Der Messingmann
Dann deutete er mit dem Kopf auf ihren mechanischen Gefährten, dessen lange unerbittliche Schritte ihm einen konstanten Vorsprung vor den beiden Sandschweinen verschafften. »Wohin, denkst du, geht er wohl?«
»Ich schätze, wir finden es heraus, falls wir mit ihm Schritt halten können, obwohl das zunehmend zweifelhaft erscheint. Er scheint nicht geneigt, stehen zu bleiben, aber wir müssen es bald.«
Tergal verfolgte, wie das Licht am Horizont verblasste, als die Sonne unterging, und er bemerkte anhand der schweren Schritte und der leicht unsicheren Gangart, wie müde Stone war. Noch war er selbst nicht müde, aber er wusste, dass er so nicht die ganze Nacht weitermachen konnte, und außerdem bekam er allmählich Hunger. Er bedachte Anderson mit einer Grimasse, als dieser gerade das Monokular hervorholte und das Gelände vor ihnen auskundschaftete.
»Da drüben ist etwas«, sagte der Ritter. »Ich denke, es ist das, was wir früher schon gesehen haben.«
Während sie ihren Weg fortsetzten, beherrschte Tergal seine Erregung. Langsam wurde das Etwas durch den Dunstschleier sichtbar, der sich verdunkelnd über die Ebene legte. Tergal erkannte jetzt das keilförmige metallische Objekt wieder, das zuvor über sie hinweggetrudelt war. War das ein Wrackstück aus der Schlacht, deren Zeugen sie geworden waren, oder mehr?
»Wir rasten dort für die Nacht«, erklärte Anderson. »Der Platz scheint mir so gut wie jeder andere.«
Sobald er es deutlicher erkannte, fiel Tergal auf, wie ramponiert das Ding aussah. Er stellte fest, dass der Messingmann den Kopf wandte und es kurz musterte, ehe er den Blick wieder nach vorn wandte und weiterging. Stone folgte Bonehead, als Anderson sein Sandschwein zu dem abgestürzten Keil hinüberlenkte.
»Vielleicht holen wir ihn morgen wieder ein«, sagte der Ritter und blickte dabei dem weitermarschierenden Messingmann nach.
Sie stiegen ab und bauten das Lager auf, ehe sie sich daranmachten, einmal das Ding zu inspizieren. In eine Flanke des Metallkeils schien eine Tür eingebaut, aber im schlechten Licht fand Anderson keinerlei Möglichkeit, sie zu öffnen. Sie umgingen das seltsame Objekt einmal und betrachteten dabei forschend einen Strang Kabel, die anscheinend aus biegsamem Glas bestanden und aus einer engen Röhre ragten, in der Tergal funkelnde Lichter sah, wie er hätte schwören können. Die Vorsprünge und Adern, Stecker und Stöpsel an allen Flächen waren ihm ein Rätsel, bis Anderson die Vermutung äußerte, dass sie hier den Bestandteil einer größeren Maschine vor sich sahen.
»Es ist also kein Raumschiff?«, fragte Tergal.
»Ich bezweifle es sehr«, sagte Anderson. »Ich erkenne keinerlei Triebwerk.«
Tergal erinnerte sich, wie er den Eindruck gehabt hatte, dass dieses Ding keineswegs ungesteuert gewesen war, als es über sie hinwegstürzte, und dass es sich erkennbar langsam bewegt hatte -eher wie ein Stück Papier im Wind als ein sehr schwerer Brocken Metall.
»Bist du sicher?«
»Eigentlich nicht.«
Schließlich konnten sie in der dichter werdenden Dunkelheit nicht mehr viel erkennen, kehrten in ihr Lager zurück und standen dort eine lange, windige Nacht durch, die jedoch dankenswerterweise ungestört blieb durch irgendwelche Besucher am elektrischen Zaun.
- Teilrückblick -
Ein steiler Hang führte noch ein paar Meter weiter nach oben; dann wurde der Boden eben. Uber Mr. Crane kräuselte sich die Meeresoberfläche wie ein Seidentuch und spiegelte das milchige Leuchten der Perlmuscheln wider - wie ein Halbmond, eine Barriere vor ihm. Die Zeit blieb stehen, und Mr. Crane streckte die Hand aus und drückte sie gegen eine leicht nachgebende Fläche, die jedoch immer massiver wurde, je fester er drückte. Erinnerung, aber nicht Erfahrung, lieferte die benötigten Informationen, und der Golem wusste, dass diese Barriere für ihn unüberwindlich war - eine Erleichterung für ihn, da er die Insel nicht aufs Neue besuchen wollte …
Von Skellor kam absolut nichts - keinerlei Anweisung aus dem Steuermodul und keine Antwort auf Cranes Bitte um Anweisungen. Die Verbindung lieferte nur ein leises, unergründliches Murmeln, das allen Aktionen jede Dringlichkeit auszusaugen schien und Imperative als weniger zwingend erscheinen ließ. Crane trat einen Schritt zurück, stellte fest, dass er einen dieser entscheidenden Augenblicke erreicht hatte und es ihm jetzt freistand, nach Klärung des Verstandes zu streben.
Abrupt hockte er sich hin und kreuzte die Beine. Er
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