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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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jüngster Zeit erkannte man ihn in großen Siedlungszentren häufiger - und immer aus den falschen Gründen. Vielleicht waren die jetzigen Zuschauer einfach neugierig auf einen Rondurischen Ritter-Anderson hatte, seit er in dieser Stadt war, schon manch seltsamen Blick auf sich gezogen. Aber in den zurückliegenden zwanzig Jahren hatte er etliche Personen zur Rechenschaft gezogen: eine Bande von fünf Gesetzlosen, die viele Jahre lang einen Bezirk terrorisiert hatten, sowie drei Mörder und doppelt so viele Diebe. Und immer schien es, als entstammte solches Ungeziefer großen Familien mit weitgehend den gleichen Neigungen. Er legte eine Hand auf die Pistole, die er derzeit in einem Halfter an der Hüfte trug, und blickte kurz auf die weiteren Pakete, die er neben den Füßen stehen hatte. Nein, er wollte diese Waffen nicht hierfür benutzen, denn da er nicht mit ihnen geübt war, hätte er wahrscheinlich einen Passanten umgebracht. Gewöhnlich reichte der Vorderlader für solche Situationen - denn der eine laute, krachende Schuss bot ihm ausreichend Ablenkung, um den Gegner zu erreichen und die Flinte als Knüppel einzusetzen.
    Diese vier Zuschauer - eine Frau und drei Männer - waren wie Gossenhändler gekleidet, aber Anderson hielt es für wahrscheinlich, dass sie diese Kleidung ihren letzten Opfern geraubt hatten. Vielleicht litt er an Verfolgungswahn - aber er glaubte es nicht. Gossenhändler waren echte Menschen, also brauchten sie nicht die Sandbrillen, die diese Leute an Halsriemen hängen oder auf die Hutkrempen hochgeschoben hatten. Auch führten Gossenhändler keine Thuriolhaken mit, wie die nur selten anzutreffenden Schweinedressierer sie benutzten … oder Schurken, die damit bei Straßenüberfällen Sandschweine außer Gefecht setzten.
    Anderson fluchte vor sich hin, als ihm unvermittelt klar wurde, dass sein Sehvermögen nicht mehr so gut war wie früher. Er kannte die Frau: Unger Salbec. Sie war die Schwester von Querst Salbec, Letzterer war von Anderson vor vielen Jahren in genau die Stadt zurückgeschleppt worden, wo der Mann zuvor eine Frau erst vergewaltigt und dann umgebracht hatte. Querst Salbec erhielt die übliche Strafe für ein solches Verbrechen, indem man ihn in einen Sleerbau warf, wo er wahrscheinlich noch mehrere Tage lang am Leben geblieben war, gelähmt vom Sleerstachel, während er darauf wartete, dass die Sleernymphen aus den an den Felswänden klebenden Eiern schlüpften und ihm ihre gefräßige Aufmerksamkeit zuwandten.
    Als die vier jetzt von ihrem Tisch aufstanden, spürte Anderson, wie ihn die bleierne Unausweichlichkeit seiner Vergangenheit einholte. Unger Salbec nickte ihm zu und zeigte ihm ein Lächeln, das keine sonderliche Heiterkeit ausdrückte. Verdammt, sie war immer noch so attraktiv wie eh und je.
    »Anderson Endrik?«, fragte jemand.
    Anderson verfluchte seine Dummheit, als drei weitere Personen ihn von hinten umstellten. Er hatte sich so stark auf die vier vor ihm in der angrenzenden Kneipe konzentriert, dass er vergessen hatte, auf das zu achten, was in seinem Rücken geschah. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, zog einen Stuhl hervor, setzte sich und legte einen Karabiner auf den Tisch, ähnlich der Waffe, die in der Tasche zu Andersons Füßen steckte. Die beiden anderen blieben stehen und hielten die großen Sturmgewehre quer vor sich, während sie scharf die vier übrigen Personen im Auge behielten, die sich nach einem leisen Wortwechsel untereinander vorsichtig wieder setzten.
    Anderson fiel auf, dass die drei Männer, die ihn umstanden, alle Kleidung vom selben Stil trugen: hüftlange Jacken, in die eine Art Panzerung eingewebt war, Stoffhosen mit einer ähnlichen Panzerung über Oberschenkeln und Knien, schwere Stiefel mit stahlverstärkten Spitzen und Spitzhelme. Das war die Art Aufmachung, die man in einer Gießerei sah, aber Anderson wusste, für welchen Zweck man sie angepasst hatte. Er gönnte sich den Luxus, ein wenig zu entspannen. »Ja - ich bin Anderson Endrik.«
    »Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, dass freiberufliche Tätigkeit in Golgoth nicht gern gesehen wird. Falls du hier bist, um das Kopfgeld für jemanden zu kassieren, kannst du es vergessen. Jede Person innerhalb der Stadtgrenzen unterliegt meiner Jurisdiktion, und niemand außer mir und meinen Männern fasst hier Gesetzesbrecher an. Falls du jedoch … « Er warf einen Blick auf die vier, »…jemanden kennst, der womöglich anderswo Kapitalverbrechen verübt hat, dann wird er

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