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Der Menschenraeuber

Der Menschenraeuber

Titel: Der Menschenraeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Leonie ihm irgendetwas verschwiegen, würde er Lisa-Marie nicht wiederfinden.
    Er verabschiedete sich und machte sich auf den Heimweg. Die Lust auf Pizza und Bier war ihm vergangen, aber vielleicht würden ihn die Sorgen seiner Kinder von seinen eigenen ein wenig ablenken.

EINUNDVIERZIG
    Nicht übel, dachte Peter Hinz, als er vor der Villa stand, man kann wirklich schlechter wohnen in Berlin.
    Bevor er klingelte, ging er um das Haus herum und sah über die Hecke in den Garten, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.
    Das Grundstück war sehr gepflegt, die große Rasenfläche extrem kurz gehalten, das konnte Hinz sogar jetzt im Winter erkennen, wo kein Garten besonders vorteilhaft aussah. Am Rande des Rasens gab es zahlreiche Sitzgelegenheiten in Form von geschmackvollen steinernen Bänken, und hinter den Büschen kleine Laternen, die wohl eher indirektes Licht gaben. Die Terrasse war sauber gefegt, die Gartenmöbel waren unter Plastikplanen ordentlich und wasserdicht verpackt und vor der Mauer zum Nachbargrundstück gestapelt. In dem riesigen Wintergarten mit großen, weiten Fenstern zum Garten hin befand sich offensichtlich das Ballettstudio.
    Überhaupt machte die gesamte Villa einen überaus weitläufigen Eindruck, das Holz der Fenster war frisch behandelt und das ganze Haus wohl erst vor kurzem neu gestrichen worden.
    Hinz hatte sich bei Jana Jessen telefonisch angemeldet und sah auf die Uhr. Er war immer noch fünf Minuten zu früh. Das war sein altes Problem. Wegen seiner panischen Angst, zu spät zu kommen, war er überall zu früh.
    Es nieselte leicht. Der Schnee, der in der vergangenen Woche gefallen war, lag nur noch zu Resthaufen zusammengeschoben an den Straßenecken, schwarz, verdreckt und deprimierend. Hinz fröstelte, die Feuchtigkeit kroch ihm allmählich durch den ganzen Körper, und er beschloss hineinzugehen.
    Jana öffnete sofort und lächelte abwartend.
    »Frau Jessen?«, fragte Hinz.
    »Ja«, antwortete sie knapp.
    »Mein Name ist Peter Hinz. Privatdetektiv. Wir waren verabredet.«
    »Bitte, kommen Sie herein.«
    Hinz war von den weiten, hellen und sehr elegant eingerichteten Räumen beeindruckt. Ganz so extravagant hatte er die Inneneinrichtung nach dem äußeren Eindruck des Hauses nicht erwartet.
    Er nahm auf einem weißen Ledersofa Platz und sah sich um. »Sehr schön haben Sie es hier.«
    »Danke. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Ein Glas Wasser. Gerne.«
    Hinz nutzte die Zeit, während Jana Gläser und Wasser holte, sich möglichst viel einzuprägen. Das war Routine für ihn, und er hatte sein Gehirn in dieser Richtung schon erstaunlich trainiert. Normalerweise konnte er einen Raum zu Hause detailgetreu aus dem Gedächtnis nachzeichnen.
    Das Auffälligste waren die übergroßen, gerahmten Theaterfotos, die Jana als Primaballerina zeigten. Sie war immer noch eine schöne Frau, aber damals musste sie einfach umwerfend ausgesehen haben. Auch die Fotos mussten von einem Profi gemacht worden sein, das sah Hinz sofort.
    »Was führt Sie zu mir?«, fragte Jana, als sie das Wasser eingeschenkt und sich gesetzt hatte.
    »Ich weiß nicht, ob Sie in der Zeitung gelesen oder im Fernsehen gesehen haben, dass in Buchholz in der Nordheide ein neugeborenes Mädchen aus der Klinik entführt worden ist?«
    »Ja, ich habe davon gehört«, bestätigte Jana.
    »Der Täter war ein Mann und hat sich bewusst die kleine Lisa-Marie Altmann ausgesucht. Sagt Ihnen der Name Altmann etwas?«
    Jana schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Es verunsicherte sie, dass sie nicht wusste, worauf das Ganze hinauslief.
    »Der Großvater von Lisa-Marie hat mich mit dem Fall beauftragt, und ich habe ein bisschen recherchiert. Tobias Altmann, der Vater des Babys, war vor zehn Jahren der junge Mann, der in betrunkenem Zustand Ihre Tochter bei einem Unfall tödlich verletzt hat.«
    Jana schluckte. »Ja«, meinte sie schließlich zögerlich, »ja, das kann sein. Jetzt – wo Sie den Namen sagen … Ich hatte ihn völlig verdrängt, und ich war ehrlich gesagt froh, als es endlich aufhörte und ich nicht mehr Tag und Nacht daran denken musste.«
    »Der Täter hat nicht zufällig irgendein Baby gekidnappt, weil die Gelegenheit günstig war, sondern es ging ihm ganz gezielt um Lisa-Marie Altmann. Und wir fragen uns, warum. Wer will sich an Tobias Altmann und seiner Frau rächen? Wer ist darauf aus, diese junge Familie zu zerstören?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jana eisig, denn jetzt wurde ihr klar, worauf Peter Hinz

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