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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Besuch?«
    »Wahrscheinlich einer Alkoholvergiftung. Ich sitze einfach schon zu lange in dieser Blechbüchse.«
    Während sich dieses Gespräch dem Ende zuneigte, spürte Skellor, wie die Runcible-KI die Vulture nach Informationen sondierte, aber die Reaktionen des Schiffes gingen in Wahrheit von Skellor aus, denn sein Unterwanderungsprogramm hatte doch sicherlich auch noch den letzten
    Fetzen persönlicher Identität der Schiffs-KI gefunden und vernichtet. Als die Verbindung schließlich beendet wurde, lenkte er die Vulture auf den Turm und den ihm zugewiesenen Liegeplatz zu, wobei er erst im letzten Augenblick abbremste und in das entsprechende Gerüst manövrierte. Puffer wurden ausgefahren und absorbierten den letzten Rest Bewegungsimpuls; dann näherten sich vier Universal-Andockklammern von oben und unten dem Schiff und packten es mit großen Haftpolstern. Ein Ausstiegstunnel schob sich wie ein Teleskop aus dem Turm und tastete ein wenig am Rumpf der Vulture entlang, bis er endlich die Luftschleuse fand und sich damit verband.
    Skellor stand vom Pilotensitz auf und drehte sich zu Mr. Crane um. »Es ist Zeit, an die Arbeit zu gehen.«
    Crane sammelte seine Spielsachen ein und steckte sie in die Tasche. Skellor konnte sich einen weiteren sondierenden Vorstoß in den Golem nicht verkneifen, denn er lernte allmählich aus diesem Bewusstsein voller unzusammenhängender, aber blutiger Erinnerungen, dass Mr. Crane wirklich sehr gut in ‘dem Beruf war, zu dem man ihn pervertiert hatte.

    - Rückblick 8 -
    Es war Nacht, und hinter dem Kanal, der neben dem Pier in den Meeresgrund gegraben worden war, leuchteten in den flachen Gewässern die Perlmuscheln wie Unterwassersterne. Während er dem Sandstrand folgte, das Impulsgewehr über der Schulter, dachte Evans, dass Aiston übertrieben reagierte. Die Pelters verfügten einfach nicht über die nötige Feuerkraft, um hier einen Frontalangriff vorzutragen. Vielleicht hatten sie mehr Leute als die zweihundert, die diese Insel bewachten, aber sie waren sicherlich nicht so gut ausgebildet wie Chaldors Söldner oder Evans’ eigene Leute.
    »Alles klar hier«, sprach er in sein Komgerät.
    Es schien sinnlos, den Strand mit den Augen abzusuchen, wo sich doch kein Schiff der Insel auf weniger als zwanzig Kilometer nähern konnte, ohne auf dem Radar zu erscheinen. Ja, sie rückten vielleicht unter Wasser an, aber auf diesem Weg konnten sie nichts mitbringen, was den Automatikgeschützen gewachsen gewesen wäre, deren Stellungen die Bergflanke unter Aistons Festungshaus sprenkelten. Der Luftweg kam natürlich erst recht nicht in Frage, hätte ein solches Vorgehen doch Polis-Beobachter hier so rasch hergeführt wie Messerkäfer.
    »Eine kleine Cat ist fünfzehn Kilometer weiter draußen«, antwortete Chaldor. »Sag deinen Leuten, sie sollen wachsam sein.«
    »Was tut sie?«
    »Bislang nichts.«
    »Wahrscheinlich nur ein Otterjäger.« Evans blickte den Strand entlang zu der Stelle, wo zwei seiner Männer unsichtbar in dem niedrigen Gestrüpp aus Kreosotbüschen direkt hinter dem Pier hockten. Er hatte Fünfergruppen in Abständen von hundert Metern rings um die Insel postiert. Sie alle langweilten sich, und es juckte sie, endlich zu kämpfen, aber er vermutete, dass es hier zu keinem Kampf kommen und der abschließende Showdown vielmehr in Gordonstone stattfinden würde. Er wollte sich gerade vom Meer abwenden und auf ein Schwätzchen zu seinen Männern hinübergehen, als er im Augenwinkel etwas im Meer entdeckte.
    »Was in drei Teufels Namen?« Er wirbelte herum und blickte das Objekt direkt an. Im ersten Moment schien es nur die Spitze eines Pfahls zu sein, freigelegt durch eine der rasch aufeinander folgenden Ebben, die der Mond Cereb auf seinem flotten Umlauf erzeugte. Aber das Ding stieg immer weiter aus dem Wasser, als es sich dem Strand näherte, bis eine Art Umrandung erkennbar wurde. Evans brauchte einen Augenblick, um sich selbst einzugestehen, dass er tatsächlich einen großen, breitkrempigen Hut sah. Er senkte das Impulsgewehr in die Schusshaltung an der Hüfte und schaltete die winselnde Stromzufuhr zum Kondensator ein.
    »Was ist los, Evans?«, erkundigte sich Chaldor über Kom.
    »Ein Hut, äh … mit einem Kopf darunter.«
    Evans spürte, wie sich ihm die Haare aufstellten, als der riesige Mann immer höher über die Wellen aufragte. Er trug kein Atemgerät, und die Haut wirkte irgendwie gummiartig- nicht richtig. Hatte Semper tatsächlich die Wahrheit gesagt? Evans

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