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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Morgen setz ich mich dann rein, okay!«
    Das war’s dann mit der Zuwendung, und Rolf verschwindet in seiner Grube. Nur sein Kopf schaut noch heraus. Bis zur Nase hängen ihm die blonden Stirnfransen ins Gesicht, hinter denen er mit großen Augen, als würde er auf seine Abholung warten, hinüber zu Michaela und Jole sieht.
    Mittlerweile empfindet er nur noch gewaltig Mitleid, der Metzger – und da ist er nicht der Einzige.
    Für eine derartige Offensive, wie sie nun die Dame in ihrem blau-weiß karierten Bikini eine Reihe dahinter an den Tag legt, allerdings fehlt ihm die Courage.
    »Rolf? Bua, du hoaßt doch Rolf, oder?«, brüllt sie. »I wüü mi jo net einmischa, abaa willst net rüberschaun zum Zelt vom Kiddyclub, die mochan gonz tolle Dinge, des gfreit di sicha mehra, ois do den Kaschperl zu mocha. Weil bis dass do wer von deine Herrschoften mit dir schpuit, kannst worten, bis d’ schworz wirst, des sog i da!«

Der sechste Tag und der schwarze Mann
    »Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?«
    »Nieeeeemand!«
    »Wenn er aber kommt?«
    »Dann laufen wir davon!«
    Idioten gibt es auf diesem Planeten, da hat der Herrgott einen verdammt schlechten sechsten Tag erwischt, ist sich Dolly sicher. Strahlend blau ist der Himmel, völlig antriebslos das laue Lüftchen, die Kinderanimation in vollem Gange. Unter der überhitzten Plane des quaderförmigen Kiddyclub-Zelts überquert eine launige Schar kleiner Mäuse quietschend den mit Wasser eingespritzten Plastikboden.
    So eine schlechte Errungenschaft ist die gelegentliche Fremdanimation des Nachwuchses nicht, weiß die aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in diesem mit umfassender Kinderbetreuung ausgestatteten Hotel tätige Angestellte Dolores Poppe, kurz Dolly, sehr gut. Nur alles schön mit Maß und Ziel. Aus der Vielzahl der von ihr beobachteten Eltern stechen nämlich zwei bedenklich häufig vorkommende Extreme heraus:
    Solche, die mit ihren Kindern in den Urlaub fahren, um ohne Kinder Urlaub machen zu können, ihren Nachwuchs in der Früh abgeben, und bis zum Nachmittag waren sie nicht mehr gesehen.
    Und solche, die für ihre Kinder in den Urlaub fahren, um mit den Kindern Urlaub machen zu können, ihren Nachwuchs in der Früh abgeben, und bis zum Nachmittag waren sie gesehen, und zwar im Halbstundentakt, versteckt an mit detektivischer Finesse ausgewählten Plätzchen. Keiner würde sie entdecken, wäre da nicht dieser Selbstverrat, dieses wie zufällig wiederkehrende Vorbeispazieren, jedes Mal ausgerüstet mit dem stets griffbereiten Survival-Rucksack: »Mäuschen, willst du nicht schnell ein Schlückchen trinken; Mäuschen bist du auch gut eingeschmiert, wo ist denn dein Sonnenhut; Mäuschen, du bist ja ganz verschwitzt, nicht dass du dich im Schatten verkühlst, komm schnell her, ich hab ein Leibchen mit, und beiß schnell von der Banane ab!«
    Ignoring oder Stalking also.

    Ja, die Extreme, die geben Dolly schwer zu denken, und seit sie von der Kinder- in die Erwachsenen-Animation und zur Strandbar-Betreuung gewechselt hat, fällt ihr noch mehr auf, bei wem Eltern ihre Kinder deponieren. Kinderanimateure sind da dabei, die regelmäßig nach Dienstschluss dermaßen ungehemmt die kläglichen Reste ihres Gehirns in Richtung Köpermitte rutschen lassen, dagegen waren die wilden 68er ein Pfadfinderlager. Dolly kann ein Lied davon singen, denn leider wollte und folglich musste sie einen dieser Schweinigel eine Spur näher kennenlernen, was entsprechende Spuren hinterlassen hat.
    Nein, hätte sie Kinder, keines davon würde jemals irgendein Kiddyclub-Zelt zwecks Unterhaltung von innen oder einen Vollpfosten, wie zweifelsohne Jürgen Schmidts einer ist, zwecks Unterhaltenwerdens von vorne sehen. Nur, wie gesagt, Dolly Poppe hat eben keine Kinder, was weiß sie also schon?
    Dass die Kleinen in diesem Zelt abgegeben werden, um Spaß zu haben, weiß sie zum Beispiel, und welche Taschentuchmenge manche von ihnen benötigen, um endlich draufzukommen, wie lustig das auch wirklich alles ist.
    So sitzt sie, wieder einmal, extra von der Strandbar herbeordert, vor der Plastikplane des Kiddyclubs, eine vierjährige Rosalie auf ihrem Schoß, eine Tiger-Handpuppe übergestülpt, und brummt mit tiefer Stimme den in ihrer Laufbahn schon so oft gesagten Satz: »Ich, Tiiiiiger Tommy, verspreche hoch und heilig, dass Mama und Papa ihre Roooooosaaaaliiiie ganz bestimmt ganz fest liiiiiiiebhaben und bald wiederkommen, jaaaaawohl!«
    Im Hintergrund watscheln gerade die Kleinen,

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