Der Messingmann
gewiss aus der Stadt geworfen - und was außerhalb der Stadtgrenzen geschieht, geht mich nichts an.«
»Ihr seid … Polizei?«
»Das ist eine mögliche Definition.«
»Dein Name?«
»Darrenmann Gyrol. Sag mir, Anderson Endrik, planst du, in meiner Stadt Gewalttaten zu begehen?«
Im Augenwinkel sah Anderson, wie Tergal aus dem Geschäft kam, und er übersah dabei nicht die Waffe, die der junge Mann jetzt an der Hüfte trug. Er hoffte nur, dass Tergal die Nerven behielt.
»Ich denke nicht daran, Gewalttaten zu begehen«, antwortete Anderson langsam und bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen. Dann ergänzte er vorsichtig: »Es sei denn zur Selbstverteidigung.« Ihm war eingefallen, dass sich doch eine Möglichkeit bot, einem bestimmten Teil seiner Vergangenheit zu entrinnen.
»Mir gefällt nicht besonders, wie die aussehen«, sagte Gyrol und zeigte mit dem Daumen hinüber. »Wer sind die?«
»Wenn ich eine Vermutung wagen darf: Es sind Diebe. Wenn ich weiter überlege, dann würde ich sagen, dass die Frau wahrscheinlich mit einem gewissen Querst Salbec verwandt ist - einem Vergewaltiger und Mörder.« Das war eine Lüge und die Wahrheit und konnte Anderson alle möglichen Probleme eintragen, aber zum Henker, bis dahin war er längst verschwunden !
»Ich mag solche Leute nicht in meiner Stadt.« Gyrol stand auf und nahm die Waffe wieder zur Hand. »Vielleicht sollte ich hinübergehen und ein warnendes Wort an sie richten.«
»Vielleicht solltest du das«, bestätigte Anderson. »Sag mir, Darrenmann Gyrol, wie lange beschattet ihr mich hier schon?«
»Seit Laforge euch von seinem Gasthaus hergefahren hat. Ich weiß seit langem, dass man auf solche Orte besonders Acht geben sollte.«
Anderson nickte. »Dann werde ich alt. Ich habe nie etwas von deinen Leuten bemerkt.«
»Das Alter erwischt uns alle, sogar Rondurische Ritter.« Gyrol lächelte. »Wohin wendest du dich von hier aus?«
»Zu den Sandtürmen, dann hinaus auf die Ebenen.«
Gyrol deutete mit dem Kopf auf Tergal, der unschlüssig zehn Schritte vor dem Tisch stehen geblieben war. »Dann weise diesen Jungen an, dass er dir den Rücken freihalten soll.
Sofern diese vier nichts Dummes anstellen, werde ich sie nicht lange in Gewahrsam behalten können.«
Anderson schnitt eine Grimasse, entschied aber, lieber nicht laut auszusprechen, dass Tergal womöglich nicht die beste Wahl dafür war, ihm den Rücken freizuhalten.
Gyrol traf Anstalten zu gehen, zögerte dann aber noch. »Seltsame Gerüchte kommen von den Ebenen - hast du etwas damit zu tun?«
»Was für Gerüchte?«
»Seltsame Kreaturen … Nomaden, die andere Wege einschlagen, um bestimmten Gebieten auszuweichen. Wie ich schon sagte: Gerüchte eben.«
»Drachen?«
»Das war deine Wortwahl, nicht meine.« »Ja, ich habe vor, mir das einmal anzusehen.« »Dann sei vorsichtig, Ritter.« »Das werde ich.«
Anderson stand auf, als Tergal jetzt näher kam. Es war eindeutig Zeit, die Stadt zu verlassen.
Kapitel Sieben
Verstärkt: Im populären Gebrauch heißt »verstärkt« heute eindeutig etwas anderes als »aufgerüstet«. Aufgerüstet ist man mit einer körperlichen Verstärkung durch chemische oder nanostrukturelle/chirurgische Mittel. Verstärkt hingegen ist, wer eines oder mehrere der heute verfügbaren Hilfsmittel aus den Kategorien der kybernetischen Geräte, mechanischen Zusätze und ganz besonders der Gehirnverstärker nutzt. Im letztgenannten Fall haben wir es, abgeleitet vom allgegenwärtigen »Verstärker«, mit Wortbildungen zu tun wie »verstärkt«, »sich einpowern« und dem abscheulichen »total aufgemotzt«. Und damit nicht genug, verwechselt der Volksmund heute doch sogar schon mal »verstärken« und »vorhersehen«, durchaus verständlich, wenn man bedenkt, welche Verbindungen ein Verstärker herstellen kann und was dann an Informationen verfügbar wird. Und so kann man heute seinen Kenntnisstand aus dem KI-Netz heraus »aufmotzen« und durch prognostische Verstärker-Unterprogramme gar so genannte »Vorhersagen« treffen. ( aus dem »Quittenhandbuch«, zusammengestellt von diversen Menschen)
Die Umgebungstemperatur stieg rapide, und in Anbetracht der Art und Weise, wie er sich, einer Larve gleich, kriechend über den Erdboden hinwegwuchtete, wusste Cento, dass er das Vermessungsschiff nicht erreichen würde, ehe seine Servomotoren wieder streikten oder ihn schließlich einer der mächtigen Gesteinsbrocken, die fortwährend vom Himmel regneten, in den Boden hämmerte.
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