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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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umfassten die zarten Knochen ihres Handgelenks und zogen sie zu ihm. Seine Stärke hatte sie immer erstaunt. Das erste Mal hatte sie ihn bei einem Besuch hier vor vier Jahren berührt, sie war gegen ihn gestoßen, als sie sich am Tag von Daniel Haydens Beerdigung aus Dekan Fisks Haus geschlichen hatte. Sein Körper, der vor dem Schlaganfall so fest und muskulös war, war tropfnass vom grauen Wasser des Sees, und als ihr Arm seinen berührte, spürte Alex etwas sich in ihm winden, etwas Steinhartes; sie war von der Kraft selbst dieser zufälligen Berührung verblüfft. Es war eine rohe Kraft, passend zu seiner Art zu denken.
    »Bleib hier stehen«, sagte er jetzt und zog sie in die Mitte des Zimmers. »Und ich stelle mich hinter dich. Ich bin der Mörder.«
    Er stand in der Tür. Es war kurz nach neun, das Morgenlicht zerschnitt den unebenen Teppich in hell-dunkle Streifen. Der Professor stand mit seinem schiefen Lächeln halb in und halb außerhalb der Dunkelheit und sah sie an.
    »Ich komme als Freund herein«, sagte Aldiss. »Denn wie du und deine Sklavenhalter glauben, Alexandra, kannte Michael denjenigen, der dies getan hat. Also komme ich langsam näher.« Er betrat das Zimmer, Schatten pulsierten um ihn. »Vielleicht setze ich mich hin. Vielleicht auch nicht. Möglicherweise möchte ich bereit sein, vorbereitet auf das, was ich tun muss.« Er war jetzt nah, nah genug, um ihn zu riechen. Der Geruch alter Bücher, alten Papiers hing an ihm. »Hier haben wir zwei Freunde, zwei Bekannte, zusammen in einem Zimmer.«
    »Glauben Sie, dass der Mörder einer von Michaels Studenten ist?«
    Aldiss schaute finster. »Du ziehst schon wieder vorschnelle Schlüsse, Alexandra. Wir haben darüber gesprochen. Hier.« Er zog sie zu einem Sessel. Sie nahm Platz. »Der Mann sitzt. Es ist schließlich seine eigene Bibliothek. Wo er sich wohlfühlt. Sein Mörder bewegt sich um ihn herum. Ihr Gespräch wird intensiver. Sie sprechen über große Literatur, denn das tun zwei Freunde, wenn sie sich abends treffen.«
    Jetzt sah Alex ihn nur im Schatten. Aldiss bewegte sich hinter ihr, mal nach hier, mal nach da, spielte das Verbrechen nach. Sie wollte genau sehen, was er tat, aber der See vor dem Fenster zog sie in seinen Bann. Sie war wie verzaubert. Etwas an der Art, wie das Eis trieb, das schwache Eis des Aprils, wie es schmolz und zu losen durchsichtigen Splittern wurde …
    Der Professor berührte sie wieder. Fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar.
    »Dieses Verbrechen«, flüsterte er. »Du hast vorhin gesagt, dass es anders war als die, deren ich beschuldigt wurde. Was meintest du?«
    Alex schloss die Augen und sagte: »Es gab Fehler. Der Tatort ist nicht so sauber wie die beiden in Dumant. Vielleicht war er nervöser … schwächer als dieser Mann. Aber da war noch etwas.«
    »Was?«
    »Der Kampf scheint nur vorgetäuscht zu sein. Arrangiert, um den Tatorten in Dumant zu gleichen.«
    »Hat die Polizei dir das erzählt?«
    »Ja.«
    Aldiss spottete: »Hör nicht auf sie. Sie sind Männer einer falschen Wissenschaft. Sie wissen nicht, was wir wissen.«
    »Und was wissen wir, Professor?«
    »Wir wissen …«
    Sie erlaubte ihm, sie zu berühren. Ließ seine Finger mit ihren Haaren spielen und an ihrem Hals. Sie bemühte sich, sich nicht sein Gesicht vorzustellen. Sie schloss die Augen.
    »Ist es das Spiel?«, flüsterte sie. »Hat die Prozedur wieder begonnen?«
    Keine Antwort. Aldiss’ Schatten auf der Wand verbog sich.
    »Was soll ich ihnen sagen, nach welcher Art von Mensch sollen sie suchen?«, drängte sie.
    Wieder nichts. Er bewegte nur weiter seine Hände in ihren Haaren, seine Finger begannen so sicher und kraftvoll eine Kopfmassage.
    »Wer hat Michael Tanner getötet?«
    »Im Cyndrot «, sagte er schließlich, während seine Hände ihren Kopf umfassten, »sucht man nach dem Gegenstand, der den ursprünglichen spiegelt. Seinen Zwilling, die Illusion der Gleichheit, die er erschafft. In diesem Fall suchen wir nach jemandem, der die Dumant-Morde so genau kennt, dass er oder sie diese Verbrechen perfekt kopieren kann. Dafür muss derjenige über geheimes Wissen über die Ereignisse verfügen. Diese Person muss diese brutale Geschichte so sorgfältig erforscht haben, dass nichts, kein Detail, keine Geste, ungenutzt blieb. Der Mörder hat ein Cyndrot erschaffen. Aus diesem Grund glaube ich, dass die Person, nach der wir jetzt suchen …«
    »Wer?«, bat sie. »Sagen Sie es mir.«
    »… jemand ist, der am Abendkurs teilgenommen

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