auf. “Also. Sie sagten, Sie sind vom Hotel Eden zu Fuß hierher spaziert.”
    “Ja.”
    “Offenbar gehen Sie gern zu Fuß.”
    Das war keine Frage, weswegen Josh auch keine Antwort gab. Er grübelte immer noch darüber nach, was ihm an Tatti so bekannt vorkam. Als es ihm einfiel, wäre er um ein Haar in lautes Gelächter ausgebrochen. Es war nämlich keiner seiner üblichen Erinnerungssprünge. Nein, das gesamte Verhalten des Commissario erinnerte ihn an zwei Hollywood-Klischees: entweder an Inspektor Clouseau oder an Inspektor Columbo.
    “Also bitte, Mr. Ryder!” Allmählich verlor er die Geduld. “Raus mit der Sprache. Was ist hier passiert?” Er wirkte tatsächlich wie ein Filminspektor, der einen echten Kriminalbeamten spielt.
    “Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich habe schlecht geschlafen, bin aufgewacht, konnte nicht mehr einschlafen, bin spazieren gegangen.”
    “Vom Eden bis hierher sind es zehn Kilometer. Wann genau sind Sie vom Hotel losmarschiert?”
    “Das weiß ich nicht mehr. Ich habe nicht drauf geachtet. Es war jedenfalls noch dunkel.”
    “Professor Chase – kannten Mr. Ryder und Dr. Samuels die Adresse der Ausgrabungsstätte?”
    “Nein. Wir hatten sie ihnen nicht gegeben. Aber sie stand in der Zeitung, trotz aller unserer Geheimhaltungsbemühungen.”
    “Ja, allerdings.” Tatti nickte. “Hatten Sie die Adresse aus der Presse, Mr. Ryder? Aus den Zeitungen? Von einem Taxifahrer?”
    “Nein. Niemand hat sie mir gesagt. Ich wusste nicht, wohin ich ging. Fragen Sie die Dame in der Notrufzentrale. Ich wusste nicht, wo ich war, als ich den Notdienst alarmierte.”
    “Die Dame in der Leitstelle hat ausgesagt, Sie hätten jemanden anrufen müssen, um die Adresse zu erfahren. Das könnte aber auch ein gerissener Schachzug sein, hm? Sie spielen den Unwissenden, damit Sie nicht verdächtig wirken.”
    Wieder war das nicht als Frage gedacht, und wieder sparte sich Josh eine Reaktion.
    “Nehmen wir an, in einer Beziehung sagen Sie mir die Wahrheit. Wie aber wollen Sie diese Wahrheit erklären? Wer soll logisch nachvollziehen können, dass jemand um – sagen wir – fünf Uhr morgens sein Hotel verlässt und zehn Kilometer hierher marschiert?”
    “Das kann ich nicht.”
    “Für wie blöd halten Sie mich, Mr. Ryder? Was hatten Sie hier zu suchen?”
    Josh fiel dazu nichts weiter ein als die Erklärung, die Malachai stets den Kindern gab, mit denen er arbeitete – Kinder im Alter von fünf, sechs, sieben oder acht Jahren, denen die Geschichten, die sich in ihren Köpfen abspielten, Angst machten. “Ihr vergesst die Vergangenheit nicht, das ist alles”, erklärte er ihnen. “Das hört sich unheimlich an,

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