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Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Metzger kommt ins Paradies: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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die allesamt ohnedies nicht die sichersten sind auf ihren Beinchen, durch ein etwa 30 Meter langes, 10 Meter breites, gerade mal knöcheltief eingelassenes, aufblasbares Schwimmbecken von der einen Seite auf die andere, Brunzbecken, wie Jürgen das von ihm viel zu selten gewechselte, abgestandene Wasser abends nach ein paar Bierchen in trauter Runde zu bezeichnen pflegt. Spaßig sieht das alles aus. Die Zwerge fallen hin, stehen auf, watscheln weiter, all das, um den Fängen des schwarzen Mannes zu entkommen.
    Ja, registriert Dolly verwundert, dieser Zeitvertreib hat überlebt und mit Vertreiben bedenklich viel zu tun. Er findet vereinzelt statt in Kindergärten, in Schulen, auf Pfadfinderlagern, auf Kindergeburtstagsfeiern, und er findet statt hier im Kiddyclub-Zelt, durchgeführt von Jürgen Schmidts. Der schwarze Mann steht als Pseudonym für den Eindringling, das Bedrohliche, das Fremde auf der gegnerischen Seite, und auf Kommando müssen sich die Kleinen ganz offiziell vor ihm fürchten und an ihm vorbeilaufen, ohne gepackt zu werden, hoch lebe die Nachhaltigkeit der Pädagogik. Nein, um Wählerzuwachs muss sich der Rechtspopulismus keine Sorgen machen.
    Dolly ist außer sich, streift Tiger Tommy von der einen, nimmt Rosalie an die andere Hand, marschiert ins Zelt und zählt geschätzte 30 Sprösslinge, ergibt in etwa 30 Euro. Das ist es ihr wert.
    Dann schickt sie einen schrillen Pfiff durchs Becken und brüllt:
    »Wenn ihr es schafft, den lieben Jürgen unterzutauchen, gibt es für jeden hier eine Kugel Eis – una pallina di gelato per tutti.«
    »Wie, tutti?« Da hat der Herzensbrecher Jürgen Schmidts noch gar nicht richtig überrissen, inwiefern sich gerade die Aufgabenstellung des Spiels geändert hat, spürt er, wie unfassbar hoch knöcheltief aus der Waagrechten betrachtet sein kann. Sichtlich panisch schnappt er nach Luft.
    »Gehört gewechselt, das Wasser, oder?«, geht es Dolores amüsiert durch den Kopf. Ja, jetzt ist es hier herinnen wirklich lustig, muss sie sich nun ebenso eingestehen wie die Tatsache, dass ihr an ihrer linken Seite jemand fehlt.
    »Rosalie?«, brüllt sie. Der Schrei aber geht, ebenso wie immer wieder auch Jürgen, unter. Zu laut ist das vergnügte Gekreische der Kleinen, zu ungestüm, als wären sie zu Besuch in einem Streichelzoo, das Geturne auf den Armen, Beinen, der Brust und dem Kopf ihres Animateurs. Und weil diverse kleine Häschen, Meerschweinchen, Kitz- und Lämmlein von der sie vermeintlich liebkosenden Kinderschar schon reihenweise in Jenseits befördert worden sein sollen, wirft sich Dolly Poppe rechtzeitig vor Jürgens endgültigem Untergang ins Getümmel und ist anfangs beruhigt.
    Auch die kleine Rosalie ist offenbar quietschvergnügt mit dabei, beim kollektiven Eintunken, der liebe Jürgen allerdings ist weder vergnügt, noch scheint er eines Quietschens, ja überhaupt eines Tones fähig. Und jetzt vergeht ihr natürlich der Spaß, der lieben Dolly.
    »Weg, weg, weg mit euch, aber dalli! Britta, kauf den Kleinen ein Eis, ich geb dir nachher das Geld. Und jetzt raus aus dem Zelt!«, brüllt sie, stürzt zu dem aus der Nase und einer aufgeplatzten Lippe blutenden regungslosen Jürgen, setzt ihn an den Beckenrand gelehnt hoch, ohrfeigt ihn, ruhig ist es geworden in diesem überhitzten, nun verlassenen Vergnügungstempel.
    »Du stirbst jetzt nicht, du Scheißkerl, das tust du mir nicht auch noch an!«, bearbeitet sie so lange durchaus schwunghaft, mit beiden Handflächen abwechselnd, seine Wangen, bis Jürgen schließlich die Augen öffnet – womit sich zur Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage eine weitere lebensrettende Sofortmaßnahme gesellt hätte. Heilfroh ist sie sowohl über den Augenaufschlag des Ex-Kollegen als auch über die Tatsache ihres frisch vergebenen Herzens. Wie meistens ein von nicht so fern angereister Gast, und diesmal fühlt es sich wirklich richtig nahe an, diesmal könnte mehr draus werden.
    »Ah, das brennt!«, ist mit glühend roten Backen Jürgens erste Wortmeldung, und unter Garantie meint er nicht die aufgeplatzte Lippe, deren Erstversorgung nun Dolores am Herzen liegt. Hektisch läuft sie hinter einen Paravent, öffnet dort den mit einem roten Kreuz versehenen kastenförmigen Plastikspind, und diesmal kommt jede Rettung zu spät, ebenso wie Dollys Schritt zur Seite. Schwerfällig kippt ihr ein großgewachsener, regungsloser Körper entgegen und landet in ihren Armen. Wie der Kopf eines Liebenden legt sich das fremde Haupt auf

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