Der Metallschwarm
faltete die Hände. »Anschließend haben wir noch bessere Bilder für die Medien.« Er sah erst Sarein an, richtete dann einen durchdringenden Blick auf Cain.
»Noch irgendwelche Fragen?«
Cain antwortete, bevor Sarein etwas sagen konnte, das sie später bereute.
»Nein, Sir.«
In seine Wohnung zurückgekehrt saß Cain in herrlicher Stille und betrachtete ein perfekt beleuchtetes Gemälde. Das Meisterwerk spendete ihm Trost in einem Universum, das völlig verrückt zu sein schien.
Er atmete tief durch und versuchte sich vorzustellen, in dem Gemälde zu verschwinden. Veläzquez war ein Genie, zweifellos Spaniens größter Maler.
Cain konnte sich gar nicht satt sehen an seinen Darstellungen, an den Farben und nuancierten Pinselstrichen.
Doch seine Gedanken kehrten immer wieder zum Vorsitzenden Wenzeslas zurück. Die Bilder von Usk wühlten ihn mehr auf als die beunruhigendsten Gemälde Goyas. Der Titan Saturn, der seine Kinder verschlang. Cain befürchtete, dass weitere Katastrophen dieser Art bevorstanden.
Er verlor das Gefühl für die Zeit und stellte schließlich fest, dass mehr als eine Stunde vergangen war. Langsam stand er von der Sitzbank auf und streckte den schmerzenden Rücken. Er hatte die Wohnung bereits überprüft und sich vergewissert, dass es keine Abhörvorrichtungen gab, woraus er schloss: Basil Wenzeslas hielt seinen Stellvertreter nicht für einen Verräter - noch nicht.
Er stellte eine sichere Verbindung zu Captain McCammon her, von dem er wusste, dass er derzeit nicht im Dienst war. »Haben Sie die Relaisstationen vorbereitet, Captain?«
»Ja, Mr. Cain. Mehrere Angehörige der königlichen Wache haben mir dabei geholfen.«
»Und Sie vertrauen ihnen?«
»Soweit man anderen Leuten trauen kann. Ihnen sind gewisse Details in Hinsicht auf die Flucht von König Peter und Königin Estarra bekannt. Das würde genügen, mich um Kopf und Kragen zu bringen«, sagte McCammon mit einem Hauch von schwarzem Humor. »Wenn es ein schwaches Glied gäbe, hätte ich es inzwischen bemerkt.«
»Gut. Es wird Zeit, die Nachricht so weit wie möglich zu verbreiten. Der Vorsitzende versucht, das zu verhindern, und wir halten dagegen. König Peter wird Gelegenheit bekommen, zu den Bürgern der Erde zu sprechen, und sie werden ihm glauben.«
»Daran zweifle ich nicht, Sir. Aber mit welcher Reaktion rechnen Sie? Glauben Sie, dass es zu einem spontanen Aufstand kommt?«
»Nein. Vermutlich müssen wir ein bisschen nachhelfen.«
119 ADMIRAL SHEILA WILLIS
Willis hielt ihr Wort und sorgte dafür, dass sich die TVF-Soldaten nicht groß in die Angelegenheiten der Rhejakaner einmischten. Sie gestattete Hakim Allahu, mit den Roamern Handelsvereinbarungen in Hinsicht auf weniger wichtige Waren zu treffen, während die TVF eine Schiffsladung Prioritätsgüter vorbereitete - die Produkte sollten zur Erde gebracht werden, sobald eine vom Vorsitzenden autorisierte Zahlungsanweisung von der Hanse eintraf.
Die Admiralin stand am Rand der künstlichen Insel und beobachtete, wie die bunten Fische im Wasser schwammen und die Algen fraßen, die an den Pontons wuchsen. Willis hatte beobachtet, wie ihre Soldaten heimlich Nahrungsbrocken ins Wasser warfen, um die Fische zu füttern.
Es war zu keinen weiteren Sabotageakten gekommen - Rhejaks Obrigkeit wachte mit scharfen Augen über die Bürger. Willis hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass Kooperation für alle am besten war. Die drei jungen Männer hatten eine Woche in der Arrestzelle eines Manta-Kreuzers verbracht, und Conrad Brindle schien sie dort so eingeschüchtert zu haben, dass sie gar nicht mehr daran dachten, irgendwelchen Unsinn anzustellen.
»Ich verabscheue es, wenn normalerweise gute Jungs auf die falsche Seite geraten«, hatte Brindle geknurrt. Willis fragte sich, auf welche konkrete Erfahrung sich seine Worte bezogen. Sie kannte seinen Sohn Robb, der immer ordentliche Arbeit geleistet hatte.
Als ein hagerer junger Roamer namens Jym Dooley mit unerwarteten Nachrichten kam, brachte Allahu ihn zu Willis auf die Pontoninsel. »Admiral, der Konflikt ist fast vorbei! Wenn der Vorsitzende weiß, was für die Erde gut ist, muss er sich irgendwie mit uns arrangieren.«
»Das ist eine recht kühne Bemerkung, Mr. Allahu. Unser junger Roamer hier sollte mich erst mal informieren.«
Dooley hatte zerzaustes Haar und schien immer der Panik nahe zu sein. Er war knochig, blass und vierundzwanzig Jahre alt, und ein brauner Bartflaum ließ seine Wangen schmutzig erscheinen.
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