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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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dem Rücken hinter Crane auf die Erde, sodass die sechs Beine in der Luft strampelten und ein Blubbern aus dem Maul drang. Crane blickte nur einmal zu der Kreatur zurück, rückte sich den Hut zurecht und setzte seinen Weg schluchtaufwärts fort.
    Er brauchte sich gar nicht umzudrehen, um mitzubekommen, was als Nächstes geschah; er hörte, wie sich die Kreatur wieder auf die Beine kämpfte, sich schüttelte und ihm nachsetzte und dabei einen Laut ausstieß wie ein rissiger Luftschlauch. Natürlich konnte Crane als der, der er nun mal war, ihre Position relativ zu ihm bestimmen, indem er einfach nur hinhörte. Wie ein Stierkämpfer wich er präzise im richtigen Augenblick seitlich aus, packte zu, zerrte das Maul herab und drehte. Diesmal schlug der Sleer seitlich auf, minus einer Scherenzange, die Crane jetzt in der Hand hielt. Erneut rappelte sich das Tier auf und wandte sich ihm zu. Hätte Mr. Crane über eine Stimme verfügt, dann hätte er jetzt ein Seufzen ausgestoßen. Der andere Sleer huschte von seinem Felsen herunter und entfernte sich, wie es zuvor geschehen war. Der nächste Angriff des benommenen Artgenossen war sein letzter.
    Mr. Crane ging weiter: bei Verstand, wahnsinnig, neutral.

    -Rückblick 13-
    Teile des Golem Fünfundzwanzig brüllten, als die Übertragung der Memoaufzeichnung von Serban Klein begann. Wäre der Golem geistig komplett gewesen, dann wären seine Basisprogrammierung, seine Empathie und Moral - die ihn hindern sollten, ohne einen begründeten Anlass zu töten und beim Töten irgendein Vergnügen zu empfinden - durch ein von der Memoaufzeichnung erzeugtes Paradox verformt worden. Nun hatte er jedoch gefoltert und getötet, nur des Kitzels der Macht und einer perversen psychotischen Freude halber, denn die Serban-Klein-Memoaufzeichnung wurde jetzt Bestandteil seines eigenen Gedächtnisses. Auf einer rein logischen Ebene versuchten die schreienden Aspekte seines Bewusstseins, sich gegen diese Erinnerungen zu wehren, sie zu leugnen - aber die Angreifer waren einfach zu stark. Und egal, wie viele dieser Erinnerungen von den schreienden Teilen gelöscht wurden, es wurden einfach immer noch mehr heraufgeladen. Die Grundprogrammierung hätte nun zerstört und sein Bewusstsein im Grunde ausgelöscht sein müssen, aber da er schon seit dem Augenblick existierte, an dem Pendle an seinem Verstand herumgepfuscht hatte, handelte es sich hierbei um das Programmierungsäquivalent eines Versuches, Asche zu verbrennen. Als es schien, als verlöre er sich selbst völlig, rettete ihn genau der Schaden, der auf Pendles Sabotage zurückging.
    Mit Hilfe des Programms, das ihn schizophren hatte machen sollen, leitete der Golem nun die vollständige und permanente Zergliederung seines Bewusstseins ein, errichtete Barrieren und erzeugte eigenständige kleine Enklaven seiner selbst - siebzehn insgesamt. Das Resultat entsprach dem Augenschein nach dem, was seine Peiniger von ihm verlangten: Er war nun eine Killermaschine und gedachte den Befehlen der neuen Eigentümer zu gehorchen. Aber sobald der Serban-Klein-Upload erst mal gestoppt war, stand es ihm zu Zeiten, da er unter keinem direkten Befehl stand, frei, Versuche zur erneuten Kombination dieser siebzehn Elemente seiner selbst vorzunehmen, um Verstand und Autonomie zurückzuerlangen.
    Er würde allerdings nicht fähig sein, dies bewusst zu tun, und auch nicht gänzlich mit dem Hilfsmittel der internen Neuformatierung. Indem er das erforderliche Programm erstellte, das siebzehn bildhafte Darstellungen dieser getrennten Teile seines Bewusstseins auswählen und anschließend in zufälligen, aber nie wiederholten Kombinationen ordnen würde, zerfiel sein Restselbst gänzlich zu Fragmenten des Vergessens - wiewohl sich immer noch dessen bewusst, dass die erste Kombination schon die richtige sein könnte, vielleicht aber auch erst die zehnmillionste. Vielleicht brauchte er nur ein paar Stunden bis dahin, oder es dauerte tausend Jahre.
    Die Killermaschine öffnete die Augen und konzentrierte sich sofort auf den kleinen Gummihund, der auf der Oberkante von Staleks Konsolenbildschirm steckte. Nummer eins. Ohne zu wissen, warum es so wichtig war, diesen kleinen, unauffälligen Gegenstand in seinen Besitz zu bringen, wartete der Golem auf Befehle. Während erwartete, stellte er fest, dass er nicht mehr mit Klammern an den Stuhl gefesselt war - und er auch keine Synthohaut mehr besaß.
    »Bist du sicher, dass es ungefährlich ist?«, fragte der Vogelmann.
    »Oh ja«,

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