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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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Die las Zeitung und wusste bestimmt, wonach die da gebuddelt hatten. Und ob es das wert war, dafür zu sterben.

25. KAPITEL
    A ls Gabriella von ihrem Besuch beim Professor zurückkam, war nicht zu übersehen, dass sie geweint hatte. “Es geht ihm sehr schlecht”, klagte sie, als sie neben Josh Platz nahm. Er holte ihr einen Espresso. Sie schwieg, und er ließ sie in Ruhe, aber es fiel ihm sehr schwer, den Blick von ihr zu wenden.
    Ihr Gesicht war nicht außergewöhnlich, doch wäre er wohl nie müde geworden, es zu betrachten. Ihre Augen waren groß und ausdrucksstark, die Lippen voll. Insgesamt strahlte sie eine Sanftheit aus, die ihre ansonsten herben Züge weicher erscheinen ließen.
    Nachdem sie den Espresso getrunken hatte, bedankte sie sich bei Josh und sagte ihm, er könne ruhig schon gehen, falls er wolle; sie selber werde noch eine Weile bleiben.
    “Ist er bei Bewusstsein?”, fragte Josh.
    Sie bejahte. “Aber er hat rasendes Fieber, und das Antibiotikum schlägt nicht an. Der Arzt glaubt nicht, dass er die Nacht übersteht. Vielleicht hätte ich lügen und ihm sagen sollen, die Polizei habe den Mann gefasst, der auf ihn geschossen hat, und wir hätten die Steine wieder. Vielleicht würde das etwas nützen. Bei dem gewaltigen Fund …” Sie ließ den Satz unvollendet.
    “Gabriella, ich weiß, Sie wollten mit Dr. Talmage nicht am Telefon darüber reden, und mir ist auch bewusst, dass Sie glauben, bei dem Fund handele es sich um den Schatz der verlorenen Erinnerungen. Aber haben Sie die Steine schon mal benutzt? Kennen Sie die Wirkung?”
    “Gesehen habe ich sie, ja. Das ist aber auch alles. Nur gesehen. Wir dachten ja, wir könnten uns Zeit lassen.”
    Den Rest des Tages bis in die frühen Abendstunden hinein leistete Josh ihr im Krankenhaus Gesellschaft. Jede Stunde ging sie zurück in die Intensivstation, um nach dem Professor zu sehen. Josh wiederum versuchte wiederholt, Malachai anzurufen. Er machte sich Sorgen, weil er nicht wusste, wo er abgeblieben war und warum er nicht antwortete.
    Um halb sieben wurde Josh von Charlie Billings in der Cafeteria aufgespürt. Der zu Gabriellas Schutz abgestellte Polizist wollte ihn zwar erst nicht hereinlassen, aber Josh wiegelte ab und sagte, das sei schon okay. Im Grunde war er sogar froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Jemanden, den er aus besseren Tagen kannte.
    “Also?”, fragte Charlie. “Hast du inzwischen was für mich?”
    “Noch nicht.”
    “Das ist nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte.”
    “Kann ich mir denken.”
    “Kannst du den Täter identifizieren?”
    “Darauf gebe ich lieber keine Antwort.”
    “Mann, Josh! Ich bin’s doch nur!”
    “Und du bist auf Fischzug.”
    “Das ist mein Job.”
    “Ja, und ich rede mich womöglich um Kopf und Kragen!”
    Josh machte sich schon auf die nächste Runde Fragen gefasst. Doch mit einem “Schwamm drüber”, steckte Charlie unvermutet Block und Stift ein. “Als ich neulich in London war, lief ich zufällig Emma in der Agentur in die Arme. Ich schlug ihr vor, dass wir uns alle mal wieder treffen. Sie wurde ganz wortkarg und erzählte mir dann, dass ihr beide euch getrennt habt und du dich hast beurlauben lassen. Menschenskinder, Josh, was soll denn der Scheiß?”
    Josh hätte nicht erwartet, dass diese persönlichen Fragen schwerer zu beantworten sein würden als jene über die Schießerei in der Grabkammer. Waren sie aber. “Ich musste zurück nach New York”, bemerkte er. “Hatte da einiges zu erledigen.”
    Charles zog fragend die Brauen hoch.
    Josh ignorierte die unausgesprochene Frage.
    Damit gab der Reporter sich nicht zufrieden. “Was ist passiert? Wieso New York? Und was machst du hier?”
    “Wenn ich dir das sage, hältst du mich für bescheuert und stellst mir noch hundert andere Fragen.”
    “Fragen sind mein Handwerkszeug.”
    “Du wirst meine Antworten sowieso nicht verstehen.”
    “Ich nehme sie trotzdem.”
    Josh lachte.
    Charlie merkte, dass er schon wieder gegen die Wand gelaufen war. “Na schön. Kann ich dir irgendwie helfen?”
    “Mir wäre schon geholfen, wenn du mit deiner Fragerei aufhören würdest.”
    Diesmal brachen sie beide in Gelächter aus. Charlie blieb noch ein Weilchen – jetzt allerdings aus Freundschaft, wofür Josh ihm dankbar war. Schließlich verabschiedete er sich, um einen Artikel über den Gesundheitszustand des Professors zu verfassen und möglichst viel über den neusten Stand der Ermittlungen in Erfahrung zu bringen.
    Um zehn vor

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