Der Messingmann
Verbindung mehr zu ihm - obgleich das nicht ungewöhnlich ist, da keinerlei Vorkehrung getroffen worden war, eine Kommunikationsverbindung aufrechtzuerhalten. Der Sektor-KI ist es zwischenzeitlich nicht gelungen, Kontakt zur Trägerschale aufzunehmen.«
»Trägerschale?«, fragte Gant.
Jack fuhr fort: »Ein Landungsboot wurde im Rumpf eines Subraumträgerschiffs zum Fundort des Artefakts entsandt. Beide sind Privateigentum einer Stiftung für Archäologie; beide sind über zweihundert Jahre alt und ohne KI-Steuerung. Das Landungsboot verfügt nicht nur über keine Subraumtrieb-werke, sondern auch über keinen Subraumsender.«
»Jack«, sagte Cormac, »vergiss Viridian und bring uns lieber dorthin. Ich denke, dort finden wir eine frischere Fährte.« Jetzt blickte er zu dem elektrischen Stuhl hinüber. »Außerdem solltest du mehr ausgehen, Jack.«
Die Magmarinnsale auf dem Rumpf des Vermessungsschiffs strahlten ins Vakuum ab, während sie kühler wurden. Die Trägerschale, die jetzt vor dem Boot wie eine riesige eiserne Schraubenmutter im Weltraum hing - wobei das Loch im Zentrum für die Aufnahme des Vermessungsschiffs geformt war statt für irgendeinen Riesenbolzen - hatte sich schon abgekühlt. Cento dachte sich, dass er im Grunde mit so was gerechnet hatte, und studierte analytisch das durch die Flanke der Schale gestanzte Einschussloch und die strahlenförmig rings um diesen Schaden verlaufenden Spritzer geschmolzenen Metalls. Entweder war Skellors Schiff mit kinetischen Waffen ausgerüstet, oder der Mann hatte sich irgendein kosmisches Trümmerstück im System gegriffen und auf die Schale geschleudert. Wie er es erreicht hatte war nicht wichtig. Allein das Ergebnis zählte: Alle Systeme des Trägers waren ausgefallen, und es schien, als würde er nie mehr Schiffe durch den Subraum transportieren. Trotzdem lenkte Cento das kleine Schiff ins Andockloch. Drei der zehn automatischen Halteklammern packten zu, und das Schiff wurde an die Luftschleuse und die Tank- und Aufladeanlagen herangeführt; weitergehende Aktivität blieb jedoch aus. Cento öffnete den Sicherheitsgurt und stieß sich nach achtern ab. Wenigstens brauchte er sich hier nicht mit Schwerkraft herumzuschlagen.
Die Luftschleuse des Bootes war mit jener der Trägerschale verkoppelt, aber die Einstiegsluke zur Schale öffnete sich nicht, obwohl sie eine eigenständige Stromversorgung hatte. Welches System auch immer sie steuerte, es war intelligent genug für die Erkenntnis, dass das Landungsboot keine Luft enthielt, jedoch nicht ausreichend intelligent für die Überlegung, dass der einzige Passagier anscheinend nicht zu atmen brauchte. Cento beherrschte das, was er an Frustration emulieren konnte, kehrte ins Cockpit zurück und schaltete den Computer wieder ein. Dieser informierte ihn per Monitor freundlicherweise darüber, dass an Bord keine Atmosphäre existierte, ihm jedoch mehrere Optionen zur Verfügung standen.
»Dumme Maschine«, formulierte er im Vakuum mit den Lippen und wies den Computer an, das Landungsboot von neuem mit Luft zu füllen. Dann kehrte er zur Luftschleuse zurück und wartete lange Minuten darauf, dass sich die Luke öffnete. Er fluchte lautstark, als sich die Luke nach wie vor zu öffnen weigerte, diesmal weil die Trägerschale selbst keine Atmosphäre enthielt, und
machte sich auf die Suche nach dem nötigen Werkzeug. Drei Stunden später konnte er die Luke endlich durchqueren.
Brände hatten das Innere der Schale verwüstet, waren vom explosiven Einschlag durch die ringförmigen Transitröhren getrieben worden. Cento legte drei Viertel der Ringbahn zurück und fand schließlich die Einschlagsstelle, wo er einen forschenden Blick in den Schacht warf, den der Fremdkörper durch die Trägerschale gestanzt hatte. Skellors Schuss war bewundernswert präzise gezielt gewesen. Was das auch immer für ein Objekt gewesen war, es hatte eines der drei ausbalancierten Subraumtriebwerke durchschlagen und auch den Hauptfusionsgenerator zerstört. In einer Hinsicht schätzte sich Cento glücklich: Wenigstens war der Generator einfach nur ausgefallen und nicht explodiert - denn in einem solchen Fall hätte hier überhaupt keine Trägerschale mehr existiert. Er stieß sich jetzt durch den Hohlraum ab und steuerte sich in die Transitröhre dahinter. Als er endlich die gesuchte Stelle erreichte - eine schlichte Schiebetür -, trieb er die flache Hand mit solcher Wucht durch die dünne Schicht aus Metall und Isolierung, dass er sie glatt
Weitere Kostenlose Bücher