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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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widersprechen, aber es ist eine akademische Frage. Es ist Ihnen gelungen, den Zweck einer Kette dieser Moleküle zu bestimmen und aus ihnen das Myzelium zu entwickeln, das Apis Coolant und Ihnen selbst das Leben rettete.«
    »Neunundneunzig Prozent waren reine Spekulationen über den generellen Zweck der Struktur, und letztlich habe ich es ohnehin falsch gemacht.«
    »Trotzdem… «
    Mika blickte an dem riesigen Gebäude empor: Jedes Atom hier war groß genug, um es in die Hand zu nehmen. Sie drehte ein kleines virtuelles Einstellrad und damit das Riesenmolekül. Sie vermutete, dass sich manche Leute von der Komplexität der Aufgabe hätten abschrecken lassen, aber ungeachtet der eigenen Worte war sie einfach nur aufgeregt über dieses Projekt. Sie hatte schon mit weiteren Forschern an Bord der Jerusalem gesprochen und herausgefunden, dass es ihnen ganz ähnlich ging. Und Tausende von ihnen waren an Bord; jeder Einzelne studierte eine einzelne kleine Facette der Dschainatechnik, ein Stück des dreidimensionalen Puzzles, während Jerusalem selbst alles zusammenfügte.
    Durch Auswahl einer roten Münze mit einem Ouroboros auf einer Seite startete Mika ein Programm, entwickelt von der KI, das eine virtuelle Analyse des Moleküls durchführte. Wie ein Netz fiel ein würfelförmiges Gitter aus leuchtenden Linien herab und umschloss das Molekül. Das Programm wählte nun einige Teilwürfel aus und löste die von ihnen umfassten atomaren Strukturen aus dem Hauptkorpus, drehte sie in der Luft und spuckte Formeln und ganze Bände von Daten aus wie Hieroglyphen, die an Insektenflügel erinnerten. Neben Mika stiegen Flachbildschirme aus dem Boden und stellten die Ergebnisse dar, wie sie jeweils eingingen. Durch Anwahl eines ganzen Bogens aus farbigen Münzen, die Ikonen des Lebenskovens zeigten, startete sie nun eigene Programme zur Analyse dieser Ergebnisse und wiederholte diesen Vorgang mehrfach. Durch Erprobung von Szenarien und eines gewaltigen Spektrums an Umweltparametern versuchte sie, die theoretischen Funktionen des Moleküls zu ergründen. Zuzeiten brachen ihre Theorien unter diesen virtuellen Tests zusammen, zu anderen Zeiten hielten sie ihnen stand.
    Wie eine von sichtbaren Zauberformeln und heraufbeschworenen Edelsteinen umringte Magierin arbeitete sie nun schneller und verengte das Spektrum ihrer Fragen. Sie stellte fest, dass in einer oxidierenden Atmosphäre ein Teil der atomaren Struktur - auf ähnlichem Weg wie der Blutfarbstoff Hämoglobin - Sauerstoff anlagerte. Daraufhin diente die Struktur als Katalysator und formte das Molekül mit Hilfe des Sauerstoffs in jede feste Substanz um, mit der sie in Berührung kam. Stunden später fand Mika heraus, dass die Metallatome in dem Molekül manche Stoffe ionisierten und damit den Umformungsprozess vervollständigten. Einfach ausgedrückt: Eine sichtbare Menge dieser Verbindung würde wie eine starke, immer aktive Säure funktionieren. Aber selbst das war noch nicht alles, wie es schien. Mika wurde jetzt richtig aufgeregt, als sie sah, was das Zeug mit Kohlenstoff anstellte: Es formte ihn auf seinem zerstörerischen Weg zu zylindrischen Nanoröhren um. Das kannte Mika schon aus der Nanotechnik der Polis.
    »Bohrkopf und Kabelleger«, stellte sie plötzlich fest. Jerusalem, die lautlos von ihrer Seite verschwunden war, tauchte wieder auf. »Das ist ein Teil davon, ja. D’nissan, Colver und James arbeiten jeder an anderen Teilen.« Mit diesen Worten tauchten drei weitere riesenhaft vergrößerte Moleküle ein gutes Stück über Mika auf und sahen dort aus wie plumpe Monde. »Das Molekül, das Sie erforschen, funktioniert zum Beispiel nicht im Vakuum. D’nissan hat eines entdeckt, das gänzlich mit nanoskopischer Ionisation arbeitet und dabei aus dem Hauptkorpus der Dschainastruktur elektrische Energie erhält; Colver hat metallische Nanoröhren entdeckt, die mechanisch bohren.« Während die KI redete, wurde jede geschilderte Funktion kurz in virtueller Darstellung beiderseits von Mika demonstriert. Jerusalem zeigte ihr damit, dass die Forschungsergebnisse ihrer Kollegen für sie verfügbar waren, falls sie sie benötigte.
    »Was ist mit James?«, fragte Mika geistesabwesend; dann wurde ihr auf einmal klar, was sie gesagt hatte, und war begeistert darüber, wie natürlich ihr die Frage über die Lippen gegangen war.
    »Susan James hat eine Molekularstruktur ähnlich Ihrer entdeckt, die aber ängströmbreite optische Leitungen innerhalb größerer Nanoröhren aus

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