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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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entschieden, dass er immer noch später, an Bord der Jack Ketek, Fragen stellen konnte, wenn ihm Dinge jetzt nicht klar wurden.
    »Es war eines von vielen solcher Programme, die von der Jerusalem-Kl verbreitet wurden, um Drachenkugeln aufzuspüren. Es ist kein reines Killerprogramm, genauso wenig, wie Sie nur ein Killer sind«, antwortete Ruby Eye.
    Fethan hustete und spuckte - künstlicher Körper hin, künstlicher Körper her, es war keine gute Idee, wenn man versuchte, Brandy einzuatmen.
    Cormac warf ihm einen merkwürdigen Blick zu und fragte dann Ruby Eye: »Und wo ist es jetzt?« »Hat sich zu seinem Schöpfer zurückgezogen.«
    Fethan stellte sein Glas ab und sah, wie Cormac sich zurücklehnte und die Finger vor dem Kinn verschränkte. Dann streckte der Agent die beiden zusammengelegten Zeigefinger zur Nasenspitze aus und runzelte die Stirn.
    »Ich muss erfahren, wohin sich Skellor gewandt hat«, sagte er. »Wir können die Dracocorp-Verstärker, die hier manchen Leuten gehörten oder denen diese Leute gehörten, nach Informationen durchforsten. Und obwohl es dem Programm nicht gelungen ist, die Koordinaten zu finden, auf die es lauerte, müsste es noch hier sein und in dir laufen, sodass ich ihm Fragen stellen kann.«
    »Das ist nicht nötig«, entgegnete Ruby Eye und zog an ihrer Zigarre. »Wir haben genug Informationen erhalten, um den Suchbereich auf sechs Sonnensysteme einzugrenzen. Eine Kleinschiff-KI namens Vulture konnte, obwohl am Rande der Vernichtung stehend, eine Nachricht hinterlassen.«
    Cormac stand auf. »Warum wurde mir das nicht mitgeteilt?«
    »Wir haben es erst vor kurzem erfahren und fanden es wichtiger, dass Patran Thorn Nutzen aus den Ihnen gelieferten Nanobots ziehen konnte, als einen Zeitverlust für Ihre Jagd nach Skellor zu vermeiden. Wir hielten es auch für ratsam, dass Sie mit eigenen Augen sehen, was hier geschehen ist.« Ruby Eye schwenkte die Zigarre Richtung Aussichtsfenster und verstreute dabei Asche auf dem ganzen Tisch.
    Fethan fragte sich, ob das eigene Grinsen womöglich zu starr wirkte.
    »Und das ist alles?«, fragte Cormac.
    Ruby Eye gab ihre Erklärung ab, die, wie Fethan wusste, zur Abwechslung mal der Wahrheit entsprach, und Cormac gab keine Antwort. Der Agent blickte erst Fethan an und dann Gant. »Gehen wir«, sagte er.
    Die sich endlos ausdehnende weiße Ebene unter dem blauen Himmel, über den Wolken jagten, bot nur den Hintergrund für die Darstellung dieser Realität. Jack stand dort in seinem antiken Nadelstreifenanzug und der Melone, so phlegmatisch wie immer bei solchen Anlässen. Die anderen waren … wie sie waren.
    Sensenmanns Größe war im Fluss, sodass er zuzeiten nur menschliches Format hatte wie die anderen, zu anderen Zeiten jedoch turmhoch vor dem blauen Himmel aufragte. Die Sense war ein glitzernder Stahlbogen, der mühelos geeignet schien, ganze Nationen abzuernten. Seine rußschwarze Gewandung erweckte den Eindruck, ständig von einem Wind gerührt zu werden, wie er in irgendeiner romantisch wilden Gegend von irgendeiner Felswand herabwehte. Ein Schatten schrumpfte und wuchs in seiner Kapuze und verriet niemals ganz, was diese bedeckte. Manchmal schimmerte dort ein schmales blasses Gesicht durch, eingerahmt von weißen Haaren, mit rötlichen Nasenlöchern und Lippen und harten blauen Augen; zu anderen Gelegenheiten grinste dort ein Totenschädel, in dessen schwarzen Augenhöhlen blaue Flammen tanzten. Die Hände am Stiel der Sense schienen auch nicht recht zu wissen, was sie eigentlich darstellen wollten: Mal steckten sie in schwarzen Lederhandschuhen, mal zeichneten sie sich weiß ab und mit langen bösartigen Nägeln, mal waren es bloße Skeletthände. Jack fand, dass dieser Mangel an Klarheit den Verstand widerspiegelte, den er darstellte.
    König war ein pummeliger Weihnachtsmann von einem Monarchen, dekoriert mit reicher Tudorkleidung, mit mächtigem Bart und der traditionellen Metallspitzenkrone auf dem Kopf. Der ausdruckslose, glitzernde Urteilsblick in seinen Augen kontrastierte jedoch zu dem gut gelaunten Erscheinungsbild, wie es bei jedem König einer solchen Epoche nicht anders zu erwarten stand. Immer hatte er, wie er so dastand, einen Daumen in den dicken Ledergürtel gehakt und die andere Hand auf dem Schwertgriff - einem ausgesprochen minderwertigen Exemplar, wenn man Schwert glauben schenkte -, und seine Haltung unaufrichtiger, barscher Gutgelauntheit ärgerte Sensenmann ungeheuer. Aber andererseits ärgerten ihn auch Schwerts

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